7. Mein Been wird stramm un jroß mein Mut,
Koof Vater, mir en Rad!
Wenn’t noch so ville kosten dut,
Du machst de Sache jlatt.
Dat grote Rad. (S.
37 – 38)
Mel.: Wenn ich einmal der Herrgot wär.
1. Wenn ick malins un’s Herrgott weer,
Min Eerst dat weer nu dat:
Ick neem soforts min Allmacht her
Un bug’t mi’n grotes Rad!
Een Rad, bet an den Maand so hoch
Un as de Sünn so rund,
De Kilometerfreters flog
Ick dormit up den Mund!
2. Wenn ick malins un’s Herrgot weer,
Min Tweetes, dat weer dat:
Ick neem min korten Blüxen her
Un sett mi upp ditt Rad.
denn föhrt ick los vun Steern to Steern
Un makt en Himmelsritt;
Min lüttje, smucke, dralle Deern,
De müßt natürlich mit!
3. Un harr ick denn so mennig Johr
An’n Himmel ‘rumkarjolt,
Weer hungrich worr’’n un dörstig
gor,
De Deern intwischen ohld, - -
Dann kreeg ick’t Fohr’n wull endlich
satt
Un schreeg, so lut ick kunn:
„Leew Herrgot, help mi vun dat Rad,
Nu doch man wedder run!“
Uf’s Velociped!
(Schlesisch.).
(S. 38 – 39)
Mel.: Ick bitt’ um 5 Minuten Aufenthalt.
1. ‘s schinnste Pferd vu allen, ‘s
tutt mer siehr gefallen,
is und bleibt halt das Velociped, -
Dadrum streich ein Liedel uf der schläschen
Fiedel
ich i’m jetze mit Gemittlichkeet. -
‘s ist der beste Draber und’s braucht
keenen Haber
und’s gieht immer muttig, immer gut, -
:,: Daß ‘s schier suckcissive anne
Luckmetive im Galuppe überjächen tut. :,:
2. ‘s is kee Hengst, kee tuller,
‘s kriegt keen Sunnenkuller, kriegt keen
spat und keene Lähme nich, -
‘s is kee Krippensetzer, ‘s is kee
Strangzerfetzer und’s is fein und schmuck und säuberlich. -
Stät’sch is ‘s ock a bissel, gieht mit raschem
Füßel uf a hübsches Kneipenhäusel lus. -
:,: Mag keen’ Schritt mehr loofen,
mußt der erscht waas koofen,
und is ‘s o a kleener Wuppdich blus. :,:
3. Och, su beim Ufsitzen mußt de manchmal
schwitzen,
denn bei dem Gemurkse buckt’s verflischt, -
Do, do hots a Tänzel, macht der su Sperenzel
schmeißt dich runter -
schwapp! wie reene nischt. -
Aber uf der Aerde hots schun keene Pfärde,
diede ganz und gar vullkummen sein. -
:,: Und ‘s kann’s jeder läsen! in
sein stätt’sches Wäsen
find’t sich unsereens ganz gerne neine! :,:
4. Denn a frisches Töppel,
denn a kräftig Tröppel muß ma han,
wenns bief’ und wackrig gieht, -
Wenn in Stoob und Sunne,
‘s is wull keene Wunne,
eem der Durst a Schlung zusammenzieht.
Hot ma su genippelt,
hot ma su getippelt,
nu, do reit’t ma,
daß doas Herze lacht. -
:,: Zwischen Wief’ und Feldern,
zwischen Berg und Wäldern in der wunderbaren
Summerpracht. :,:
5. Lustig fing’ ich heute für euch
Reitersleute,
meine Versche uf’s Velociped, -
Geig euch hie mei Liedel uf der schläschen
Fiedel
wie mer’s eegen, vull Gemittlichkeet. -
Grüß’ vu Herzensgrunde, olles,
was zum Bunde vu der Rädertreterei gehiert: -
:,: Miegt ihr se recht pflägen,
daß se allerwegen in gesunder, frischer
Kraft floriert! :,:
Max Heinzel.
Verlassen bin i. (S.
38 – 39)
1. Verlassen, verlassen,
Verlassen bin i,
Wia der Stein auf der Straßen
Ka Diandl mag mi,
Drum ziah i mei Radel
In’s Frei bald hinaus
Und laenk’s in den Wald ‘nei
Und fahr mi recht aus.
2. Im Wald steht a Hägerl,
Viel Bleamerln blühn drauf,
Das Hügerl das fahr i
Gar langsam hinauf,
Doch eili gehts ‘nunter,
Da schlag i lang hin;
Dann mirk’ i recht deutli,
Wia verlassen i bin!
Jugendlust. (S.
40 – 41)
Mel.: Keinen Tropen im Becher mehr.
1. Wunderschöne Jugendzeit
Voller Lust und Fröhlichkeit,
Sei von uns besungen,
Jugendfeuer in uns glüht,
Das durch Herz uns und Gemüt
:,: Siegreich ist gedrungen. :,:
2. Jugendliebe, Jugendsinn
Sind ein herrlicher Gewinn
Glüh’n uns Herz und Wange.
Köstlich froher Jugendmut,
Mache unser junges Blut
:,: Frei von allem Zwange. :,:
3. Schelten alte Leute auch
Ob der Jugend Tun und Brauch
Nun, so laßt sie schelten!
Ließen sie vor Zeiten doch,
Als selbst jung sie waren noch
:,: Jugendtorheit gelten. :,:
4. Haben sie doch auch geküßt
Und gewußt was Liebe ist,
Als sie sich vermählten.
Heute tadeln sie es sehr,
Daß die Jungen eine Lehr’,
:,: Sich an ihnen wählten! - :,:
5. Darum lustig und fidel
All’ ein Herz und eine Seel,
So kann’s mir gefallen!
Bringt ein Hoch dem Jugendmut
Bringt ein Hoch dem Jugendmut
Und dem ganzen jungen Blut,
:,: Laßt es weitaus schallen! :,:
Der lustige Radfahrer. (S. 41)
Mel.: Warum sollt im Leben.
Wir sind lustige Leute, immer froh wie heute, wenn
so im Vereine sind versammelt wir; bis zur Scheidestunde trinken
manchen Runde und im Glase bleibt kein Tropfen Bier.
Wir sind munt’re Reiter, unermüdlich
weiter auf dem Zweirad fahren, macht so frisch das Blut. Sich im Sattel
wiegen, durch die Lüfte fliegen, kühlt die Stirn und macht so
frohen Mut.
Seh’n wir auf den Wegen, sich
Fußgänger regen, wie sie keuchen, mäde kommen an das
Ziel: wir sind frisch und heiter, fahren noch viel weiter, keine
Wegstreck’ ist für uns zu viel.
Darum hoch in Ehren, wer möcht’ es wohl
wehren? Halten wir nur unser blankes Roß allein; darum ihm zu
Ehren, laßt das Glas uns leeren, diesen Trunk dem Stahlroß
nur allein.
W. Burmester.
Kommerslied. (S.
41 – 42)
Mel.: O alte Burschenherrlichkeit.
1. Es ist aus dumpfer Werkstattluft
Ein freier Bursch erstanden,
Sehnt sich nach gold’ner Freiheit Licht,
Kennt Hemmschuh nicht, noch Banden;
Auf flücht’gem Rad eilt er dahin,
Mit frohem Mut und leichtem Sinn,
:,: Durchstreifend Wald und fluren. :,:
2. Und rings die freien Radler all’
Sind seine treuen Knappen,
Ein Rad im grünen Eichenkranz,
Ein Bruderwort ihr Wappen,
Doch nicht allein dem frohen Spiel,
Dem ersten Streben gilt ihr Ziel,
:,: Das Arbeitsvolk zu wecken. :,:
3. Drum laßt am heut’gen Ehrentag
Die vollen Becher klingen,
Laßt uns dem freien Radlervolk,
Den ersten Humpen bringen,
Der zweite sei den Frau’n geweiht,
Die heute wie zu jeder Zeit,
:,: Mit Liebe uns umfingen. :,:
4. Auch manchen schon aus unsern Reih’n,
Schlug wohl die Lieb’ in Banden,
Sein blankes Stahlroß gab er hin,
Ein Vierrad ward erstanden;
Dieweil die junge Gattin spricht:
Das Radelfahren gibt es nicht.
O jerum, jerum, jerum,
O quae mutatio rerum.
E. Reich-Berlin.