Musikalische Tradition der
Arbeiterbewegung (4)
Ein Beispiel anhand eines
bekannten Liedes:
Im Mansfelder Lande (Bez.
Halle) versuchte um die Jahrhundertwende die
staatstreue Gewerkschaft ein „Eindringen der
Sozialdemokratischen Partei und der Freien
Gewerkschaft zu verhindern. Zugehörigkeit zu
diesen Organisationen wurde seit den 1880er Jahren
mit Entlassung bestraft.“ Aufgrund einer
Beteiligung an Versammlungen des
Bergarbeiterverbandes in Eisleben und Hettstedt war
im September 1909 45 Arbeitern gekündigt
worden, worauf am 3. Oktober ein sechswöchiger
Streik begann. Militärische Besetzung zwang
die Arbeiter am 12. November zum Abbruch des
Kampfes. Vermutlich im Zuge dieses Streikes
entstand die „Arbeiter-Stille-Nacht“
von Boleslav
Strzelewicz, deren Text
wohl die größte Verbreitung fand und
auch bis in die Weimarer Zeit gesungen wurde.
Dieses Lied wurde auch auf vielen Weihnachtsfeiern
der Parteivereine und Gewerkschaftskartelle
gesungen, oft wurde es verboten. Auf einer
Veranstaltung 1910 in Weißwasser
(Oberlausitz) wurde Strzelewicz nach dem Singen des
Liedes „von der Bühne weg“
verhaftet. In der Weimarer Zeit wurde das Lied
häufig mit der folgenden Strophe verbunden:
Stille Nacht, schaurige Nacht
hast du Brot mitgebracht?
fragen hungrig die Kindelein.
Traurig spricht der Vater
nein,
bin ja arbeitslos
Strzelewicz setzte nach dem 1.
WK seine Arbeit fort. 1920 schloss er sich der KPD
an. (Rüden S. 105)
Die Junge Opposition
noch bearbeiten:
Die Zeitung "Der
Sozialist" wurde ab 1891 als Organ der
sozialdemokratischen jungen Opposition und
Publi-kation des "Vereins unabhängiger
Sozialisten" herausgegeben. Der erste
Herausgeber, Hermann Teister lehnt zwar die
gesetzlich-parlamentarischen Verfahren ab, wie er
in der Nr. 1 bekannte, war aber auch ein Gegner des
Anarchismus. Der Verein unabhängiger
Sozialisten, der somit kein eigenes Presseorgan
mehr hatte, wurde im April 1894 aufgelöst.
Als 1893 die Position des
Herausgebers von Gustav Landauer übernommen
wurde, änderten sich die politi-schen
Vorstellungen entsprechend, so dass sie ab diesem
Zeitpunkt als anarchistische Zeitschrift gesehen
werden muss. Der Verleger war Wilhelm Werner. 1895
lautete der Untertitel von Der Sozialist Organ
aller Revolutionäre, und ab Mai 1899
Anarchistische Monatsschrift. Die Redakteure waren
in den folgenden Jah-ren immer wieder Verhaftungen
ausgesetzt, weshalb die Artikel häufig unter
einem Pseudonym abgedruckt wurden.
Wikipedia folgend kam es
zwischen 1892 und 1898 "zu 27 Verboten von 43
Ausgaben". 1894 beschlag-nahmte die Polizei
die Nr. 11 vom 17. März 1894 wegen des auf der
Titelseite abgedruckten Gedichts von John Henry
Mackay, Mutter der Freiheit, Revolution, das als zu
"aureizend" angesehen wurde.
Ab 1894 wurden ständige
Rubriken veröffentlicht, Unsere Bewegung,
Briefkasten der Redaktion, Veranstal-tungshinweise
und Aus der Zeit sowie ein Beitrag über die
rumänische sozialistische Bewegung und
literari-sche Beilagen. Vom November 1891 bis April
1899 erschien die Zeitschrift wöchentlich, in
den letzten Mona-ten ihres Erscheinens monatlich
mit Beiträgen von P. Kropotkin, Benedict
Friedländer, Michail Bakunin, J.H. Mackay,
Ferdinand Domela Nieuwenhuis, Robert Reitzel, Willy
Schlüter, Leo Tolstoi, Bruno Wille und
ande-ren.[1]
Anarchistische Bibliothek
Eine Der Sozialist
angegliederte Schriftenreihe Anarchistische
Bibliothek, erschienen von 1893 bis 1899,
herausgegeben von Gustav Landauer mit einer Auflage
von zwischen 5000 und 20.000 Exemplaren. Die
Nummern 1 bis 6 wurden 1894/1895 verboten. Heft 1
enthielt Beiträge von Peter Kropotkin und
Elisée Rec-lus. Die Ausgaben 2 bis 5
enthielten ebenfalls Texte von Kropotkin, "An
die jungen Leute", "Anarchistische
Moral" und "Das Lohnsystem". Heft 3
wurde von Albert Brock herausgegeben mit dem
Beitrag "Der kommunistische Anarchismus".
Heft 6 enthielt die Artikelserie "Weshalb wir
Anarchisten sind".