Die Wallfahrt der Binsgauer
Älteres Lied.
Die Binsgauer wollten wallfahrten gahn, Kyrie
eleison!
Dahin wo Sankt Salvator thät stahn. Kyrie
eleison!
Deshalben wärn wir kommen, deshalben
wärn wir do.
Juch, Juchhe! Kyrie Kyrie!
Gelobet sei die Krispel und die Salome!
2. Ach Sankt Salvater, gütiger Mann, Kyrie
eleison!
Sieh gnädig die armen Binsgauer an! Kyrie
eleison!
Die Binsgauer sind wir jö, das wisst ihr ja
von je.
Juch, juchhe! Kyrie!
Gelobet sei die Krispel
3. Bescher uns Haber, bescher uns Heu, Kyerie
eleison!
Die jungen sind uns lieber, das wisst ihr ja von
je.
Juch, juchhe! etc.
4. Bescher uns Schafe, bescher uns Rinder, Kyrie
eleison!
Und dazu auch recht viele Kinder! Kyreie eleison!
Ä Dutzend sinder gnug, das wisst ihr ja von
je.
Juch, juchhe! etc.
5. Du wollst uns auch vor dem Hagel bewahre! Kyrie
eleison!
Sonst schmeißen wir dich wahrlich vom
Altare! Kyrie eleison!
Grob sind wir gnug, das wisst ihr ja von je.
Juch, juchhe! etc.
6. Unser Herr Pfarrer der wäre schon recht,
Kyrie eleison!
Wenn er nur besser predigen möchte. Kyrie
eleison!
Beim Weine kann ers besser, das wisst ihr ja von
je.
Juch, juchhe! etc.
7. Wenn nur der Teufel den Amtmann thät ho.e,
Kyrie eleison!
So brauchten wir doch keine Sporteln zu bezohle.
Kyrie eleison!
Die Bauern kann er schinden, das wisst ihr ja von
je.
Juch, juchhe! etc.
8. Damit sich keiner das Jäckel thät
verbrenne, Kyrie eleison!
Bescher uns auch Allen ein seliges Enne. Kyrie
eleison!
Im Himmel da geht’s luistig das wisst ihr ja
von je.
Juch, juchhe! etc.
Die Pinzgauer Wallfahrt.
Jüngeres Lied
Die Binschgauer wollten wallfahrten gehen, :,:
sie thäten gern singen und kunten’s nit
gar schön.
Zschahi, zschahe, zschahe!
Die Binschger sind schon do
Jetzt schau fein, daß ein jeder, (jeder)
jeder (jeder) jeder sein Ränzele hä!
sein Ränzele hä!
2. Die Binschgauer gängen unm den Thum herum;
:,:
Die Fahnestang is broche, jetzt gängens mit
dem Trum. :,:
Zschahi etc.
3. Die Binschgauer gingen in dem Thum hinein;
Die Heilgen thäten schläfe, sie kunntens
nit daschrein.
Zschahi etc.
Geschichte / Kommentar:
Das ältere Lied ist seit dem Beginn des 19.
Jh. überliefert. (Büsching und v. d. Hagen, Volksl. 1807,
Text S. 143, Mel. Nr. 55.) Böhme zufolge ist die Melodie „in
neuern Commerbüchern dem Liede Geibel’s angepasst“:
„Ein lustger Musikante marschirte an den Nil“.
Binsgau, richtig Pinzgau, hochgelegenes
Gebirgsthal im Salzburgischen, 6-8 Meilen südwestlich von
Salzburg, mit den Orten Zell am See und Mittersill.
Das jüngere Lied war ein bayerisches
Volkslied, nach der Aufzeichnung von Gust. Reichardt 1820. Böhme
bemerkt dazu:
„Jetzt steht das Lied in allen Commers- und
Taschenliederbüchern und hat das garstige ältere Lied von der
Pinzgauer Wallfahrt verdrängt.“
Ein Seitenstück dazu ist in der Schweiz (s.
Tobler Volksl. I. S. 128) die „Lungern Meß“. Anfang:
„Burden, wer wend wollforte go, bide bide be, eleison!“
etc.
Worterklärung: 2,1
Thum, Dom
2,2 Trum, im Plural Trümmer, Stück eines
zerbrochenen Ganzen.
Eine Übertragung ins Hochdeutsche von
Silcher/Erk nach Gustav Reichardt dokumentieren wir hier:
1 wie oben
2. Die Binschgauer zogen weit vom Heimatland, /
sie schauten viel Stadel und wurden rings bekannt.
:,: Zschahi! hschahe! zschaho! / die Binschger
sind son do!!
Jetzt schau fein, daß ein :,: jeder, jeder,
jeder :_,:
sei Ränzele ho!“:
3. Die Binschgauer hatten lange Freud und Not, /
bis hoch des Domes Zinne erglänzt im Abendrot.
Zschahi etc.
4. Die Binschgauer gängen um den Dom herum, /
die Fahnestang is broche, jetzt gängens mit dem Trumm.
Zschahi etc.
5. Die Binschgauer gängen in den Dom heinein,
/ de Heiligen täten schlafe, si kunnten’s nit daschrein.
Zschahi etc.
Quelle:
Ludwig Erk, Deutscher Liederhort, Berlin 1856
N5. 191, S. 399f.
Ludwig Erk, Franz M. Böhme Deutscher
Liederhort, Leipzig 1925, Bd. III, Nr. 1762, S. 548f.
Friedrich Silcher u. Friedrich Erk, Allgemeines
Deutsches Commersbuch, Lahr 1919 Nr. 527, S. 485f.
Feuerwehr-Liederbuch. Universal-Bibliothek 2995,
Verlag von Philipp Reclam jun. Leipzig o. J. (um 1900) Nr. 22, S. 25.
Auf die Melodie geschrieben: