Lob der edeln Musika
Ein lust’ger Musikante marschiert am Nil . O
tempora, o mores!
Da kroch aus dem Wasser ein großer Krokodil.
O tempora, o mores!
Der wollt’ ihn gar verschlucken, wer
weiß, wie das geschah?
Juchheirassasa! O tempotempora.
Gelobet seist du jederzeit Frau Musika!
2. Da nahm der Musikante seine alte Geigen, o
tempora, o mores!
Und thät mit seinem Bogen fein darüber
streichen, o tempora, o mores!
Allegro, dolce, presto, - wer weiß iwe das
geschah?
Juchheirassasa! O tempotempora.
Gelobet seist du jederzeit Frau Musika!
3. Und wie der Musikante den ersten Strich gethan,
o temp. etc.
Da find der Krokodiele zu tanzen an, o temp. etc.
Menuett, Galopp und Walzer, wer weiß wie das
geschah.
Juchheirassasa! O tempotempora.
Gelobet seist du jederzeit Frau Musika!
4. Er tanzte wohl im Sande im Kreise herum, o
temp. etc.
Und tanzte sieben alte Pyramiden um; o temp. etc.
Denn die sind lange wacklich, wer weiß wie
das geschah?
Juchheirassasa! O tempotempora.
Gelobet seist du jederzeit Frau Musika!
5. Und als die Pyramiden das Teufelsvieh
erschlagen, o temp. etc.
Da ging er in ein Wirtshaus und sorgt’
für sein’n Magen; o temp. etc.
Tokayerwein, Burgunderwein, wer weiß wie das
geschah?
Juchheirassasa! O tempotempora.
Gelobet seist du jederzeit Frau Musika!
6. ’ne Musikantenkehle, die ist al wie ein
Loch, o temp. etc.
Und hat er noch nicht aufgehört, so trinkt er
immer noch. O temp. etc.
Und wir, wir trinken mit ihm, wer weiß, wie
das geschah?
Juchheirassasa! O tempotempora.
Gelobet seist du jederzeit Frau Musika!
Geschichte / Kommentar:
Der Text stammt von Emanuel Geibel aus dem Jahre
1840. Hoffmann vermerkt dazu:
„Vf. Emanuel Geibel. Ueber die Entstehung
des Liedes theilte mir Herr Prof. Deecke mündlich Folgendes mit:
Bald nach seiner Rückkehr aus Griechenland (1840) improvisierte es
G. eines schönen Abends in einer fröhlichen Gesellschaft zu
Lübeck. Ein Anderer sendete es später an Fink für dessen
Hausschatz. Das Lied fehlt bisher in Geibel’s Gedichten. —
Die einzig richtige Lesart ist nach Geibel’s handschriftlicher
Mittheilung gedruckt in: Deutsche Studenten-Lieder. Herausg. von Georg
Scherer (Lpz. Gustav Mayer 1 856) Nr. 111.
— Volksweise bei Fink Nr. 797, die alte Mel.
zu : Die Binsgauer wollten wallfahren gehn, Erk, Volkslieder 1. Bd. I.
Heft Nr. 17. Wird irrthümlich Geibel’n zugeschrieben, auch
von Scherer in den eben angeführten Studentenliedern.“
Der älteste Druck ist in Finks Hausschatz
1842. Die richtige Lesart nach Geibels handschriftl. Mittheilung ist
allerdings zuerst gedruckt in „Deutsche Studentenlieder“,
herausgegeben von G. Scherer. Leipzig 1856. Die Melodie, welche
irrtümlich dem Dichter zugeschrieben worden war, ist die Singweise
des alten Scherzliedes: „Die Pinzgauer wollten wallfahrten
gehen“ (siehe dazu Liederhort III, Nr. 1761.
Quelle:
Franz Magnus Böhme, Volksthümliche
Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert, Leipzig 1895 Nr. 691,
S. 518f.
Friedrich Silcher u. Friedrich Erk, Allgemeines
Deutsches Commersbuch, Lahr 1919 Nr. 666, S. 606.
Hoffmann von Fallersleben, Unsere
volksthümlichen Lieder (2. Aufl.), Leipzig 1859. Nr. 253, S. 39.