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Arbeiterliedarchiv
Lancken
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im e.V.
Musik von unten
Aus dem Bauernkriege 1525

1. Wir sind des Geyers schwarze Haufen, heia oho!
Und woll’n mit Tyrannen raufen, heia oho!
Spieß voran, drauf und dran,
setzt aufs Klosterdach den roten Hahn.

2. Wir wolln’s dem Herrn im Himmel klagen, kyrieleis,
daß wir den Pfaffen könnten totschlagen, kyrieleis.
Spieß voran …

3. Als Adam grub und Eva spann, kyrieleis,
wo war denn da der Edelmann? kyrieleis.
Spieß voran …

4. Jetzt gilt es Schloß, Abtei und Stift, heia oho!
uns gilt nichts als die heil’ge Schrift, heia oho!
Spieß voran …

5. Uns führt der Florian Geyer an, trotz Acht und Bann.
Den Bundschuh führt er in der Fahn, hat Heim und Harnisch an.
Spieß voran …

6. Bei Weinsberg setzt es Brand und Stand, heia oho!
Gar mancher über die Klinge sprang, heia oho!
Spieß voran …

7. Des Edelmannes Töchterlein, heia oho!
wir schickten es in die Höll’ hinein, heia oho!
Spieß voran …

8. Geschlagen ziehen wir nach Haus, heia oho!
unsre Enkel fechten’s besser aus. heia oho!
Spieß voran …

Andere Titel:  Florian Geyer, Drauf und dran,
Text: unbekannt, diverse,
Melodie: Fritz Sotke (1919).
2. Hans Godwin Grimm (nach Albrecht)
Noten:
Vorlage:
Kategorie: Bündischen Jugend, Bauernkrieg, Weimarer Republik, Frontkämpferlied, BRD, DDR,
Zeit: 1919, 1920, 1920-1933, 1951 und später
Geschichte / Kommentar: 

Das Lied ist als „Fahrtenlied“ nach dem Ersten Weltkrieg (um 1920) im Umfeld der Bündischen Jugend entstanden und wird Fritz Sotke zugeschrieben.

Inhaltlich bezieht es sich auf die Auseinandersetzung während der sogenannten Bauernkriege im 16. Jahrhundert (um 1525) und die Taten des Florian Geyer und seines Schwarzen Haufens. 
Der Text wurde aus unterschiedlichen Quellen zusammen zusammengestellt. Eine davon war das Gedichte Ich bin der arme Kunrad von Heinrich von Reder (1885). Stilistisch wurde versucht, der Vorstellung die man über die Ausdrucksweise des 16. Jahrhundert hatte zu entsprechen. Die antiklerikale Tendenz ergibt daher auch einen Sinn und wurde besonders von den Nationalsozialisten politische genutzt, In erster Linie wurde zu Beginn aber lediglich der Versuch unternommen worden, dem Drang nach Abendteuer im Nachklang des Ersten Weltkrieges gerecht zu werden. Und tatsächlich ging es von der Bündischen Jugend aus in die unterschiedlichen politischen, besonders paramilitärischen Kreise über.

Die Melodie stammt von Fritz Sotke (1919).

Irgendjemand hat bei Wikipedia (Stand 29.4.2019) 13 Strophen ausgemacht und die aneinandergereiht, was aber nicht zur Erhellung beiträgt. Zum Glück aber haben sich Walter Moßmann und Peter Schleuning 1978 mit dem Lied (und vielen anderen) kritisch auseinander gesetzt.

Das „Geyer“-Lied wurde überwiegend in den unterschiedlichen Jugendorganisationen gesungen und hing eng mit der Suche nach Abenteuer zusammen, ging aber bereits in der ersten Hälfte der 1920er Jahre in den politischen Kampfbereich über.


KPD und Roter Frontkämpferbund (RFB)
Die KPD hat ebenso wie der Rote Frontkämpferbund (RFB) das Lied überwiegend in der obigen Version in allen uns vorliegenden Liederbücher (Ausnahme ist das „Arbeiter-Kampfliederbuch“ von Paul Schmidt von ca. 1930), später wird es gekürzt und es verbleiben die Strophen 1, 3, 5, 6 und 8)


SPD und Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold
Bei der SPD taucht des Geyers Haufen kaum auf. Es ist lediglich in Max Laudans erstem Heft seiner „Hamburger Jugendlieder“ mit sieben Strophen. Gekürzt wurde die zweite Strophe, die in ihrer Blutrünstigkeit wohl die härteste ist. Die Liederbücher des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold haben das Lied nicht aufgegriffen.

Einen ganz eigenen Weg hat August Albrecht in seinem „Jugend-Liederbuch“ genommen. Er dokumentiert ein ähnliches Lied, zu dem bereits 1920 Hans Godwin Grimm die Melodie geschrieben haben soll (wir verfügen leider nicht darüber). Das wäre parallel zu Sotke.

Die erste Strophe hat danach ebenfalls Hans Godwin Grimm geschrieben die zweite Strophe hat Albrecht Preuschnes Kirchengeschichte entnommen, in der sie als Überlieferung aus dem Jahr 1525 bezeichnet worden war. Die dritte Strophe entnahm Albrecht der „Altpreußischen Monatsschrift“ dessen Autor behauptet hatte, sie sei „einem englischen Text aus dem Lollhardenkrieg“ entnommen. Die deutsche Übersetzung sei „aus dem ostpreußischen Bauernkrieg 1525“. Strophe 4 bis 6 stamme von Heinrich von Reder (1888) und die Strophe 7 von Kurt Zacharias, Preußisch-Eylau (1921).
Leider haben wir weder über H. G. Grimm, noch über Kurt Zacharias Informationen.


Florian Geyer

1. Wir sind des Geyers schwarzer Haufen, heiaho, ho,
und wölln mit Pfaff’ und Adel raufen, heiaho ho!  
Spieß voran! Drauf und dran!
Setzt aufs Klosterdach den roten Hahn!

2. Wir wöllens Gott im Himmel klagen, Kyrieleis,
daß wird die Pfaffen mit dürfen totschlagen, Kyrieleis!

3. Als Adam reud’t und Eva spann, Kyrieleis,
wo war denn da der Edelmann, Kyrieleis!

4. Ich bin der arme Konrad und komm von nah und fern,
vom Hartematt, vom Hungerrain, mit Spieß und Morgenstern!

5. Wir wölln nit länger sein der Knecht, heiaho ho,
leibeigen, frönig, ohne Recht, heiaho ho!

6. Ein gleich Gesetz das wölln wir han, heiaho ho,
vom Fürsten bis zum Bauersmann, heijaho ho!

7. Mit blut’gen Köpfen geht’s nach Haus, heiaho ho!
Die Enkel fechten’s besser aus, heiaho ho!

Jugendliederbuch. Zusammengestellt von August Albrecht (451-500. Tsd.) 1929, Nr. 81, S. 49f.

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