Auf der Landpartei
1. Sozialisten auf der Reis’
jupheidi, jupheida!
Singen ihres Strebens Preis,
jupheidi, heida!
Unsre Lieder schallen laut,
wenn’s auch dem Philister graut.
2. Wenn wir an dem Amboß stehn,
jupheidi, jupheida,
wenn wir ackern, wenn wir mähn,
jupheidi, heida,
wenn wir schaffen für die Herrn,
haben sie uns alle gern.
3. Wenn sich naht die Steuerpflicht, …
uns dann übersieht man nicht; …
als des Staates Bürger dann
setzt man uns gewichtig an!
4. Braucht der Staat sein Militär, …
stets auf uns dann zählt er sehr, …
denn ihm ist willkommen dann
als Rekrut der Arbeitsmann.
5. Doch es weht ein andrer Wind, …
wo wir frei entschlossen sind, …
unsern eignen Weg zu gehn,
selbst für unser Recht zu stehn.
6. Wenn wir klagen unsre Not, …
weil verteuert wird das Brot, …
fühlt man nicht zu helfen Pflicht,
sieht man uns und hört uns nicht.
7. Sagen wir: Versammlung sei! …
Ungern hört’s die Polizei.
Und der Wirt in Seelenqual
schreit: Das schadet meinem Saal!
8. Wenn ein Streik sich nötig macht, …
ei, wie wir uns das verdacht, …
weil man selbst das Recht uns nimmt,
das der Arbeit Preis bestimmt.
9. Fordern wir nun allgemach …
kräftig den Achtstundentag - …
der Philister Chor dann schreit:
Welche Unbescheidenheit!
10. Doch es siegt der Arbeit Kraft …
über die Philisterschaft. …
Einigkeit und Brudersinn
führen uns zum Zielen hin!
Kommunisten
auf der Reis
1. Kommunisten auf der Reis’
jupheidi, jupheida!
Singen ihres Strebens Preis,
jupheidi, heida!
Unsre Lieder schallen laut,
wenn’s auch dem Philister graut.
2. Wenn wir an dem Amboß stehn,
jupheidi, jupheida,
wenn wir ackern, wenn wir mähn,
jupheidi, heida,
wenn wir schaffen für die Herrn,
haben sie uns alle gern.
3. Wenn sich naht die Steuerpflicht, …
uns dann übersieht man nicht; …
als des Staates Bürger dann
setzt man uns gewichtig an!
5. Doch es weht ein andrer Wind, …
wo wir frei entschlossen sind, …
unsern eignen Weg zu gehn,
selbst für unser Recht zu stehn.
6. Wenn wir klagen unsre Not, …
weil verteuert wird das Brot, …
fühlt man nicht zu helfen Pflicht,
sieht man uns und hört uns nicht.
7. Sagen wir: Versammlung sei! …
Ungern hört’s die Polizei.
Und der Wirt in Seelenqual
schreit: Das schadet meinem Saal!
8. Wenn ein Streik sich nötig macht, …
ei, wie wir uns das verdacht, …
weil man selbst das Recht uns nimmt,
das der Arbeit Preis bestimmt.
10. Doch es siegt der Arbeit Kraft …
über die Philisterschaft. …
Einigkeit und Brudersinn
führen uns zum Zielen hin!
Geschichte / Kommentar:
Max Kegel, Agitator der SPD im 19. Jh. und
gelegentlicher Satiriker schrieb dieseParodie auf das
„Urbummellied“ (Studio auf einer Reis) nach dem Fall der
„Sozialistengesetze“ um 1893. Er schildert die
unterschiedlichen Formen der Ausbeutung während er - so nebenbei
- die Landagitation im wilhelminischen Deutschland darstellt.
In seiner Art erinnert die Dichtung an die
Engelhymne aus Altona (Eh beginnt der frohe Reigen)
In der Weimarer Zeit spielte das Lied „Auf
der Landpartie“ keine Rolle, allerdings wurde es mit der
Änderung „Kommunisten“ statt „Sozialisten“
in mindestens zwei Liederbücher der KPD übernommen. Es wurde
lediglich in der ersten Strophe „Sozialisten“ durch
„Kommunisten“ ersetzt. Außerdem wurde es um zwei
Strophen auf acht gekürzt (es fehlt Strophe vier und neun).
Quelle:
Lieder der Arbeiterbewegung im 19. Jh.
Max Kegel’s Sozialdemokr. Ldb, (8. Aufl.),
Stuttgart, 1897, S. 38
Schlüter, Arb-Ldb, Chicago 1906, S. 14.
Inge Lammel, Das Arbeiterlied, Frankfurt am Main
1980, Nr. 14, S. 108 und S. 217.
Lammel/Andert, Und weil der Mensch ein mensch ist,
Dortmund 1986, Nr. 62, S. 94f.
Reinhard Dithmar, Arbeiterlieder 1844 bis 1945,
Berlin 1993, S. 50f. (Kap. IV. Internationale Arbeiterlieder
Die politischen Lieder von KPD, KJVD und RFB
Kampflieder, KPD und KJ, VIVA, 1923, Nr. 27
Kampflieder, VIVA, 1923, Nr. , S. 27
Rot Front. Das neue Liederbuch mit Noten, 1927
(Verlag Junge Garde, Berlin), Nr. 27.