Aus dem Bauernkriege 1525
1. Wir sind des Geyers schwarze Haufen, heia oho!
Und woll’n mit Tyrannen raufen, heia oho!
Spieß voran, drauf und dran,
setzt aufs Klosterdach den roten Hahn.
2. Wir wolln’s dem Herrn im Himmel klagen,
kyrieleis,
daß wir den Pfaffen könnten
totschlagen, kyrieleis.
Spieß voran …
3. Als Adam grub und Eva spann, kyrieleis,
wo war denn da der Edelmann? kyrieleis.
Spieß voran …
4. Jetzt gilt es Schloß, Abtei und Stift,
heia oho!
uns gilt nichts als die heil’ge Schrift,
heia oho!
Spieß voran …
5. Uns führt der Florian Geyer an, trotz Acht
und Bann.
Den Bundschuh führt er in der Fahn, hat Heim
und Harnisch an.
Spieß voran …
6. Bei Weinsberg setzt es Brand und Stand, heia
oho!
Gar mancher über die Klinge sprang, heia oho!
Spieß voran …
7. Des Edelmannes Töchterlein, heia oho!
wir schickten es in die Höll’ hinein,
heia oho!
Spieß voran …
8. Geschlagen ziehen wir nach Haus, heia oho!
unsre Enkel fechten’s besser aus. heia oho!
Spieß voran …
Geschichte / Kommentar:
Das Lied ist als „Fahrtenlied“ nach
dem Ersten Weltkrieg (um 1920) im Umfeld der Bündischen Jugend
entstanden und wird Fritz Sotke zugeschrieben.
Inhaltlich bezieht es sich auf die
Auseinandersetzung während der sogenannten Bauernkriege im 16.
Jahrhundert (um 1525) und die Taten des Florian Geyer und seines Schwarzen Haufens.
Der Text wurde aus unterschiedlichen Quellen
zusammen zusammengestellt. Eine davon war das Gedichte Ich bin der arme Kunrad von
Heinrich von Reder (1885). Stilistisch wurde versucht, der Vorstellung
die man über die Ausdrucksweise des 16. Jahrhundert hatte zu
entsprechen. Die antiklerikale Tendenz ergibt daher auch einen Sinn und
wurde besonders von den Nationalsozialisten politische genutzt, In
erster Linie wurde zu Beginn aber lediglich der Versuch unternommen
worden, dem Drang nach Abendteuer im Nachklang des Ersten Weltkrieges
gerecht zu werden. Und tatsächlich ging es von der Bündischen
Jugend aus in die unterschiedlichen politischen, besonders
paramilitärischen Kreise über.
Die Melodie stammt von Fritz Sotke (1919).
Irgendjemand hat bei Wikipedia (Stand 29.4.2019)
13 Strophen ausgemacht und die aneinandergereiht, was aber nicht zur
Erhellung beiträgt. Zum Glück aber haben sich Walter
Moßmann und Peter Schleuning 1978 mit dem Lied (und vielen
anderen) kritisch auseinander gesetzt.
Das „Geyer“-Lied wurde
überwiegend in den unterschiedlichen Jugendorganisationen gesungen
und hing eng mit der Suche nach Abenteuer zusammen, ging aber bereits
in der ersten Hälfte der 1920er Jahre in den politischen
Kampfbereich über.
KPD und Roter Frontkämpferbund (RFB)
Die KPD hat ebenso wie der Rote
Frontkämpferbund (RFB) das Lied überwiegend in der obigen
Version in allen uns vorliegenden Liederbücher (Ausnahme ist das
„Arbeiter-Kampfliederbuch“ von Paul Schmidt von ca. 1930),
später wird es gekürzt und es verbleiben die Strophen 1, 3,
5, 6 und 8)
SPD und Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold
Bei der SPD taucht des Geyers Haufen kaum auf. Es
ist lediglich in Max Laudans erstem Heft seiner „Hamburger
Jugendlieder“ mit sieben Strophen. Gekürzt wurde die zweite
Strophe, die in ihrer Blutrünstigkeit wohl die härteste ist.
Die Liederbücher des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold haben das Lied
nicht aufgegriffen.
Einen ganz eigenen Weg hat August Albrecht in
seinem „Jugend-Liederbuch“ genommen. Er dokumentiert ein
ähnliches Lied, zu dem bereits 1920 Hans Godwin Grimm die Melodie
geschrieben haben soll (wir verfügen leider nicht darüber).
Das wäre parallel zu Sotke.
Die erste Strophe hat danach ebenfalls Hans Godwin
Grimm geschrieben die zweite Strophe hat Albrecht Preuschnes
Kirchengeschichte entnommen, in der sie als Überlieferung aus dem
Jahr 1525 bezeichnet worden war. Die dritte Strophe entnahm Albrecht
der „Altpreußischen Monatsschrift“ dessen Autor
behauptet hatte, sie sei „einem englischen Text aus dem
Lollhardenkrieg“ entnommen. Die deutsche Übersetzung sei
„aus dem ostpreußischen Bauernkrieg 1525“. Strophe 4
bis 6 stamme von Heinrich von Reder (1888) und die Strophe 7 von Kurt
Zacharias, Preußisch-Eylau (1921).
Leider haben wir weder über H. G. Grimm, noch
über Kurt Zacharias Informationen.
Florian Geyer
1. Wir sind des Geyers schwarzer Haufen, heiaho,
ho,
und wölln mit Pfaff’ und Adel raufen,
heiaho ho!
Spieß voran! Drauf und dran!
Setzt aufs Klosterdach den roten Hahn!
2. Wir wöllens Gott im Himmel klagen,
Kyrieleis,
daß wird die Pfaffen mit dürfen
totschlagen, Kyrieleis!
3. Als Adam reud’t und Eva spann, Kyrieleis,
wo war denn da der Edelmann, Kyrieleis!
4. Ich bin der arme Konrad und komm von nah und
fern,
vom Hartematt, vom Hungerrain, mit Spieß und
Morgenstern!
5. Wir wölln nit länger sein der Knecht,
heiaho ho,
leibeigen, frönig, ohne Recht, heiaho ho!
6. Ein gleich Gesetz das wölln wir han,
heiaho ho,
vom Fürsten bis zum Bauersmann, heijaho ho!
7. Mit blut’gen Köpfen geht’s
nach Haus, heiaho ho!
Die Enkel fechten’s besser aus, heiaho ho!
Jugendliederbuch. Zusammengestellt von August
Albrecht (451-500. Tsd.) 1929, Nr. 81, S. 49f.