Bundeslied der Studenten 1815
1. Sind wir vereint zur guten Stunde,
wir starker deutscher Männerchor:
so dringt aus jedem frohen Munde
die Seele zum Gebet hervor.
Denn wir sind hier in ernsten dingen,
mit hehrem, heiligem Gefühl;
drum muß die volle Brust erklingen,
ein volles helles Saitenspiel.
2. Wem soll der erste Dank erschallen?
Dem Gott, der groß und wunderbar
aus langer Schande Nacht uns allen
in Flammen aufgegangen war,
der unsrer Feinde Trotz zerblitzet,
der unsre Kraft uns schön erneut
und auf den Sternen waltend sitzet
von Ewigkeit zu Ewigkeit.
3. Wem soll der zweite Wunsch ertönen?
Des Vaterlandes Majestät.
Verderben allen die es höhnen!
Glück dem, der mit ihm fällt und steht!
Es geh, durch Tugenden bewundert,
geliebt durch Redlichkeit und Recht,
stolz von Jahrhundert zu Jahrhundert,
an Kraft und Ehren ungeschwächt.
4. Das Dritte, deutscher Männer Weide,
am hellsten soll’s geklungen sein!
Die Freiheit heißer deutscher Freude,
die Freiheit führt den deutschen
Reih’n;
Für sie zu leben und zu sterben,
das flammt durch jede deutscher Brust;
für sie um großen Tod zu werben,
ist deutsche Ehre, deutsche Lust.
5. Das Vierte – hebt zur hehren Weihe
die Hände und die Herzen hoch!
Es lebe alte deutsche Treue,
es lebe deutscher Glaube hoch!
Mit diesen wollen wir bestehen,
sie sind des Bundes Schild und Hort;
fürwahr es muß die Welt vergehen,
vergeht das feste Männerwort.
Geschichte / Kommentar:
Den Text schrieb E. M. Arndt, 1815 die Melodie
Georg Friedr. Hanitsch im gleichen Jahr.
F. M. Boehme schreibt in seinen
„volkstümlichen Liedern Nr. 12 dazu:
Gedicht von E. M. Arndt 1815. Die Melodie, ohne
Namen des Komponisten steht zuerst in „Deutsche Burschenlieder
mit vierst. gesetzten Weisen. Jena, Cröter 1817“ Nr. 1. Dann
wiederso in Methfessel’s Kommersb. 1818 und in „Lieder
für Jung und Alt.“ 1818. – Erst in „Liederweisen
zum deutschen Liederb. für Hochschulen“ 1823 Nr. 91 wird
Hanitsch als Komponist genannt. Diese Angabe bestätigt sich. G.
Fr. Hanitsch (Cantor zu Eisenberg, geb. zu Großensee im
Weimarischen 1. Apri. 1790) schreibt selbst an Wilh. Künstler in
Naumburg a.d. S. Daß er die Melodie verfasst habe „für
den 12. Juni 1815, wo auf der Tanne (bei Jena) von 113 Musensöhnen
der erste Burschenschaftskommers gehalten wurde.“ (So der Bericht
Hoffmanns, Volksthümliche Lieder Nr. 801). –
Das war ein Lieblinslied der Burschenschaften,
deshalb mit ihnen eine Zeit lang missliebig bei den Regierungen; darum
fehlt es in Methfessel’s Kommersb. 3. Ausg. 1823.
Im Liederbuch für die ehemaligen Mitglieder
des Feuerwerks-Personals befinden sich sechs Strophen des Liedes. Die
ersten fünf sind bis auf die folgenden Abweichungen identisch:
Änderungen: (Böhme / Feuerwerker)
2-5/6:
der unsrer Feinde Trotz zerblitzet, -
der Feindes Trotz darnieder blitzet,
der unsre Kraft uns schön erneut -
der freudig uns're Kraft erneut
3: 2-4
Des Vaterlandes Majestät. - Des
Vaterlandes Herrlichkeit!
Verderben allen die es höhnen! -
Verderben allen, die es höhnen!
Glück dem, der mit ihm fällt und steht!
- Heil, wer ihm Leib und Seele weiht!
4-8
ist deutsche Ehre, deutsche Lust. -
ist Heldenehre, deutsche Lust!
Im Liederbuch für die ehemaligen Mitglieder
des Feuerwerks-Personals ist zusätzlich die folgende sechste
Strophe übernommen worden:
6. Rückt dichter in der heil'gen Runde
und klingt den letzten Jubelklang!
Von Herz zu Herz, von Mund zu Munde
erbrause freudig der Gesang:
Das Wort, das unsern Bund geschürzet,
das Heil, das uns kein Teufel raubt
und kein Tyrannentrug euch kürzet,
das sei gehalten und geglaubt!
Auf die Melodie:
Quellen:
Franz Magnus Böhme, Volksthümliche
Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert., Leipzig 1895, Nr. 12,
S. 9f.
Liederbuch für die ehemaligen Mitglieder des
Feuerwerks-Personals, Berlin 1901. Nr. 37, S. 56f.