Marseillaise
1. Wie lange, Völker, wollt ihr säumen?
Der Tag steigt auf, es sinkt die Nacht.
Wollt ewig ihr von Freiheit träumen,
da schon die Freiheit selbst erwacht?
Vernehmt die Rufe aus dem Osten,
vereinigt euch zu Kampf und Tat!
Die Stunde der Befreiung naht.
Laßt nicht den Stahl des Willens rosten.
Auf, Völker, in den Kampf.
Zeigt euch der Brüder wert!
Die Freiheit ist das Feldgeschrei,
die Räte sind das Schwert!
2. Der Reiche bangt um seine Renten.
Er kauft der Wähler große Zahl.
Und das Geschwätz in Parlamenten
beschützt sein heil’ges Kapital.
Verlorne Mühe, auszujäten,
was fruchtbar aus dem Boden schießt.
Schweig, Reicher, still, das Volk
beschließt,
das freie Volk in seinen Räte. -
Auf, Völker, usw.
3. Auf Arbeitsmann, Soldat und Bauer,
schafft Räte aus den eignen Reih’n
und stoßt damit die morsche Mauer
jahrhundertealter Knechtschaft ein.
Längst steht der Russe auf dem Walle,
ihm folgt’ der tapfere Magyar.
Wie lange säumst du, Proletar,
wie lange säumt ihr Völker alle. -
Auf, Völker, usw.
4. Es gilt den letzten Hieb zu führen,
zu brechen gilt’s der Herrscher Wahn.
Laßt uns die Glut des Kampfes schüren -
dem Sozialismus freie Bahn!
Was einst die Lehrer uns verkündet:
in Trümmer sinkt die alte Welt.
Auf ihrer Räte Recht gestellt,
so stehn die Völker frei verbündet. -
Auf, Völker, usw.
Geschichte / Kommentar:
Ein später Versuch der KPD Erich
Mühsam’s Marseillaise auf die musikalisch-politische
Bühne zu bringen.
Quelle
ARBEITERLIEDER / Unter roten Fahnen. Kampflieder,
121.-220. Tausend (ca. 1930), Verlag Junge Garde, Berlin SO 16,
Brückenstr. 10b. [eigener Bestand] (siehe Lammel, Bibliographie,
Nr. 70, Nr. 428) Nr. 3, S. 4.
2. ARBEITERLIEDER / Unter roten Fahnen.
Kampflieder, 221.-330. Tausend (ca. 1931), Verlag Junge Garde, Berlin
SO 16, Brückenstr. 10b. [eigener Bestand], Nr. 3, S. 4.