Wenn die Ziegler woll’n was verdienen
1. Wenn die Ziegler woll’n was verdienen,
Müssen sie die Karre schieben
Bei Tag und bei der Nacht, o weh!
Bei Tag und bei der Nacht.
2. Und kommt der liebe Winter,
Dann schreien Weib und Kinder:
„Wo hast du denn nun deinen verdiensten
Lohn?
Wo hast du denn nun deinen Lohn!“
3. „Meinen Lohn kann ich euch nicht geben
Und koste es mir mein Leben;
Denn ich habe ja nichts verdient, o weh!
Denn ich habe ja nichts verdient!
4. Vorlieber bleibe ich zu Hause
und mache lange Pause,
Bis bessere Zeiten kommen, o weh!
Bis bessere Zeiten kommen!
5. Und kommt der liebe Sommer,
Dann vergeht uns aller Kummer.
Dann können wir wieder was verdienen, o weh!
Dann können wir wieder was verdienen!“
Geschichte / Kommentar:
Das Lied wird von Wehrhan dokumentiert, nach dem
sich später Heilfurth und Steinitz orientierten. Während
Heilfurth nur die Strophen 1 und 5 übernahm.
Die Melodie wurde 1949 in Bamtrup, Lippe
aufgezeichnet. Steinitz erhielt sie mit dem Vermerk, dass die
Zieglerlieder von der „alten Generation“ noch viel gesungen
würden.
In dem kleinen Lippe soll vor der Ersten Weltkrieg
mit etwa 20.000 das größte Kontingent an Wanderarbeitern
bestanden haben. „die jeden Sommer als Ziegelstreicher und Brauer
die Ziegeleien Norddeutschlands und Hollands bevölkerten und dort
in sehr harte 14-16stündiger Arbeit ihr Brot verdienten.“
Quelle:
Karl Wehrhan, Fr. Wienke, Lippische Volkslieder,
Detmold, 1912, Nr. 17, S. 30.
Gerhard Heilfurth, Das Bergmannslied. Wesen /
Leben / Funktion. Ein Beitrag zur Erhellung von Bestand und Wandlung
der sozialkulturellen Elemente im Aufbau der industriellen
Gesellschaft, Kassel und Basel 1954, S. 124, 609:
Leich / Witten a. d. Ruhr 1927 S. 40 (1 Str.) und
Leich / Bochum 1926/27 S. 286
Text: Wehrhan, Lipp. Nr. 17 S. 30 (= * A 64.830;
dort auch die Bemerkung: „Vor etwa 30 Jahren sehr
beliebt“). –
Wolfgang Steinitz, Dt. Volkslieder demokratischen
Charakters aus sechs Jahrhunderten, Berlin (Ost) Bd. 1, S. 303f.