Jahrestag der Schneider
1. Und als die Schneider Jahrstag hatten,
da warn sie alle froh,
da aßen ihrer neuzig,
neun mal neun und neunzig
an einem gebratnen Floh.
2. Und als sie nun gegessen hatt’n,
Da war’n sie vollern Muth;
Da tranken ihrer neunzig,
Neunmal neununneunzig
Aus einem Fingerhut.
3. Und als sie nun getrunken hatt’n,
Begehrten sie einen Tanz,
Da tanzten ihrer neunzig,
Neunmal neunundneunzig
Auf einem Kartenblatt.
4. Und als sie nun getanzet hatt’’n,
Da gingen sie zur Ruh,
Da schliefen ihrer neunzig,
Neunmal neunundneunzig
Auf einem Halmen Stroh.
5. Und als sie nun im Schlafe waren,
Da knispelt eine Maus,
Da schlüften ihrer neunzig.
Neunmal neunundneunzig
Zum Schlüsselloch hinaus.
Geschichte / Kommentar:
Das Lied von dem Jahrestag oder der Hochzeit der
Schneider ist seit des Knaben Wunderhorn vielfach verbreitet gewesen,
teilweise bis in die Schulbücher nach 1945. Der obitge Text ist
nach Erks Liederhort (wie auch von Franz Magnus Böhme).
Quelle:
Hoffmann von Fallersleben und Ernst Richter,
Schlesische Volkslieder mit Melodien. Aus dem Munde des Volks
gesammelt, Leipzig 1842, Nr. 216f, S. 250-252.
Ludwig Erk, Deutscher Liederhort, Berlin 1856, S.
394f.
Ludwig Erk u. Franz Magnus Böhme, Deutscher
Liederhort, Leipzig 1925. Bd. 3, Nr. 1635, S. 449f.