Hobellied
aus dem „Verschwender“.
1. Da streiten sich die Leut’ herum
oft um den Werth des Glücks,
der eine nennt den andern dumm,
am End’ weiß keiner nix.
Da ist der allerärmste Mann
dem andern viel zu reich:
das Schicksal setzt den Hobel an
und hobelt beide gleich.
2. Die Jugend will halt mit Gewalt
in allem klüger sein;
doch wird man erst ein bissel alt,
dann find’t man sich schon drein.
Oft zankt mein Weib mit mir, o Graus!
Das bringt mich nicht in Wut:
Ich klopfe meinen Hobel aus
und denk’ „Du brummst halt gut.“
3. Zeigt sich der Tod einst, mit Verlaub
und zupft mich: „Brüderl, kumm!!“
Da stell’ ich mich im Anfang taub
und schau mich gar nicht um.
Doch sgt er: „Lieder Valentin,
mach’ keine Umständ’, geh!“
Da leg, ich meinen Hobel hin
und sag der Welt adje!
Geschichte / Kommentar:
Zu dem Lied schreibt Franz Magnus Böhme: Nr.
676, S. 502
Aus dem Zaubermärchen „Der
Verschwender“. Text ged. von Ferd. Raimund 1833. Die eingelegten
Musikstücke sind von Konradin Kreutzer. Zuerst in Wien
aufgeführt 1834 und noch ein heute gern gesehenes Volksstück
bester Art. Auf die äußerst beliebt gewesene Melodie wurden
zahllose heitere gesellige Gelegenheitsgedichte gemacht und gesungen.
Vom Text steht oben die ursprüngliche Lesart;
doch im Volksmunde haben sich folgende, unwesentliche Varianten
herausgebildet:
1,2 Wohl um den Werth.
1,3 Den eine beißt.
1,8 alle (alles) gleich.
2,1 stets mit Gewalt.
2,2 vorlaut (glücklich) sein.
3,3 ein bisschen, ein wenig alt.
2,4 so giebt man schon sich.
3,5 doch spricht er.
3,8 Ade!
Quelle:
Franz Magnus Böhme, Volksthümliche
Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert, Leipzig 1895 Nr. 676,
S. 502.
Auf die Melodie wurden folgende neue Texte
geschrieben:
An Schlosser hot an G'sellen (Der
Schlossergesell')