9. Schmerzenslauf empfängt die Kunde, Au-Ruf
aus manch’ hohem Munde;
doch der kühnen Forschung Licht trübt
ein solcher Zweifel nicht:
Raum der freien Forschung!
Bei der Abschiedsfeier zu Ehren des nach
52jähriger ehrenvoller Dienstzeit in den Ruhestand getretene Geh.
Raths Wölker, Vorsthers des Kursbureaus des Reichs-Postamts,
Bearbeiters der ersten Ausgabe des Kursbuches, mit folgender
Schlußstrphe gesungen:
Weshalb solches hier verkündet? Weil Chef
Wölker heute mündet in den Ruhehafen ein, und weil jenes
Kursbuch sein und von ihm erfunden.
C. A. S. (Berlin).
Die Reichspost in Afrika (Nr. 88, S. 99f.)
Weise: ‚’s giebt kein Schöner
Leben / Heiter
1. Glaubt mir Amtsgenossen, noch nicht
abgeschlossen
ist des Deutschen Reiches Postgebiet;
Bayern mag und Schwaben eig’ne Posten haben;
in der Ferne und das Glück noch blüht.
Herrscht auch trop’sche Hitze, wo die
Lüderitze
hinverpflanzt die Deutsche Reichskultur;
nicht den Postmann schrecken kann’s, er wird
erwecken
auch der Reichspost Keim auf jener Flur.
2. Nicht mehr lang’ wird’s dauern, in
Bageidas Mauern,
am Gebirg’ und Fluß von Kamerun, an
dem Congostrande,
im Namaqualande wird ein Deutsches Postamt sich
aufthun.
In das Dorf der Neger dann der
Landbriefträger
täglich mit dem Ochsenwagen fährt,
die Packete draußen sammelt, so mit
Straußen-
Federn und mit Elfenbein beschwert.
3. Bald zur Abfahrt rüsten wird nach jenen
Küsten
kommissarisch sich der Sekretär, unter
Gruß und Segen sämmtlicher Kollegen
mit dem Reichspostdampfer geh’n auf’s
Meer.
Wer nicht zöge gerne in die Weltenferne,
wenn ihm noch der Jugend Rosen blüh’n?
–
Laßt die Gläser klingen und ein Hoch
uns bringen
d’rum der Zukunftspost der Kolonien!
Berthold Raabe, Oldenburg (Gr.)
Der fröhliche Postillon.* (Nr. 89, S. 100ff.)
Gedicht von L. Pfau.
Mel.: Ferd. Gumbert, op. 88.
Hab’ nirgends ein Dach und hab’
nirgends ein Zelt,
vor der Sonn’ bin ich wach und durchwandre
die Welt;
schau hier und schau’ dort, und ich finde
kein Haus,
und ich weiß keinen Ort wo ich ruhen
könnt’ aus,
und ich weiß keinen Ort, wo ich ruhen
könnt’ aus.
Juchheissa trarah, juchheissa trarah, juchheissa,
juchheissa trara – juchheissa trarah,
juchheissa trarah,
juchheissa juchheissa trarah!
2. Hab’ einen Schatz, und der Schatz der ist
fein,
und ich hab einen Platz in der Welt, der ist mein;
mein Schatz hat ein Herz mit zwei Kämmerlein
klein,
eins für Lust, eins für Schmerz und da
wohn ich darein,
eins für Lust, eins für Schmerz und da
wohn’ ich darein.
Juchheissa trarah, …
Die Post hat noch Nichts verloren (Nr. 90, S.103f.) – keine
Noten, keine Mel.-Ang
Hat er nicht den Gruß empfangen?
Rückert.
Schwager Frühling
(Nr. 91, S. 104) – keine Noten, keine
Mel.-Ang
Heda! Holla! Aufgemacht!
Weiber, Frau’n und Mädchen!
Längst vorbei ist Mitternacht,
öffnet schnell das Lädchen.
Schaut heraus und seht mich an,
bin fürwahr ein schmucker Mann,
bin der Schwager Frühling.
2. Dir ein Briefchen, die ein Lied,
dir ein Busenbändchen,
die auch eins, zum Unterschied
d’ran ein rothes Käntchen!
Schaut heraus und nehmet an,
bin fürwahr ein reicher Mann,
bin der Schwager Frühling.
Hoffmann von Fallersleben.
Abschiedslied (Nr.
92, S. 104f.)
(In Postreisen zu singen) - Noten
Hier sind wir versammelt zu löblichem Thun,
d’rum Brüderchen: ergo bibamus!
Laßt Dienstinstruktion und
Kartenschluß ruhn;
beherziget: ergo bibamus!
Das heißt hier, Kollegen, ein passendes
Wort;
ein Ehrengast thronet am festlichen Ort;
kein Nachtdienst ruft heute vom Schoppen uns fort;
:,: d’rum immer auf’s Neue: bibamus! :
,:
2. Freund N. N. kneipt leider mit uns heut’
zuletzt,
d’rum Brüderchen: ergo bibamus!
Es kam die Verfügung: nach Dingsda versetzt!
D’rum doppeltes: ergo bibamus!
Wie schwer auch das Scheiden und Meiden mag sein,
man findet doch überall Lieb’ und auch
Wein,
gras’t fern man am Memel und gras’t
man am Rhein,
:,: d’rum immer auf’s Neue: bibamus! :
,:
3. Uns schickt das Reichs-Postamt weithin durch
das Reich,
ihr Brüderchen: ergo bibamus!
Sei’s Posten, sei’s Pommern, dem
Postmann gilt’s gleich,
ihr Redlichen: ergo bibamus!
und würd’ er von Straßburg nach
Stambul gesandt,
leicht wird überall ja der Postmann bekannt,
und gern auch empfängt ihn ein jegliches
Land,
:,: Kollegen, d’rum ergo: bibamus! :,:
4. Vereint sind die Post und die Telegraphie,
ihr Brüderchen: ergo bibamus!
Dem Freunde zu Ehren die Gläser empor!
Treu bleibe das Glück ihm und treu der Humor!
Laßt weithin erschallen den festlichen Chor
:,: und klinget und singet: bibamus! :,:
Amor’s Postbericht (Nr. 93, S. 105)
Weise: Strömt herbei, ihr Völkerschaaren
(Auch nach der „Wedder Melodie“.) (B-dur.)
Holde Schönen! laßt euch sagen,
daß die Liebespost noch geht,
daß wie sonst, zu allen Tagen,
Amor’s Postamt offen steht.
Stündlich könnt’ nach allen
Winden,
über Land und über Meer,
ihr zum Schatz Bestellung finden.
Hymen ist Postsekretär.
2. Hat euch Hymen eingeschrieben,
sitz im Omnibus ihr weich.
Kater-Hymne (Nr. 275,
S. 287)
Weise: O, alte Burschenherrlichkeit (S. Nr. 119)
O, jämmerliches Katervieh, warum bist du
geboren?
Fast habe ich durch dein Genie die Kneiplust ganz
verloren!
Was borest und was hämmerst du?
Laß mich, du Satansthier, in Ruh!
O jerum, jerum, jerum, o quae mutatio rerum!
2. ’s war der Humor so wunderbar Nacht bei
dem Kneipgelage,
der Göttertrank so sonnenklar – und nun
– die Höllenplage!
Ach, wenn ich dich nur fassen könnt’;
dein schnödes Leben wär’ zu
End“
O jerum …
3. Man muß dich Wurm noch obendrein
traktiren und hoffiren;
man tränket dich mit Branntewein, damit du
mögst krepiren!
Man giebt den besten Harung dir; spaziren
führt man gar das Thier!
O jerum …
4. Masn stürzt sich auaf das Kanapee: o
kommt, o helft, ihr Götter!
man klagt und flucht vor Höllenweh; doch
zeiget sich kein Retter.
Drum geh’ ich, trotz des Jammers, schnell
und zeche fort an alter Stell’!
O jerum …
5. Dann hab’ ich bald das Katervieh
ertränkt in ächt4m Biere!
O Kreislauf voller Poesie, folg’ nach! Ich
gratulire!
Denn Kneipen ist das Allerbest’ schon seit
Herrn Noah’s Zeit gewest.
O jerum …