Liederbuch für fröhliche Brenner
Dritter vermehrte Auflag, 1927
Institut für Gärungsgewerbe, Berlin
Nachdruck verboten
Eigentum des Vereins der Spiritus-Fabrikanten in
Deutschland
Inhalt
Allgemeine Lieder (S. 5-13)
Deutschland, Deutschland über alles (5)
Im Krug zum grünen Kranze (6)
Stimmt an mit hellem hohen Klang (6)
Von allen den Mädchen so blink und so blank
(7)
Morgen muß ich fort von hier (8)
Keinen Tropfen im Becher mehr (9)
Steh ich in sinst'rer Mitternacht (10)
Ein lust'ger Musikante maschierte am Nil (11)
Sind wir nicht zur Herrlichkeit geboren (12)
Im schwarzen Walfisch zu Askalon (13)
Oskar Saares
Lieder für fröhlich Brenner
(zum Teil zeitgemäß umgestaltet) (S.
14-27
Dämpfen und Maischen (14)
Malzbereitung (15)
Hefenführung (16)
Gärung (17)
Goldene Regeln für den Brennereibetrieb (18)
Destillation (22)
Rektifikation (22)
Schlempe (23)
Brenners Heim (24)
Spiritusverwertung (24)
Enzyme (25)
Stärkelied (27)
Brennerlieder von Hermann Pallas
(S. 29-)
Auf zum Gesang!
Des Brenners Helfer (S.
30-40)
Das Wasser (30)
Kohle und Dampf (31)
Das Malz (32)
Die Kartoffel (34)
Die Hefe (35)
Die Gärung (37)
Die Goldenen Regeln (38)
Des Betriebes Lust und Leid (S. 41-52)
Die Neuen (41)
Im Kartoffelkeller (44)
An der Malzquetsche (45)
Im Brennraum (45)
Beim Maischen (46)
An den Heizer (47)
Kaltes Blut (48)
Der Erfinder (49)
Die Brennersfrau (50)
Betriebsschluß (51)
Betriebslose Zeit (52)
Aus alten Zeiten (S.
52—54)
Des alten Brenners Klage (52)
Tante Maischraumsteuer (54)
Draußen (S.
56-61)
Auf zur Versammlung! (56
Das Institut für Gärungsgewerbe (57)
Die Spiritus-Zentrale (58)
Abschied vom Kursus (59)
Die Spritscholaren (60)
Delbrück (61)
Oskar Saares
Prof. Dr. Oskar Saare (1854-1903), war ehemaliger
Leiter der Abteilung für Stärke-, Stärkezucker- und
Dextrinfabrikation des Institutes für Gärungsgewerbe in
Berlin. Er leistete durch seine zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten
einen entscheidenden Beitrag zur Modernisierung und Rationalisierung
der Stärkefabrikation in Deutschland.
Lieder für fröhlich Brenner
Dämpfen und Maischen
1. Spiritus, Spiritus;
Weiß du, wie man’s machen muß?
Erst im Henze dämpfen lassen,
durchs Ventil dann ausgeblasen,
in den Vormaischbottich sacht.
2. Vorher fein, vorher fein
von dem Malz ’nen Teil rühr ein;
dann maisch mutig los und heiter,
aber führ und kühl stets weiter,
geh auf fünfundfünfzig Grad.
3. Jetzt gib acht, jetzt gib ach!
Eine Weil’ wird Halt gemacht;
schnell das Restmalz zugekluckert,
daß die Stärke sich verzuckert –
und auf zweiundsechzig dann!
4. Aber wenn, aber wenn
in dem Malz Bakterien,
dann wär’s ganz falsch, man
bedächt’ sich,
ging nicht auf fünfundsechzig,
daß die Maische keimfrei sei.
5. Kaum gedacht, kaum gedacht,
ist Verzuick’rung schon gemacht,
’n halbes Stündlein magst du weilen,
aber dann heißt es sich eilen:
kühle ab, so schnell du kannst!
6. Warte still, warte still!
bis die Maische ord’ntlich kühl;
dann die Hefe zugeplumpet,
in den Gärbottich gepumpet,
Celsius zeige fünfzehn Grad!
Malzbereitung
1. In einem kühlen Grunde,
da wächst das Gerstenmalz,
nachdem die Gerste viel Stunden
gequollen ebenfalls.
2. Dort halt’ in niederen Haufen
sie kühl und immer feucht,
durch „Werfen“ gib ihr zu schnaufen,
bis kräftige Wurzeln sie zeigt.
3. Bewahr’ vor Schimmel, Zug, Hitze
den Haufen auf Schritt und Tritt,
bedenk im Gedankensitze:
„Malz ist die Seele vom Sprit!“
*
Hefenführung
1. Ich weiß nicht, was soll das bedeuten,
daß ich stets traurig bin;
soll ich die Hefe bereiten,
ach Gott, was liegt da nicht drin!
Das Hefengut zu erneuern,
nehm’ Schlempe ich, Süßmaische
Schrot?
Die Temperatur beim Säuern,
die hat die schwere Not.
2. Der eine sagt „einige vierzig“,
dem andern ist das noch zu kalt;
und nur das eine weiß ich:
mach’ nie bei vierzig Grad Halt!
Milchsäureferment, das teure,
erkältet sich dann sofort;
es wimmelt von Buttersäure
und riecht nach Hefenmord.