Prolog zum 5. Stiftungsfest
des Arbeiter-Radfahrer-Vereins
„Berlin“.
S. 27 - 29
Nun tönt ihr Festesklänge durch unser
helles Haus
Und füllet wall Herzen mit Lust und Frohsinn
aus.
Was draußen ist, was kümmert’s?
Hier solls vergessen sein,
Es sei uns heut der Himmel von allen Wolken rein.
Uns ist kein Glück beschieden auf dieser
Erdenbahn,
Es hält uns fest in banden die Arbeit
untertan,
Wir müssen täglich ringen um unsres
Daseins Brot,
So mancher wird verzagen vor Kummer und vor Not,
Doch jetzt sei es vergessen, hier sei die andre
Welt,
Die uns für kurze Stunden in Lust
zusammenhält.
Wir sind die freien Radler in einigen Verein
Und rufen unsere Grüße ins weite Land
hinein;
„Frisch auf!“ tönt’s durch
die Felder, durch Wälder Berg und Tal,
Wenn hell die Rosse glitzern im ersten
Morgenstrahl.
Die sonnig-grünen Halden, von Blütenduft
durchweht,
Die weiten kühlen Wälder durch die ein
Flüstern geht,
Des Dorfes kleiner Weiher, wo still die Linde
träumt,
Das sind die ew’gen Quellen, draus junges
Leben schäumt!
Und wir sind ihre Zecher, dort wird uns neue
Kraft,
Des Tages Kampf zu führen, so woll an
Leidenschaft.
Wir geizen nicht nach Ehren, nach eitlem
Goldesglanz,
Und lassen uns nicht flechten des Siegers
Lorbeerkranz.
Wird sind nicht jene Helden vom faden Geckentum,
Nein, wo wir stille schaffen, da gibt’s
nicht Gold noch Ruhm.
Da draußen in die Hütten von dunkler
Geistesnacht,
Da haben wir den Armen, schon oftmals Licht
gebracht,
Wir streuten dort die Saaten der Freiheit,
Gleichheit aus
Und brachten frohe Hoffnung in manches Duldners
Haus.
Die Saat ist aufgegangen - trotz aller Feinde
Hohn!
Und das ist unsrer Mühe der
allerschönste Lohn.
Es rollt das Rad der Zeiten die Bahn in gleichem
Lauf,
Die alte Zeit sinkt nieder, die neue steigt
hinauf.
Die neue, voller Hoffnung, erfüllt von jenem
Geist,
Der niemals ruht noch rastet, der Geist, der
Fortschirtt heißt.
Wohl mög’ so mancher glauben, er
könnte widersteh’n
Und alles was da lebet nach seinem Willen
dreh’n.
doch neien, das Volk der Arbeit, folgt nicht des
Schicksals spiel,
Die Bahn ist vorgezeichnet, gesteckt des Schaffens
Ziel;
Und wenn wir alle wirken, dem Ganzen untertan,
Ist bald das Reich der Freiheit, der Gleichheit
aufgetan.
Heut ist der Tag gekommen, wo wir zum fünften
Mal
das Fest der Gründung feiern im
klangdurchwogten Saal.
Als einst die freunde schlossen: sich einig zum
Verein,
Da wollten sie in Freundschaft, wie rechte
Brüder sein.
Sie wollten dort genießen, was karg das
Leben bot
Und wollten ehrlich hatlten zur Fahne purpurrot
Als dann im deutschen reiche ein großer Bund
erstand,
Sie reichten solidarisch sogleich die Bruderhand,
Denn nur als Glied des Ganzen kann es errungen
sein:
Aus jeder Knechtschaft Bande die Menschheit zu
befrei’n.
Wir wollen nun erneuern, was einst gelobet ward
Und alles das erreichen, was der Erfüllung
harrt.
Wir wollen ferner schaffen im einigen Verein
Und uns in rechtrer Liebe, wie Brüder,
Schwestern sein.
Es soll uns ferner führen der Ruf: Frisch
auf! Voran!
Und nie die Zwiespalt schleichen in unser
Freundschaft Bann.
Nun laßt die Zügel schießen! Gebt
Raum des Frohsinns Lauf!
Laßt uns die Gläser leeren für den
Verein:
„Frisch auf! Frisch auf!“
Max Eichler.
Prolog zum Stiftungsfest
des Arbeiter-Radfahrer-Vereins
„Hamburg“.
S. 29 - 30
Frisch auf! Ihr Radler all aus Nord, Ost, Süd
und West
Die Ihr erschienen seid in diesem Saal,
Mit uns zu feiern unser Stiftungsfest.
Ein herzlich Willkomm’n unsrer Damenzahl.
Willkommen alle, die in unserm Kreise
Zum frohen Feste heute sich vereint.
Euch biet’ ich meinen Gruß in
schlichter Weise,
Nehmt herzlich ihn, so wie er ist gemeint.
Vergangen ist nun wiederum ein Jahr,
Das uns vereint zu fröhlich heiterm Spiele
Nicht nur, nein auch als mut’ge
Kämpferschaf
Für freiheitliche ideale Ziele. -
Im Osten kaum erglänzt des
Frührot’s erster Strahl
Erwacht der Radler, witternd Morgenluft.
Und hurtig sattelt er sein blinkend Roß von
Stahl,
Läßt hinter sich der städte
Moderdurft.
Hinaus aufs Land! Hinaus zum frischen grünen
Hain
Zum Gottesdienst im Tempel der Natur,
Wo Bäche rauschen und der Chor der
Vögelein
Begleitet unsern Sang in Moll und Dur.
Das Auge blitzt und strahlt von inn’rer
Seligkeit,
Die Seele lechtzt nach Freiheit, Luft und Licht.
Nur allzu rasch verfliegt die schöne Zeit,
Zur Heimkehr mahnt die alltägliche Pflicht.
Versunken ist der Sonne Feuerball,
Am Himmel zeigt sich schon manch Sternelein,
Mit Kling-ling-ling die Herde zieht zum Stall,
Die Radler zieh’n vergnügt zur Stadt
hinein.
So galt manch schöner Sonntag nur dem Spiel
und Sport,
Doch auch des Lebens Ernst fand uns bereit:
Das Stahlroß bracht durch uns von Ort zu
Ort,
Das Evangelium einer besseren Zeit.
So bleibe auch in Zukunft unser Ringen
Dem Ziel geweiht, das uns geführt zu Hau,
Daß unserm Bunde möge dies gelingen,
Drauf rufe ich ein fröhliches „Frische
auf!“
Bannerweihe
des Altenburger Arb.-Radf.-Cl.
(S. 27 – 28)
1. Genossen! nehmt hin der Freiheit Banner,
Aus zarten Frauenhänden,
Mög’ es Euch stets als höchste
Zier
Nur Glück und Frohsinn spenden.
Voran im Kampf gegen Unrecht und Leid
Laß´t’s Banner weh’n im
tosenden Streit.
2. Geld-rot ist die Farbe! Das Gelb ist zum Neid
Und Trotze der Gegner gewählet,
Das Rot ist die Farbe die tapfer im Streit
Die Herzen der Kämpfer uns stählet,
So leuchte das Banner uns kühn voran
Und breche der Freiheit die sichere Bahn.
3. Frisch auf! Ist die Losung, ob alt ob jung,
Hier gilt nur ein einziges Streben,
Wir hoffen schon längst auf Verbesserung,
Auf ein schöneres freudigeres Leben.
Vereint laßt uns kämpfen das Ziel ist
noch fern,
Doch uns leuchte strahlend der Freiheit Stern.
4. Auch den Frauen blüht nicht ein besseres
Los,
Drum steh’n wir Euch tapfer zur Seite,
Und ist auch die Macht des Gegners noch
groß,
Wir helfen Euch mutig im Streite.
Vereint laßt uns ringen um unser Glück,
Auf’s Banner gerichtet sei unser Blick.
5. So nehmt es denn hin, als der Frauen Dank
Für euer wackeres Streben,
Und ob auch die Freiehit darniedersank,
Sie wird sich aufs neue erheben.
Laßt fröhlich das Banner im Winde
fliegen,
In diesem Zeichen da müssen wir siegen.
Radfahrer-Salamander.
(S. 31)
Aufnahme-Lied. (S. 32)
Mel.: Lieder stimmt an.
Sei uns gegrüßt :,:
Hier wo in traulicher Runde,
Liebe und Freundschaft im Bunde
Eng uns umschließt. :,:
2. Nimm unsre Hand, :,:
Drücke sie herzhaft und bieder,
Sind wir ja alle doch Brüder
Geistesverwand. :,:
Zum Stiftungsfest. (S.
32 – 33)
Mel.: Gaudeamus igitur.
1. Wieder ist ein ganzes Jahr
Froh dahingeschwunden.
Seit der Brüder teure schar
Sich dereinst verbunden.
Brüder, drum zur Harmonie,
Daß des Lebens Sorge flieh’
Unter heitern Stunden!
2. Ja, den Gründern fühlen wir
Uns zu Dank verpflichtet,
Deren edles Streben hier
Den Verein errichtet.
Alle wirkten unverzagt,
Alle haben sich geplagt
Und auf Lohn verzichtet.