Freiligrath, Ferdinand

Zu Worten wie „Neger“, Mohr und Afrika
Aus:
1. Schmidt-Weißenfels, Ferdinand Freiligraths Werke in neun Bänden, Verlag von Th. Knaur Nachf., o. J. Bd. 1, Berlin – Leipzig, 1905

Der Schlittschuh-laufende Neger (Januar 1833), S. 13-15.
Leben des Negers (1836), S. 26
Der Mohrenfürst (Sein Heer durchwogte…), S. 35
Afrikanische Huldigung

2. Prof. Dr. K. Macke, Ferdinand Freiligraths Werke. Neue Pracht-Ausgabe, Verla von W.  Herlet, Berlin, o. J.



Der Schlittschuh-laufende Neger.
Januar 1833.

Du, von Gestalt athletisch,
Der oft am Gambia
Den wunderlichen Fetisch
Von Golde blitzen sah;

Oft unter dem Äquator
Des Panthers Blut vergoß,
Und nach dem Alligator
Mit gift’gem Pfeile schoß;

Dort, wo auf Palastpforten
Gebleichte Schädel stehn,
An jenen fremden Orten
Mag ich dich gerne sehn,

Wo aus geborstnen Bäumen
Das gelbe Gummi quillt,
Stehst du in meinen Träumen,
Ein ernstes, schwarzes Bild;

S. 14
Ein Wächter und ein Hüter,
Mit Perl’ und Gold geziert,
Der mittäglichen Güter,
Di da dein Land gebiert.

Dort seh’ ich gern dich treiben
Das Nashorn in die Flucht!
Doch fremd wirst du mir bleiben
Auf dieser nord’schen Bucht.

Was fliegst du auf dem Eise
Und sprichst der Kälte Hohn,
O du, der Wendekreise,
Des Südens heißer Sohn?

Du, der, bis an den Nabel
Entblößt, zu Rosse sprang,
Und in die Kettengabel
Den Hals des Sklaven zwang?

Aus diesem bunten Schwarme,
Im rauen Pelzgewand,
Ragst du, verschränkt die Arme,
Gleichwie ein Nekromant,

Der mit geweihtem Ringe
Der Geister Trotz besiegt,
Und auf des Greifen Schwinge
Durch die Sahara fliegt.

O segle, wenn im Lenze
Kein Eis dein Schiff mehr hält!
Nach deines Landes Grenze
Zeih’ heim in dein Gezelt!

S. 15
Goldstaub auf deine locke
Streut dort das Land Dar Fur;
Hier schmückt sie Reif und Flocke
Mit Silberstaube nur!

Aus: Schmidt-Weißenfels, Ferdinand Freiligraths Werke in neun Bänden, Verlag von Th. Knaur Nachf., o. J. Bd. 1, Berlin – Leipzig, 1905, Erster Band, Gedichte 1938, S. 13



Leben des Negers.
1886.

Ein hölzern Bein, zwei Krücken,
Du armer, schwarzer Mann,
Von Hanfgarn Netze stricken,
Und feil sie bieten dann:

Das ist dein Los! – im Sande
Führt deine Heimat Gold,
Und ach! im fremden Lande
Erflehst du Kupfersold.

Beim Himmel! von dem Knaben,
Der keck auf Straßen ritt,
Zum Greise, der, daß Gaben
Er fordre, vor mich tritt;

Vom Netz, durch welches Flossen
Des Nigers der erblickt,
Zum Netze, das, zerschossen,
Der Invalide strickt: -


Beim Himmel! mitten inne
Reich mag das Leben sein!
Du Krauskopf, nicht entrinne!
Sei Gast mir, tritt herein!

Dein Garn mir und dein Reden!
Mein Wein hier ist für dich!
Vom Sand- und Wasseröden,
Von See- und Landschlacht spricht!

Da! – Palmenwälder dunkeln;
Hyan’ und Löwe dräu’n;
Auf Königshäuptern funkeln
Gold, Perl’ und Edelstein!

Aus unerforschten Quellen
Rauscht stolze der Niger her;
Mit hunderttausend Wellen
Braust auf das heil’ge Meer.

Die Peitsche tönt, die Fessel:
Noch einmal schau’ zurück!
O brodemvoller Kessel!
O Raum der Sklavenbrick!

Rohrfelder! Hütt’ an Hütte!
Gedrängt am Mühlentor!
Es fällt mit kräft’gem Schnitte
Der Mohr das Zuckerrohr!

S. 28
Wer den Plantagenhauer
Mit Macht zu führen weiß,
Der ist auch wohl kein Schauer
In rüst’ger Fechter Kreis!

An Bord! Die Wimpel fliegen!
Vom Mars hernieder späh’!
Jetzt gilt es, zu bekriegen
Den Feind auf offner See!

Hui, wie das Segel reffen,
Hui, wie das entern kann!
 grausenvolles Treffen!
O Ringen Mann an Mann!

Zuschaut mit offnem Rachen
Der Hai, der ihre Gruft!
Ein Blitzen und ein Krachen!
Sie fliegen in die Luft!

O Tor, auf blut’ger Tonne
Zu schwimmen ins Spital!
Nun hinkt, daß er sich sonne,
Der Greis ums Arsenal:

Von allem losgerissen,
Wofür sein Herze schlug!
Verkümmern so zu müssen,
Es ist ein harter Flucht!

Da steht er, alte Wunder
Im Haupt! – Daß Gott erbarm:
Mit seinem Alltagsplunder
Umschnattert dich der Schwarz;

S. 29
Geht kühl an dir vorüber!
Was Nil und Niger hier?
Und innen, brennt’s, wie Fieber,
Und zuckt’s, wie Wahnsinn, dir!

Die Hand gib, alter Krieger!
Was gilt’s, wir dulden gleich.
Stoß an! Kap Berd! der Niger!
Und – mein Gedankenreich!

Aus: Schmidt-Weißenfels, Ferdinand Freiligraths Werke in neun Bänden, Verlag von Th. Knaur Nachf., o. J. Bd. 1, Berlin – Leipzig, 1905, Erster Band, S. 26-29.



Der Mohrenfürst.
1.

Sein Heer durchwogte das Palmental.
Er wand um die Locken den Purpurschal;
Er hing um die Schultern die Löwenhaut;
Kriegerisch klirrte der Becken Laut.

wie Termiten wogte der wilde Schwarm.
Den goldumreiften, den schwarzen Arm
Schlang er um die Geliebte fest:
„Schmücke dich, Mädchen, zum Siegesfest!

Sieh’, glänzende Perlen bring’ ich dir dar“
Sie flicht durch dein krauses, schwarzes Haar!  
Wo Persias Meerflut Korallen umzischt,
Da haben sie triefende Taucher gefischt.

Sieh’, Federn vom Strauße! laßt sie dich schmücken,


Aus: Schmidt-Weißenfels, Ferdinand Freiligraths Werke in neun Bänden, Verlag von Th. Knaur Nachf., o. J. Bd. 1, Berlin – Leipzig, 1905, Erster Band (Balladen und Romanzen)


 
 
 
 
 
 
 
 
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