Das Dreigespann
1. Seht ihr drei Rosse vor dem Wagen
und diesen jungen Postillon?
Von weitem höret man ihn klagen
und seines Glöckleins dumpfen Ton.
2. Still ist der Wald, öd sind die Auen,
und er, er stimmt sein Liedchen an,
:,: singt von den Augen, den schönen blauen,
die er nicht mehr bewundern kann. :,:
3. „Lebt wohl, ihr Augen, ihr schönen
blauen,
denn ihr bereitet mir nur Schmerz!
Warum kann ich euch nicht mehr schauen,
an denen hing mein ganzes Herz?
4. „Leb wohl, du holde, zarte Jungfrau,
du meiner Seele Paradies;
leb wohl, du Vaterstadt, o Moskau,
wo ich mein alles hinließ!“
5. Und rasch ergreifet er die Zügel,
und vorwärts geht’s im scharfen Trab;
noch einmal schaut er dort die Hügel,
noch einmal der Geliebten Grab.
Geschichte / Kommentar:
Das Lied wurde von einem ukraischen Lied von einer
unbekannten Person ins deutsche Übertragen. Laut Franz Magnus
Böhme ist es „seit 1840 bekannt und viel gesungen“.
Böhme sieht die Herkunft des Liedes in einer Kleinrussischen
Volksmelodie.
Böhme dokumentiert die folgenden vier
Strophen:
Seht ihr drei Rosse vor dem Wagen
und diesen jungen Postillon?
Von weitem hört man schon ihn klagen,
wie eines fernen Glöckleins Ton.
2. Öde ist der Wald, still sind die Auen,
Sein Liedlein stimm er traurig an,
Singt von den Augen, von den blauen,
Die er nicht mehr bewundern kann.
3. (Ihr schönen Augen, ach! ihr blauen,
Wie sehr bereitet ihr mir Schmerz!
Warum darf ich euch nicht mehr schauen,
Die ihr so hold wart meinem Herz?)
4. Lebewohl, du schöne zarte Jungfrau,
Du meines Herzens Paradies!
Leb wohl, du schöne Stadt, o Moskau,
Wo ich mein Alles hinterließ!
Die Melodie wurde auch auf die Bremer Hymne
„Seht ihr die Loewen“ (Bremer Hymne) übertragen.
Quelle:
Friedrich Silcher u. Friedrich Erk, Allgemeines
Deutsches Commersbuch, Lahr 1919, Nr. 599, S. 546.
Carl Alexander Schmitt, Postliederbuch. Eine
Liedersammlung zum Gebrauche bei geselligen Vereinigungen und in
Familienkreisen der Deutschen Post- und Telegraphenbeamten, Frankfurt
a.M. 1886 (Druck und Verlag von Mahlau & Waldschmidt) Nr.
127, S. 164.
Franz Magnus Böhme, Volksthümliche
Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert, Leipzig 1895, Nr. 723,
S. 550.