Der Deserteur
1. Zu Straßburg auf der Schanz,
da fing mein Unglück an;
da wollt ich den Franzosen desertier’n,
und wollt es bei den Preußen
probier’n,
ei das gieng nicht an, ei das gieng nicht an.
2. Eine Stund wol in der Nacht
Haben’s mich gefangen bracht;
Sie führten mich vors Hauptmanns Haus:
O Himmel, was soll werden daraus!
Mit mir ists aus!
3. Früh Morgens um zehn Uhr
Stellt man mich dem Regimente vor;
Da soll ich bitten um Pardon
Und wird ich kriegen mein Lohn,
das weiß ich schon.
4. Ihr Brüder allzumal,
Heut seht ihr mich zum letzten Mal.
Unser Corporal, der bestrenge Mann,
Ist meines Todes Schuld daran,
Den klag ich an!
5. Ihr Brüder alle drei,
Ich bitt, schießt allzu gleich!
Verschon mein junges Leben nicht,
Schießt, daß das rothe Blut
’raufspritzt,
Das bitt ich euch!
[6. O Himmelskönigkin,
Nimm meine Seel dahin!
Nimm sie zu dir in Himmel hinein,
Allwo die lieben Englein sein,
Und vergiß nicht mein!]
Geschichte / Kommentar:
Ein Lied aus dem Ende des 18. Jahrhunderts, das
Erk von fliegenden Blättern aus der Zeit zwischen 1786 bis 1806
nachweisen konnte. ( „Drei schöne Weltl. Lieder“).
Aber es gab viele mündliche Zeugnisse des Liedes in mehreren
Regionen Deutschlands.
Böhme meint, das die Schlußstrophe
„auf katholischen Ursprung hinweist“, die sich nicht auf
allen Druckblättern findet.
Quelle:
Ludwig Erk, Deutscher Liederhort, Berlin 1856, Nr.
172, S. 374.
Ludwig Erk u. Franz Magnus Böhme, Deutscher
Liederhort, Bd. 3, Leipzig 1925, Nr. 1393, S. 260f.
Wolfgang Steinitz, Dt. Volkslieder demokratischen
Charakters aus sechs Jahrhunderten, Berlin (Ost) 1955, Bd. 1 Nr. 176,
S. 583ff.;