Stimmt an mit hellem,
Das Original von Matthias Claudius
1. Stimmt an mit hellem, hohem Klang,
Stimmt an das Lied der Lieder,
Des Vaterlandes Hochgesang,
Das Echo hall’ ihn wieder!
2. Der alten Barden Vaterland’,
Dem Vaterland’ der Treue,
Dir, freies unbezwungnes Land,
Dir weih’n wir uns auf’s Neue.
3. Zur Ahnentugend wir uns weih’n,
Zum Schutze deiner Hütten!
Wir lieben deutsche Fröhlichkeit
Und alte deutsche Sitten.
4. Die Barden sollen Lieb und Wein,
doch öfter Tugend preisen
und solen biedre Männer sein
in Thaten und in Weisen.
5. Ihr Kraftgesang soll himmelan
Mit Ungestüm sich reißen!
Und jeder echte deutsche Mann
Soll Freund und Bruder heißen!
nach Böhme Nr. 5
hohem Klang
Die Parodie von einem Unbekannten
1. Stimmt an mit hellem, hohem Klang
Stimmt an das Lied der Lieder,
Des Vaterlandes Hochgesang,
Das Waldthal hall’ es wieder.
2. Dem neuen deutschen
Vaterland’,
Dem Vaterland der Freien,
Dem niemals ausgesungen Land,
Dem weih’n wir uns auf’s Neue.
3. Der Freiheit wollen wir uns weih’n
Zum Schutze unsrer Hütten,
Wir wollen freie Deutsche sein
Mit freien deutschen Sitten.
4. Und wie die Barden Lieb’ und Wein,
Woll’n wir die Freiheit preisen,
Und wollen biedre Männer sein
In Thaten und in Weisen.
5. Der Kraftgesang soll himmelan
Mit Ungestüm sich reißen,
Und jeder ächte, deutsche Mann
Soll Freund und Bruder heißen.
Liederbuch für Handwerker-Vereine, Zweite
vermehrte Auflage, Hrgg. v.d. Berliner Handwerker Verein,
Johannisstraße 4, Druck und Verlag von Eduard Krause, Berlin
1848,
Geschichte / Kommentar:
Die obigen fünf Strophe (links) stammen aus
dem 14 Strophen langen Gedichte „Mein Neujahrslied“ von
Matthias Claudius von 1772 und wurden mit einigen Änderungen laut
Böhme „zu einem selbständigen ‚Weihelied’
umgearbeitet. Die Melodie dazu schrieb Methfessel.
Die Parodie von einem Unbekannten (rechts) wurde
dem Berliner „Liederbuch für Handwerker-Vereine“ aus
dem Jahr 1848 entnommen.
Die Parodie in dem „Liederbuch für
Handwerker-Verein“ aus Berlin von 1848 hat einige entscheidende
Veränderungen. So heißt es in der Ersten Strophe statt
„das Echo hall in wieder“, „das Waldthal hall’ es
wieder“ und die zweite Strophe beginnt mit „dem neuen
deutschen Vaterland, dem Vaterland der Freien“ anstatt der
„alten Barden Vaterland, dem Vaterland der Treue“. Wie das
neue Vaterland auszusehen hat, folgt in der dritten Strophe. Dort
heißt es „Der Freiheit wollen wir uns weih’n zum Schutze unsrer Hütten,“ und als
Krönung „Wir wollen freie
Deutsche sein mit freien deutschen
Sitten“.
Bei Wikipedia wird darauf hingewiesen, dass mit
dem Waldthal möglicherweise Fürstenberg im Paderborner Land
gemeint sei. Dort kam es im März 1848 beim Schloss zu heftigen
revolutionären Unruhen wegen eines Streits mit dem Grafen von
Westphalen. 175 preußische Soldaten konnten die Kämpfe
beenden. Von 116 Fürstenbergern wurden 37 wegen Diebstahl
angeklagt, 46 wegen anderer Verbrechen bestraft und 33 freigelassen.
Quellen:
Liederbuch für Handwerker-Vereine, Zweite
vermehrte Auflage, Hrgg. v.d. Berliner Handwerker Verein,
Johannisstraße 4, Druck und Verlag von Eduard Krause, Berlin
1848, Nr. 111, S. 142.
Liederbuch für Handwerker-Vereine, Zweite
vollständig umgearbeitete und sehr vermehrte Auflage, Verlag der
Horvath'schen Buchhandlung (Eduard Döring), Potsdam 1859, 83, S.
68.
F. M. Böhme, Volkstümliche Lieder der
Deutschen im 18. und 19. Jh., Nr. 5, S. 5
Auf die Melodie gesungen werden folgende Lieder:
Das Lied war im 19. Jahrhundert sehr beliebt und
Claudius’ Lied hat eine ganze Reihe von Laienpoeten zu einer
Parodie inspiriert. Ein paar haben wir beigefügt.
Hugo Zipfer aus Berlin. dichtete um 1908
für den „Liederhort Deutscher Jung-Drogisten! eine Parodie,
mit der er mit gleichem Anfang Kollegen und Gäste willkommen
hieß und einen „Jungdrogisten-Kraftgesang" zum
"heut'gen Feste" forderte.
Wolfgang Steinitz macht auf ein Lied aus dem Krieg
aufmerksam, in dem die Soldaten auf den Frieden lauern („Wir liegen am Bzurastrand, den Russen gegenüber") aufmerksam, (II, Nr.
273, S. 405f.), das nach der gleichen Melodie gesungen wurde.
Parodien in:
Hugo Zipter / Erich Lasch (Redaktion.), Liederhort
Deutscher Jung-Drogisten. Herausgegeben vom Verband junger Drogisten
Deutschland (e.V.), Berlin 1908 im Selbstverlag des Verbandes, S. 47f.
Nr. 58.
Wolfgang Steinitz II, Nr. 273, S. 405f. Wir lauern
auf den Frieden
Artur Kutscher, Das richtige Soldatenlied. Berlin
1917, S. 130
1. Stimmt an mit hellem, hohem Klang, stimmt an
Reservelieder,
Reserve hat nicht lange mehr, dann geht's zur
Heimat wieder.
2. Sie haben uns so oft gefragt: Wollt ihr nicht
kapitulieren?
da haben wir gleich nein gesagt. Wir wollen keinen
Kohldampf spüren.
3. Und kehren wir aus dem Manäver zurück
mit schwergepacktem Affen,
so soll es uns ein Leichtes sein, auf Kammer ihn
zu schaffen.
4. Und kommt der Regimentsappell - ach wär er
bald vorüber! -
dann kriegn wir unser Reisegeld und kehrn zur
Heimat wieder.