Die liebe Polizei
1. Wo zwei steh’n und flüstern,
da steht die Polizei
Den Himmel sich umdüstern
und riecht Rebellerei,
fängt an zu arretieren,
denn’s könnt zu Aufruhr führen;
und darauf hat sie ja zu seh’n:
Die Welt soll sich auch morgen dreh’n!
Es lebe hoch die Polizei! die liebe, liebe Polizei
2. Fängt einer an zu niesen,
spitzt sie die Ohren schnell
und wittert hinter diesem
den schändlichsten Rebell.
Niest er zum zweiten Male,
so sind es Kampfsignale! –
die Polizei packt ihren Mann
bevor er weiter niesen kann.
Es leb hoch etc.
3. Vor jeder roten Nase,
da bleibt sie sinnend steh’n,
es könnte in der Straße
ein Attentat gescheh’n;
und weiter dient dergleichen
oft als Erkennungszeichen;
- d’rum mit der Nase in Arrest,
dann steh’n des Staates Pfeiler fest.
Es lebe hoch etc.
4. D’rum laßt, ihr guten Christen,
euch nie von Geschrei
der Wühler überlisten,
und ehrt die Polizei;
und tritt sie euch von hinten,
so laßt gefasst euch finden und denkt:
„Ei nun, auch das ist gut,
’s ist doch ein schönes
Institut!“
Es lebe hoch etc.
Geschichte / Kommentar:
Der Text von Ludwig Pfau (1821-1894) hat sicher
mit seinen eigenen Erlebnissen in Österreich und Preußen zu
tun und ist für lange Phasen des 19. Jahrhunderts passend gewesen.
Allerdings auch für so manche Phasen im 20. Jahrhundert, er
dürste kaum Freunde im Nationalsozialistischen Staat gehabt haben.
Doch auch in Lammels Werken ist dieses Lied nicht zu finden,
vermutlich war es auch in der DDR nicht
erwünscht gewesen.
Als Melodienangaben gibt es zwei:
1. Guter Mond, du gehst so stille (Sport 1905)
2. Weise: Ich kenn’ ein’n hellen
Edelstein (Sport 1923)
Quellen:
Konrad Beißwanger, Freie Klänge,
Nürnberg o.J. (ca. 1900), Nr. 10, S. 17f. ; (Text: Ludwig
Pfau)
Fichte, 1920, Nr. 242, S. 163
Mit Noten aus:
Der freie Turner. 7. Aufl. hrsgg vom
Arbeiter-Turnerbund, Leipzig 1905, Nr. 114, S. 84;
Der freie Turner, Leipzig 1923, Nr. 234, S. 316f.
(siehe Scans), Nr. 234, S. 216f.
Lieder-Buch des Turn-Vereins „Fichte“.
Mitglied des Arbeiter-Turn- und –Sportbundes, Selbstverlag des
Vereins, Berlin 1920, 5. Aufl., Nr. 242, S. 163
Ich kenn’ ein hellen Edelstein
In:
1. Liederbuch. Herausgegeben vom Verbande
Deutscher Post- u. Telegraphen-Assistenten, Berlin 1898, S. 82f.:
Weise: J. Otto d. Aeltere (Text: J. Otto d.
Jüng.) ohne Noten
2. Jos. Pommer, Liederbuch für die Deutschen
in Oesterreich, Wien 1884, Nr. 151, S. 203-207
(Mit freundlicher Bewilligung des Verlegers C.
Glaser in Leipzig abgedruckt.)
Spätere Aufnahme:
1. Thomas Friz, Erich Schmeckenbecher,
Zupfgeigenhansel, Es wollt ein Bauer früh aufstehn. 222
Volkslieder, Dortmund 1986, S. 322; Erkl.: Aus einer „Sammlung
von Gedichten für das arbeitende Volk“, Zürich 1886;
Melodie Martin Hannemann.