Der Freiheit eine Gasse.
1. Vorm Feinde stand in Reih’ und Glied
das Volk um seine Fahnen.
Da rief Herr Struthahn Winkelried:
„Ich - - will den Weg euch bahnen!
Dir Gott, befehl’ ich Weib und Kind,
die ich auf Erden lasse.“
Und also sprengt er pfeilgeschwind
der Freiheit eine Gasse!
2. Das war ein Ritter noch mit Fug,
der wie ein heiß Gewitter
die Knecht vor sich niederschlug –
o - wär’ ich solch ein Ritter,
auf stolzem Roß von schnellem Huf,
in schimmerndem Kürasse,
zu sterben mit dem Donnerruf:
der Freiheit eine Gasse!
3. Doch zittert nicht. Ich bin allein,
Allein mit meinem Grimme;
Wie könnt’ ich euch gefährlich
sein
Mit meiner schwachen Stimme?
Dem Herrscher bildet sein Spalier
Wie sonst des Volkes Masse,
Und niemand, niemand ruft mit mir:
Der Freiheit eine Gasse!
4. Ihr Deutschen ebnet Berg und Thal
Für eure Feuerwagen,
Man sieht auf Straßen ohne Zahl
Euch durch die Länder jagen;
Auch dieser Dampf ist Opferdampf,
Glaubt nicht, daß ich ihn hasse –
Doch bahnet erst in Streit und Kampf
Der Freiheit eine Gasse!
5. Wenn alle Welt den Mut verlor,
die Fehde zu beginnen,
tritt du, mein Volk, den Völkern vor,
laß du dein Herzblut rinnen!
Gib uns den Mann, der das Panier
der neuen Zeit erfasse,
und durch Europa brechen wir
der Freiheit eine Gasse!
Geschichte / Kommentar:
Das Gedicht schrieb Georg Herwegh 1841 in der Zeit
des „Vormärz“ auf die Melodie von A. Methfessel
(1818), die der wiederum auf den Text von E. M. Arndt „Der Gott
der Eisen wachsen ließ“ geschrieben hatte.
Später kamn mehrere Versuche, eine andere
Melodie zu dem beliebte Gedicht zu Schreiben. Eine häufig
angewandte war die von Fuchs, Robert (1847-1927) Opus 66 - oder
Richard?
Josef Scheu schrieb eine Parttitur für
Männerchor.
Quellen:
Liederbücher der Arbeiterbewegung im 19. Jh.
Deutsche Lieder, Herausgegeben vom Bildungs-Verein
für Arbeiter in Hamburg, Hamburg 1855 Im Verlag des
Bildungs-Vereins, Druck von A. F. M. Kümpel, große
Reichenstraße Nr. 88, S. 112f. (Str. 1, 4 u. 5)
Demokratisches Ldb., Stuttgart, 1895. N5. 31;
Konrad Beißwanger, Freie Klänge,
Nürnberg o.J. (ca. 1900), Nr. 24;
Arbeiterliederbücher der SPD zwischen 1918
und 1933
August Albrecht, Arbeiter- und
Freiheits-Liederbuch (Arbeiterjugend-Verlag), Berlin 1928, Nr. 54;
Aus: August Albrecht, Jugend-Liederbuch, Berlin,
1929, Nr. 3, Hrsg. Verband der Arbeiterjugend-Verein Deutschlands, Nr.
59, S. 39. (Nur Str. 1, 2 und 5).
Die Liederbücher von KAPD, KPD, KJVD und RFB
Kampflieder. FSJ, Verlag Junge Garde (1), Nr. 10;
Kampfgesang. Proletarische Freiheitslieder, Berlin (KAPD), 1920, Nr.
22; Kampfgesang. Proletarische Freiheitslieder, Berlin (KAPD), 1921.
Nr. 26; Kampflieder, VIVA, 1923, Nr. , 7;
Mit Gesang wird gekämpft’!, 1924, 21.
bis 30. Tausend, Verlag „Junge Garde“ Berlin O 17, Nr. 28;
Rot Front. Neues Kampf-Liederbuch, Berlin 1925,
Nr. 5; Zum roten Sturm voran. Kampfliederbuch, Berlin 1926, Nr. 5;
Rot Front. Das neue Liederbuch mit Noten, 1927
(Verlag Junge Garde, Berlin), Nr. 7;
Front Kämpfer Liederbuch, 21.-40. Tausend,
Berlin 1928/29, Nr. 36; Mit Lenin. 50 Kampflieder, 21.-40. Tausend (ca.
1928/29), Nr. 35; Mit Gesang wird gekämpft’!, 1928, Nr. 61;
Arbeiter-Lieder (ca. 1929), Eine Sammlung
proletarischer Kampflieder, Wander-, Volks- und heiterer Lieder.
– Wien: Grünberg, 94 S. [Lammel, Biblio. Nr. 4040, S. 67
[wie Nr. 359 ] S. Nr. 44;
Arbeiter-Lieder (ca. 1930), KJVD, Verlag Junge
Garde: Hermann Remmele, Berlin, Nr. 44;
