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Arbeiterliedarchiv
Lancken
im e.V.
Musik von unten
Wenn ich einmal der Herrgott wär

1. Wenn ich einmal der Herrgott wär,
mein erstes wäre das:
ich nähme meine Allmacht her
und schüf ein großes Faß,
ein Faß, so groß als wie die Welt,
ein Meer göß ich hinein,
:,: von einem Belt zum andern Belt
von Rüdesheimer Wein, :,:

2. Wenn ich einmal der Herrgott wär,
mein zweites wäre das:
Ich nähme meine Almacht her
und schüf ein großes Glas,
ein Glas so hoch als wie der Mond
und wie die Erde rund,
daß auch des Trinkens sich’s verlohn,
setzt ich es an den Mund.

3. Wenn ich einmal der Herrgott wär,
Wenn ich einmal der Herrgott wär,
mein drittes wäre das:
Ich nähme meine Allmacht her,
tränk täglich so ein Maß.
O welche Wonne wäre nun
in solchem Zug und Druck,
da könnt man doch sich gütlich tun
an einem tüchtgen Schluck.

4. Und hätt ich nach so manchem Tag
das Faß so rein gefegt,
daß sich bei noch so derbem Schlag
kein Tröpfchen mehr drin regt,
dann würf ich auf die Kniee mich
und fing laut an zu schrein:
„Laß mich, o Gott, ich bitt dich,
noch einmal Herrgott sein.“

Wenn ich einmal der Herrgott wär (1889)

1. Wenn ich einmal der Herrgott wär’.
mein Erstes wäre das,
Ich nähme meine Allmacht her,
daß ich die Lumpen fass’.
Und käme einer hin zu mir
und sagt: Herr, gib mir Sieg!
Na, wart’ mein Jung’, der Knüppel hier
nimmt Dir die Lust zum Krieg.

2. Wenn ich einmal der Herrgott wär’,
mein Zweites wäre das
Ich nähme meine Allmacht her
und thäte,wißt ihr, was?
Wenn ich ’nen Protzen fände wo,
der quält Knecht und Gesell,
Ich wäre über Maßen froh,
zu klopfen ihm sein Fell.

3. Wenn ich einmal der Herrgott wär’,
mein Drittes wäre das,
Ich nähme meine Allmacht her
und machte mir den Spaß.
Wenn so ein Junker aufbegehrt,
ha, denkt euch, welch ein Schreck.
Er läge, wo er hingehört,
pardautz, sogleich im Dreck

4. Wenn ich einmal der Herrgott wär’
ich will´s nun mal nicht sein,
Ich will nicht Knecht, ich will nicht Herr,
Nur Gleicher will ich sein.
Ich will, daß hier auf Erden gelt’
die Wahrheit und das Recht
Daß Gutes man für gut auch hält,
und was da schlecht, als schlecht.


Andere Titel: 
Text: 1. Eduard Amthor, 1841
Melodie: Karl Binder, 1853 (1816-1860)
Noten:
[Reisert, 1896, S. 448],
Vorlage:
Kategorie: Scherzlied,  Radfahrerlied,
Zeit: 1841, 1853, 1896, 1900,
Geschichte / Kommentar:

Das ursprüngliche, „scherzhafte“ Trinklied wurde von Eduard Amthor im Jahr 1841 gechrieben, vertont wurde es 1853 von Karl Binder (1816-1860).

Das Lied hat ein unbekannter Autor geschrieben.

Die Fassung des Liedes der organisierten Arbeiterbewegung schrieb ein Unbekannter. Es befidnet besonders in den Liederbüchern der Migranten in Zürich, London und Chicago.

An dieser Stelle scheint es uns wichtig, darauf hinzuweisen, dass es Seiten im Internet gibt, die ebenfalls Lieder aus unterschiedlichen Beweggründen dokumentieren. Leider arbeiten da nicht alle sorgfältig genug oder verändern gar Worte und betreiben somit Geschichtsfälschung. In unserem Beispiel ist es das sogenannte „Volksliederarchiv“. Dort sind zu dem Lied „Wenn ich einmal der Herrgot wär’“ nicht nur Satzzeichen extrem schlampig gesetzt, bzw. weggelassen worden, sondern es hat sogar Wortänderungen gegeben, die nicht mit dem Original übereinstimmen. So heißt es in der letzten Zeile der ersten Strophe nicht „Sieg“ sondern „Krieg“ und in der sechsten Zeile der 3. Strophe nicht „Freiheit“, sondern „Wahrheit“ [siehe das Original in der Londoner Ausgabe von 1889]. Politische Ziele, die in diesem Fall nicht mal deutlich werden, werden allzuoft der Korrekten Geschichtsschreibung geopfert.


Parodien:

Wenn ich einmal der Herrgott wär’! (Nr. 33)

Da die Rechte nicht geklärt sind, können wir das Lied nur kurz vorstellen. Es übernimmt anfänglich die ersten drei Zeilen des gleichnamigen Vorbilds (Wenn ich einmal der Herrgott wär’!) aber die erste Tat des Texters (Arthur Göricke aus Bielefeld) wäre natürlich, ein schlankes und leichte Motorrad zu erschaffen.  Dann würde er „mit dem Puttputt“, das ja „so schnell von dannen“ streichen würde die „ganze Welt kaput“ fahren. (Das würden wohl alle heutigen „Klimaschützer“ unterstreichen.

In der zweiten Strophe spricht der Auitor die „Benzinstationen“ an. Sie würden all eingehen, da er nicht aus Wasser Wein, sondern Benzin machen würde. Die dritte Strophe ist den Steuern bzw. demjenigen vorbehalten, der „uns besteuert jetzt“. Dessen Nase würde er am „Motorrad als Auspufftopf“ hängen. „Dann würd’ ihm vieles klar“. Des weiteren würde er  die Nummern alle abschaffen. Dann hätte man „doch Ruh“ und die „Schutzleut kriegten“ die „Nummern noch dazu“.

In der fünften Strophe wird noch der Redakteur angesprochen, „der uns stets grollt“ [wir wissen nicht, wer damit gemeint war! - wer kann helfen?] auf jeden Fall würde es dem schlecht ergehen. „Ich bänd ihn wohl an’s Hinterrad und schleift’ ihn unversöhnt, wohl durch den ganzen deutschen Staat“.  

Arthur Göricke, Bielefeld in: Lieder-Buch der Deutschen Motorradfahrer-Vereinigung, München Selbstverlag der D-M-V- 1906, Nr. 33.


Eine andere Parodie aus Radfahrerkreise ist betitelt: „Dat grote Rad“.

1. Wenn ick malins uns' Herrgott weer, min Erst, dat weer nu dat: - Ick neem soforts min Allmacht her un bugt' mi 'n grotes Rad! - En Rad, bet an den Maand so hoch un as de Sünn so rund, - De Kilometerfreters flog ick dormit up den Mund!

2. Wenn ick malins uns' Herrgott weer, min Tweetes, dat weer dat: - Ick neem min korten Büren her un sett mi up dit Rad. - Denn föhrt' ick los von Steern to Steern uns makt en Himmelsritt; - Min lüttje, smucke, dralle Deern, de müßt natürlich mit!

3. Un harr ick denn so mennig Johr an'n Himmel 'rumkarjolt, - Weer hungrig worr'n un dörstig gor, de Deern intwischen ohld, - - Denn kreeg ick't Fohr'n wull endlich satt un schreeg, so lud ick kunn: - "Leew' Herrgott, help mi vun dat Rad un doch man wedder run!"

Quelle: unbekannter Autor im „Liederbuch des Gau 19 Rostock des Deutschen Radfahrer-Bundes“


Auf die Melodie wurde geschrieben:
Wirst, Mädchen, eine Perle du (Nach Hoffmann von Fallersleben)
Wenn ich einmal der Herrgott wär (organisierte Arbeiterbewegung)
Wenn ich einmal der Herrgott wär (Motorradfahrerlied) - siehe oben oder hier.

 

Quelle:
Karl Hermann Prahl (Hrsg), Unsere Volkstümlichen Lieder von Hoffmann von Fallersleben (4. Aufl.) Leipzig 1900, Nr. 12228b, S. 258
Dr. Karl Reisert, Deutsches Kommersbuch, Freiburg 1896,  S. 448.
Friedrich Silcher u. Friedrich Erk, Allgemeines Deutsches Commersbuch, Lahr 1919, Nr. 770, S. 697f.

Liederbücher der Arbeiterbewegung im 19. Jh.
Sozialdemokratisches Liederbuch. 8. veränderte Aufl., Zürich, Verlag der Volks-Buchhandlung, 1885, Nr. 42;
Sozialdemokratisches Liederbuch. Sammlung revolutionärer Gesänge, 12. Auflage, German Printing and Publishing Co., London 1889, Nr. 47;
Hermann Schlüter, Sozialistisches Arbeiter-Ldb, Chicago, o. J. (ca. 1906), Nr. 61;
Liederbuch des Gau 19 Rostock des Deutschen Radfahrer-Bundes, hrsg. v. Gau 19 Rostock des Deutschen Radfahrer-Bunds, Verlag Adler's Erben, o. J. (ca. 1900) Nr. 79.


 
 
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