Aus dem Bauernkriege 1525 (2)
Die Nationalsozialisten
In den Liederbüchern der Nationalsozialisten
ist das Lied nicht so häufig übernommen worden, wie man
vielleicht meinen könnte und es waren in erster Linie die
Liederbücher der Jugend. Vorlage war in der Regel der ideologisch
nahestehende Fritz Sotke (z. B. Gust, Jung-Deutschland). 1932 liegen
uns zwei Beispiele mit zehn Strophen vor (Groschupf „Unser
Lied“ und Schirach „Blut und Ehre“). Eingefügt
wurden als Strophe fünf und sechs die folgenden:
5. Ein gleich Gesetz das wolln wir han, heia oho!
Vom Fürsten bis zum Bauersmann, heia oho!
Spieß voran, drauf und dran, …
6. Und hörn uns Reich und Kaiser nicht, heia
oho!
Wir halten selber das Gericht, heia oho!
Spieß voran, drauf und dran, …
Hans Groschupf hat es unter der Rubrik „Aus
alten Tagen“ eingeordnet.
1938 erscheint es nach längerer Pause in dem
Liederbuch der NSDAP (4 Str.: 1, 5, 6, 8)
Anderer Text
Wir haben bislang nur bei den Nationalsozialisten
einen anderen Text auf die Melodie des Florian-Geyer-Liedes gefunden.
In den Jahren 1932/3 haben zwei Liederbücher gefunden. Zum Einen
ist es das „Sturm- und Kampf Liederbuch“ des
Propagandaleiters Hochmuth von 1933 mit folgendem, der die
antisemitische und kriegerische Propaganda deutlich macht:
Drauf und dran.
(Mel.: Wir sind des Geyers schwarze Haufen.)
1. Wir sind des Hitlers braunes Heer, Heia hoho!
Wir machen Bonzensessel leer. Heja, hoho!
:,: Drauf und dran! Mann für Mann!
Hitlers braunes Heer rückt an. :,:
2. Das deutsche Land dem deutschen Mann, dem
Arbeitsmann.
Der Jude lauf nach Kanaan, wenn er noch laufen
kann.
:,: Drauf und dran usw. :,:
3. Und wer die Sowjets lieber hat als deutsches
Land,
der nehme nach dem Sowjetstaat die Beine in die
Hand.
:,: Drauf und dran usw. :;:
4. Uns führt der Adolf Hitler an, trotz Acht
und Bann.
Das Hakenkreuz in roter Fahn’, das
trägt er uns voran.
:,: Drauf und dran usw. :;:
5. Jetzt gilt uns nicht als Deutschlands Not und
Deutschlands Schmach:
zum Kampf für Freiheit und für Brot.
Deutschland erwach’!
:,: Drauf und dran usw. :;:
6. Die Ulmer hat man krumm geschlossen! Weh,
dreimal weh!
Horst Wessel haben sie erschossen! Weh dreimal
weh!
:,: Drauf und dran usw. :;:
7. Gemach! Schon steigt das dritte Reich aus Not
und Nacht:
Marxist und Jude, wehe euch! Wenn unser die Macht!
:,: Drauf und dran usw. :;:
Quelle: Hochmuth (Hrsg, Propagandaleiter), Sturm
und Kampf-Lieder-Buch,
Berlin-Schöneberg 1933, Nr. 20
Strophe 1, 4 und 5 finden sich auch Bajers
Liederbuch von 1932 („Was der Deutsche singt“). Dort
befindet sich auch die Angabe, dass das Lied mündlich
überliefert sei (was natürlich nicht stimmt) und, dass es auf
Schallplatte mit der Bestell-Nr.: 114 erschienen sei.
Stahlhelm
In den uns vorliegenden Liederbüchern des
Stahlhelm befindet sich das Florian-Geyer-Lied erst als die
Unterwerfung unter die NSDAP quasi vollzogen war. Im Hamburger Lieder
buch "Lieder im Wehr- und Arbeitsdienste" von 1933 ist das
Lied mit vier Strophen vertreten (Str. 1, 2, 5 und 8). Von den wenigen
Abweichungen ist die zweite Strophe am auffälligsten, in der es
heißt:
Wir wolln's dem Herrgott nimmer klagen, heioho,
daß wir die Pfaffen woll'n erschlagen,
heioho,
Spieß voran …
Quelle: Deutsche Lieder im Wehr- und
Arbeitsdienste,
Stahlhelm Hamburg 1933. S. 26.
Nach 1949
Nach 1949 wurde das Lied in West-Deutschland in
Schulliederbücher aufgenommen (Der Hamburger Musikant, 4 Str.1, 5,
6 u. 8). In der der DDR fand es Aufnahme im Liedgut der NVA. Sehr oft
findet man in Liederbüchern nur Teile des Liedes und diese in
abgeschwächter Form. So wird aus Klosterdach einfach nur Dach bzw. Ritterdach gemacht.
Es wurde von Heino ebenso gesungen wie von
Mittelalterbands (z. B. Die Streuner, Van Langen und Die Schnitter) Es
wurde von der linksradikalen Band Commandantes als auch von der neonazistischen Black-Metal-Band Absurd übernommen.
In der West-Deutschen Folkloreszene wurde das Lied
von Florian Geyer im Liederbuch von Zupfgeigenhansel oder dem kleinen
Dicken Liederbuch (6 Str.: 1, 4, 3, 2, [neue 5] u. 8) übernommen.
Hier wurde eine neue fünfte Strophe eingefügt:
Wir wolln nicht länger sein der (ein) Knecht,
heijaho, ho!
Leibeigen, frönig, ohne Recht, heijaho, ho!
Spieß voran :
Innerhalb der West-Deutschen linken (im Sinne der
DKP) Polit-Szene sei Beispielhaft Annemarie Stern (Lieder gegen den
Tritt