Der Fortschritt
Was ist der wahre Fortschritt, sagt?
Ist er es, der sich schüchtern zeigt,
Der einen Schritt sich vorwärts wagt
Und zwei Schritt schnell zurück dann weicht?
Der ewig schwankt und leise spricht
Von „Mäßigung,“
„Besonnenheit“? –
Das ist der wahre Fortschritt nicht,
Er wirket nichts im Kampf der Zeit.
2. Ist das der wahre Fortschritt wohl,
Der immer sich in Hochmuth ziert,
Den Mund voll Phrasen, stolz und hohl,
Der mit den Mächt’gen kokettirt
Und für des Volkes Nothschrei taub
Stets wartet, bis es „opportun,“
Fürs Volk einmal zu sprechen, - glaubt,
Er läßt die Freiheits-Arbeit ruhn.
3. Die Halbheit ist der Fortschritt nicht,
Die Halbheit ist die Reaktion.
Ein Kämpfer, der sein Schwert zerbricht,
Der vor dem Treffen weichet schon,
Das ist der allerschlimmste Feind,
Wie er verächtlich Beispiel beut, –
Wer’s ehrlich mit der Freiheit meint,
Dem blitzt der Muth vom Auge heut’.
4. Wir stehen an des Wissens Quell,
Vergangner Tage Nebel flieht,
Es strahlt in dies Jahrhundert hell
Das Licht des Geistes und es sieht
Der Mensch im klaren Sonnenlicht
Der hehren Freiheit Zukunftsthron. –
Das ist die Zeit des Zagens nicht!
Es winkt des Sieges Palme schon!
5. Und wo der Helle Jubelschrei
Aus vollem Herzen drob erklingt,
Und wo das Volk nun froh und frei
Und unaufhaltsam vorwärts dringt,
Der Meerfluth gleich, die hoch sich bäumt,
Dem Strome gleich, dem Sturme gleich,
Im Muth, der feurig überschäumt –
Da ist des wahren Fortschritts Reich.