Wir sind die Könige der Welt
1. Wir sind die Könige der Welt,
wir sind’s durch unsre Freude.
Was hilft die Kron’ und vieles Geld,
was hilft der Stern am Kleide?
:,: In unsern Gläsern perlet Wein,
Und alle soll jetzt unser sein! :,:
2. Wie sind die Könige der Welt,
wir geben ihr Gesetze;
die gelten künftig mehr als Geld,
kein Biedrer sie verletze!
:,: In unsern Gläsern perlet Wein,
drum höre, Welt, so soll es sein: :,:
3. Von Herzen gut und keinem Feind
und fern von Trug und Neide
und aller guten Menschen Freund
und aller Menschen Freude
:,: soll künftig jeder, groß und kleine
und reich und arm, auf Erden sein. :,.
4. Ein warmes, immer reges Herz
bei hellem Licht im Kopfe,
gesunde Glieder ohne Schmerz,
gesunde Speis’ im Topfe
:,: und guter mut und guter Wein
soll künftig nirgends selten sein. :,:
5. Die Mädchen sollen so geschwind
als möglich Gatten haben,
und süßes Glück durch Weib und
Kind
soll alle Männer laben.
:,: So deucht’s uns gut beim Glase Wein,
so wollen wir’s, so soll es sein. :,:
6. Die Männer, welche Zeit und Kraft
dem Wohl der Brüder weihen,
die sollen sich beim Rebensaft
recht oft, wie wir jetzt, freuen.
:,: So wollen wir’s o soll es sein,
so fügen wir’s beim Glase Wein. :,:
7. Der Reiche soll mit milder Hand
dem schwachen Armen geben,
wir Menschen sind uns nah’ verwandt.
Ein jeder Mensch soll leben!
:,: Ergreift das Glas und trinkt den Wein,
ein jeder Mensch soll glücklich sein! :,:
(Hier nach Reisert.)
Geschichte / Kommentar:
Das Gedicht schrieb Gotthelf Wilh. Christoph
Starke 1794. Die Verse vertonte um 1820 Karl Friedr. Ebers (1770-1836).
Die Melodie sei laut Böhme aber, vermutlich mit einigen
Änderungen, zur „Volksweise“ geworden. Während
Reiserts und Silchers Fassungen im Wesentlichen Identisch sein, haben
viele Kommersbücher nur die Strophen 1, 4 und 7. So sei das Lied
nicht mehr nur von Studenten, sondern besonders am Niederrhein viel
gesungen worden. Die Urform der Melodie sei laut Böhme in
„Melodien zu den Liedern des neuen Freimaurergesangbuches“.
(1. Heft, Berlin 1825 Nr. 98; auch bei Fink, Hausschatz Nr. 20) zu
finden.
Außerdem wurde das Lied auch nach der
Melodie: „Es ist so köstlich,
Hand in Hand“ etc. gesungen.
Letzteres Lied sei ebenfalls von Starke 1799, (Böhme Nr. 314).
Böhme zufolge ist das Lied „zuerst in
Beckers ‘Taschenbuch zum geselligen
Vergnügen für 1796‘.
Leipzig dokumentiert. Böhme hat wohl versehentlich die erste
Strophe begonnen: „Wir sind drei Könige der Welt“.
Aber vor allen Dingen hat er der Nachwelt die Mädchen-Strophe
unterschlagen.
Quelle:
Franz Magnus Böhme, Volksthümliche
Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert, Leipzig 1895, Nr. 560,
S. 421f.
Dr. Karl Reisert, Deutsches Kommersbuch, Freiburg
1896, S. 102.
Carl Alexander Schmitt, Postliederbuch. Eine
Liedersammlung zum Gebrauche bei geselligen Vereinigungen und in
Familienkreisen der Deutschen Post- und Telegraphenbeamten, Frankfurt
a.M. 1886 (Druck und Verlag von Mahlau & Waldschmidt), Nr.
322, S. 319.
Friedrich Silcher u. Friedrich Erk, Allgemeines
Deutsches Commersbuch, Lahr 1919 Nr. 497, S. 455f. (7 Str.)