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Lied eines abziehenden Burschen

1. Bemooster Bursche zieh’ ich aus, ade!
Behüt’ dich Gott, Philisterhaus, ade!
Zur alten Heimat geh ich ein,
Muß selber nun Philister sein.
Ade, ade, ade!
Ja Scheiden und Meiden tut weh.

2. Fahrt wohl, ihr Straßen grad’ und krumm!
Ich zieh’ nicht mehr in euch herum,
Durchtön’ euch nicht mehr mit Gesang,
Mit Lärm nicht mehr und Sporenklang.
Ade …

3. Was wollt ihr Kneipen all’ von mir?
Mein Bleiben ist nicht mehr allhier.
Winkt nicht mit eurem langen arm,
Macht mir mein durstig Herz nicht warm.

4. Es grüß’ euch Gott, Collegia!
Wie steht ihr in Parade da!
Ihr dumpfen Säle, groß und klein,
Jetzt kriegt ihr mich nicht mehr hinein.

5. Auch du von deinem Giebeldach,
Siehst mir umsonst, o Carcer, nach.
Für schlechte Herberg’ Tag und Nacht
Sei dir ein Perat gebracht!

6. du aber blüh’ unmd schalle noch,
Leb’, alter Schlägerboden, hoch!
In dir, du treues Ehrenhaus,
Verfechte sich noch mancher Strauß!

7. Da komm’ ich, ach, an Liebchens Haus:
O Kind, schau’ noch einmal heraus!
Heraus mit deinen Äuglein klar,
Mit deinem dunkeln Lockenhaar!

8. Und weiter, weiter geht mein Lauf,
Tut euch, ihr alten Tore, auf!
Leicht ist mein Sinn und frei mein Pfad:
Gehab’ dich wohl, du Musenstadt!
y
9. Ihr Brüder, drängt euch um mich her;
Macht mir mein leichtes Herz nicht schwer!
Auf frischem Roß, mit frohem Sang
Geleitet mich den Weg entlang!

10. Im nächsten Dorfe kehret ein,
Trinkt noch mit mir von einem Wein! –
Nun denn, ihr Brüder, sei’s, weil’s muß:
Das letzte Glas, den letzten Kuß!

Andere Titel: 
Text: Gustav Schwab, 1814.
Melodie: 1. Eigene von Methfessel,
2. Es ritten drei Reiter zum Tore hinaus,
3. Steh ich in finstrer Mitternacht,


Noten: 1. Eigene von Methfessel,

Vorlage:
Kategorie: Studentenlied,

Zeit: 1814,
 
Geschichte / Kommentar:

Ein Gedicht von Gustav Schwab aus dem Jahr 1814. Es war zuerst in seinem „Allgemeinen Commers- und Liederbuch“. Tübingen 1815 und ging danach in alle Kommersbüchern über.

Aus den unterschiedlichen Quellen ergeben sich auch unterschiedliche Angaben zur Melodie. Franz Magnus Böhme gibt ebenso wie Silcher und Erk im Deutschen Kommersbuch an, es sei nach der Melodie von „Es ritten drei Reiter zum Tore hinaus“ zu singen. Silcher/Erk geben zusätzlich Methfessel als Komponisten an. Ein handschriftlicher Eintrag in dem Liederbuch behauptet aber, es sei nach der Melodie „Steh ich in finstrer Mitternacht“ zu singen.


Nach dieser Melodie zu singen:
Und sitz' ich am Tische beim Glase Wein (Philisterübermut) Text: Chamisso



Quellen:
Franz Magnus Böhme, Volksthümliche Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert, Leipzig 1895, Nr. 565, S. 424f. Keine Noten, nur Hinweis: Mel.: Es ritten drei Reiter zum Tore hinaus.
Deutsche Lieder aus alter u. neuer Zeit. Schreitersche Verlagsbuchhandlung, Berlin o. J. (Neue Folge), S. 411 (Melodiehinweis: A. Methfessel)
F. Silcher / F. Erk, Allgemeines Deutsches Kommersbuch, Nr. 258, S. 230 (10 Str.).



 
 
 
 
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