Drei Reiter am Tore
1. Es ritten drei Reiter zum Thore hinaus, ade!
Feinsliebchen das schaute zum Fenster hinaus, ade!
Und wenn es denn soll geschieden sein,
so reich mir dein goldenes Ringelein!
Ade, ade, ade! ja Scheiden und Meiden thut weh.
2. Und der uns scheidet, das ist der Tod, ade!
Er scheidet so manches Mündlein roth, ade!
Er scheidet so manchen Mann vom Weib,
Die konnten sich machen viel Zeitvertreib.
Ade, ade, ade!
Ja Scheiden und meiden thut weh.
3. Er scheidet das Kindlein wohl in der
Wieg’n, ade!
Wann wird ich mein schwarzbraun’s Mädel
doch krieg’n? ade!
Und ist es nicht morgen, ach! wär es doch
heut,
Es macht uns allbeiden gar große Freud.
Ade, ade, ade!
Ja Scheiden und Meiden thut weh
(EB 2, 560 nr. 756)
Noten in G 6/8, 3 Str, Mel. aus dem Anf. des 18.
Jahrh. Durch ganz Deutschland verbreitet / Gemüthlich bewegt.
Geschichte / Kommentar:
Goethe meinte zu diesem Lied: „Ewiges und
unzerstörbares Lied des Scheidens und Meidens.“
Den obigen Text haben wir dem Sammelband von Franz
Magnus Böhme und Ludwig Erk (Liederhort) entnommen, die das Lied
umfangreich besprochen haben. Vorab aber zwei ältere Texte. am
Beginn steht der Text aus Nicolais feynem kleynen Almanach, dem folgt
die Version von Kretzschmer:
X. Abschyds-Lyd
(Nicolai Bd. 1, Nr. 10, S. 72ff.)
1. Es rytten drey Rewter zum Tore hinauß
Ade!
Feyns Lybchen gucktt zum Fenster herauß Ade!
Unndt wenn es muß geschyeden seyn,
So reich mir deyn goldnes Ringeleyn,
Ade! Ade! Ade!
Ja, scheyden vnndt laßen tut wee.
2. Vnndt der vnx schneyde4t, dz ist der Tod, Ade!
Er scheydet so manches Meydlein tot, Ade!
Er scheydet so manchen Man vom Weyb,
Dye konnten sich machen vil Zeytvertreib,
Ade! Ade! Ade!
Ja, scheyden vnndt laßen tut wee.
3. Er scheydet dz Kindleyn ynn der Wiegen, Ade!
Ich werde meyn schwarzbrauneß Meydleyn noch
krygen. Ade!
Tets wol gescheen ynn kurzer Zeyt,
Tets machen vnnx beyden eyn große frewd,
Ade! Ade! Ade!
Ja, scheyden vnndt laßen tut wee.
Kretzmer 1, Nr. 128, S. 223ff.:
1. Es ritten drei Reuter zum Thor hinaus, Ade!
Feins Liebchen das guckte zum Fenster hinaus, Ade!
Und soll es denn geschieden seyn,
So reich mir dein goldenes Ringelein.
Ade! Ade! Ade! – Ade! Ade! Ade!
2. Es scheidet so manches Röslein roth, Ade!
Und was uns scheidet, das ist der Tod, Ade!
Es scheidet so mancher Mann vom Weib,
Die konnten sich machen viel Zeitvertreib.
Ade! Ade! Ade! – Ade! Ade! Ade!
3. Es scheidet so manches Kind in der Wiegen, Ade!
Ich werde mein schwarzbraunes Mädel noch
kriegen, Ade!
Und krieg’ ichs dann in dieser Zeit,
So wirs es mir mach’n gar große Freud.
Ade! Ade! Ade! – Ade! Ade! Ade!
Vor hier an haben wir die Besprechung von
Erk/Böhme (Nr. 756) übernommen:
Text und Mel. bei Erk, Liederhort nur 63 und
dessen Germania Nr. 188, nach vielen mündl. und schriftl. Quellen.
Letzere sind:
Nicolai, Alm. I, 1777, S. 72-75 (mit Mel.). Elwert
1784, S. 138. Bragur III, 1794 S. 269. Wdh. I, 253 (a. A.) Wdh. I, 270
(Virlinger’s Ausg.). Erk I, 1, 6. Kretzschmer I, 51. Altrhein.
Märlein 100. Serig’s Auswahl 1830, S. 89. Lieder für
Jung und Alt 79. Ldb. f. Hochschulen 1823, S. 25.
Künstler-Liederb. 145. Hoffmann, schles. VL. S. 173. Erlach 4, 73.
Meier 127. Simrock 261. Pröhle S. 58. Fiedler 177. Schade,
Handwerkerl. 224. Mittler 604, Menzel 378. Scherer, Jungbr. 73 A.
Fr. Reichardt, Musikal. Kunstmagazin I, 1782 S.
165 Text und Mel. Daselbst fein Ausspruch: „Sie ist mir eine der
allerschönsten Volksmelodien, die ich kenne.“ In dessen
Liederspielen 1804, S. 96 ist dieses Lied benutzt. –
Die 2. Strophe kommt schon vielfach in Liedern des
16. Jahrh. vor, z. B. in: Ich hört ein Fräulein klagen
(Forster III, 61), Es hieng ein Stallknecht seinen Zaun (Amr. Ldb.
1582, Nr. 121), Es wollt ein Mägdlein Wasser holen (das. Nr. 109.
–
S. 561
Die Melodie des Abschiedsliedes wurde vielfach
benutzt, z. B. zu:
a) Ich hör ein wunderliche Stimm,
Guckuk! von fern im Walde man so vernimmt, Guckuk! (Jägerlied bei
Nicolai (, 1777, S. 1. Erlach II, 118.)
b) Es zog aus Berlin ein tapferer Held
(Schill).
c) Bemooster Bursche zieh ich aus
(Studentenlied).