Entweder - oder!
1. Und wenn ich wär’ ein Zimmermann,
dann baut’ ich eine weite Schranke
und schrieb in großen Zügen an
hoch oben an des Eingangs Planke:
Entweder, oder!
2. Die ihr den großen Kampf der Zeit
ausfechten wollt, herbei, ihr Ritter!
Sprecht, welcher Sach’ ihr euch geweiht,
sprecht frei durch’s offne Helmgegitter:
Entweder, oder!
3. Für Fürstenmacht, für
Volkesrecht?
Für Geisteslicht, für Pfaffendunkel?
Der Freiheit Kämpfer oder Knecht!
Ja oder nein! nur kein Gemunkel!
Entweder, oder!
4. Schwarz sei die Rüstung oder weiß!
Ihr geht zur Linken, ihr zur Rechten!
Todfeinde nur laß ich zum Kreis,
die nur um Tod und Leben fechten:
Entweder, oder!
5. Ihr Herrn von: Zugegeben,
Zwar Bedingungsweiß, Gewissermaßen!
hier heißt es ganz, mit Haut und Haar.
Verlegt uns nicht des Kampfes Straßen!
Entweder, oder!
6. Bleibt draußen, weil ihr uns nur
stört,
ihr Halb- und Viertelmeinungsaffen!
wenn’s euch ergötzt, seht zu un
hört!
Zum Publikum seit ihr geschaffen.
Entweder, oder!
7. Und wenn der Letzte todt sich rollt
von drüben oder hier im Sande,
dann wisst ihr, wem ihr folgen sollt.
Wir schlichten’s für die ganze Bande:
Entweder, oder!
8. Doch weil ich bin kein Zimmermann,
kann ich auch keine Schranken bauen,
drum lass’ ich’s gehen, wie’s
gehen kann,
zuletzt muß man es doch wohl schauen.
Entweder, oder!
Geschichte / Kommentar:
Das Lied, besser „Gedicht“ von
Friedrich v. Sallet (1812-1843) befindet sich nur gelegentlich in
Liederbüchern, Wir haben es in dem Berliner „Liederbuch
für Handwerker-Vereine“ von 1848 und bei Schanz / Parucker,
Nr. 42a, S. 39f., gefunden (In ersterem nur die Strophe 1-4 und 7-8).
1901 übernahm Konrad Beißwanger es noch in seine
„Stimmen der Freiheit“.
Quellen:
Liederbuch für Handwerker-Vereine, Zweite
vermehrte Auflage, Hrgg. v.d. Berliner Handwerker Verein,
Johannisstraße 4, Druck und Verlag von Eduard Krause, Berlin
1848, Nr. 112, S. 143.
Schanz / Parucker, Nr. 42a, S. 39f.
Konrad Beißwanger, Stimmen der Freiheit,
Nürnberg 1901, S. 165.