Aria del Postiglione (Nr.
51, S. 55f.)
Aus einem Capriccio für Pianoforte von Seb.
Bach.
(Siehe Archiv für Post und Telegraphie
Jahrgang 1885, S. 140: „Eine Posthorn-Fuge“ von Seb. Bach.)
Die Feldpost (Nr. 52, S. 56) – keine
Noten
1, Ach! von früh bis spät, eh’ der
Hahn noch kräht,
eh’ das Morgenroth auf den Höhen lohnt,
bis der Abend sinkt, bis der Vollmond winkt,
og es eisig reift, ob die Kugel pfeift,
eil’ ich, weil’ ich schreit’
ich, rei’ ich
frag’ ich, trag’ ich und geleit’
ich!
2. Hier! Herr Offizier, duftiges Papier,
seht, es schrieb euch traut eure holde Braut
und das andre, das … ist von Thränen
naß
wird vom Mütterlein, von dem lieben, sein
–
ach! Die Theuren fragen, zagen,
um den Ritter geht ihr Klagen!
3. Und hier, ein Pacet, fest ist’s
zugenäht,
werden Kleider sein, Wollen, weich und fein,
hier, der Pfeifen Preis, zierlich
meerschaumweiß,
und gestricktes Zeug, - Alles ist für euch.
Gleicht’s nicht beinah einem Schmause,
kommt so’n Brieflein von „zu
Hause?“
4. Doch ade, hin dann reitet Roß und Mann
durrch die Posten, strack durch das Bivouac,
durch das Wachtstacket in das Lazareth schnell!!
–
Ein einz’ger Brief oft zum Leben rief
Manchen, den auf rothem Pfühle
schon umsing die Todeskühle.
5. Halb im Tode schon las der treue Sohn
jenen letzten Brief, bis er leis entschlief
…
Oft hat’s Mütterlein im Packete fein,
sorgsam zugenäht, froh und mit Gebet,
ihrem Söhnlein in der Fremde noch
geschickt das Sterbehemde.
6. Ruht die heiße Schlacht, sank herab die
Nacht,
spielt der Winde Schaar mit der Leichen Haar
…
hab’ ich von der Brust, was in Ahnungslust
heimwehsüß und lieb noch der Bleiche
schrieb,
und ich send’s mit all’ den
Grüßen schnell
zur Heimath hin, der süßten.
7. So in Nach und Graus halt ich wacker aus, -
ach! von früh bis spät, eh’ der
Hahn noch kräht,
eh das Morgenroth auf den Höhen loht,
bis der Abend sinkt, bis der Vollmond winkt,
eil’ ich, weil’ ich, schreit’
ich, reit’ ich,
frag’ ich, trag’ ich und geleit’
ich!
Robert Weisse.
Quelle:
Schmitt, Postliederbuch, FfM. 1886, Nr. 52, S. 56)
Dt. Post- u. Telegraphen-Assistenten, 1898, S.
285f.
Der letzte Postillon. (Nr. 53, S. 57)
Gemüthlich. / Weise: Mein Lebenslauf ist
Lieb’ und Lust.
Bald ist, soweit die Menschheit haust,
der Schienenweg gespannt;
es keucht u. schnaubt u. stampf u. sauft
das Dampfroß rings durch’s Land.
Und wied’rum in fünfhundert Jahr
weiß der Gelahrt’ste nicht zu sagen,
was ein Haud’rer war, was Fuhrmanns Recht
und Pflicht.
Alle:
:,: Heida! Juchhe! was Furhmanns Recht und
Pflicht! :,:
2. Nur in der Nacht der Sonnenwend’,
wo dunkle Schemen geh’n,
wird zwischen Erd’ und Firmament
ein fremd’ Gespann geseh’n.
Der Schimmel tragt, die Peitsche schwirrt,
laut schmettert Posthornton,
als Geist kommt durch die Luft kutschirt
ein greiser Postillion.
Heide etc.
3. Fahl glänzt am geblen Sperlingsfrack Thurn
Taxis’ Wappenknopf,
er raucht uralten Rauchtabak aus braunem
Ulmerkopf.
Er raucht und spricht: „O Erdenball, wie
anders schaust du drein
seit ich mit Sang und Peitschenknall
Reichpostdienst that am Rhein!“
Heide etc.
4. „O Zeit des Passgangs und des Trabs, des
Trinkgelds und des Trunks,
des Poststalls und des Wanderstabs, des idealen
Schwungs!
Jetzt geht die Welt aus Rand und Ban, die Besten
zieh’n davon,
und mit dem letzten Jausknecht schwand der letzte
Postillion.“
Heide etc.
5. „Jetzt rennt der Dampf, jetzt brennt der
Wind, jetzt gilt kein Fruh uns Spat,
die Sonne malt und blitzgeschwind briefschreibt
der Kupfedraht.
O neues Rüstzeug, alter Kampf! Wo
treff’ ich Glück und Ruh’? …
O Erdenphosphor, Gas und Dampf! Fahr’ zu,
mein Schimmel, fahr’ zu!“
Heide etc.
J. V. v. Schefffel.
„Gaudeamus, Lieder aus dem Engeren und
Weiteren“, 42. Aufl. Stuttgart, 1883, Adolph Bonz & Co.
Unsere Hauptpost.
Weise: Mein Lebenslauf ist Lieb’ und Lust
(S. Nr. 53.)
1. Besungen ist gar oft und laut das liebe
Frauenherz,
das treu und rein sich stets bewährt im
Ernste wie im Scherz;
nur, daß auch einer Postanstalt man es
vergleichen kann,
das hat noch kein Gedicht besagt, das höret
jetzt ’mal an:
nach Art, apart; das Publikum muß aber sein
nie hart,
nur zart geht auf der Herzensschrein.
2. Im Aug’ das Schalterfenster ist, das oft
geht auf und zu,
da lief’re dreist dein Herz nur ein,
’s ist expedirt im Nu;
und bringst du Muster – doch mit Werth
– so dann und wann herbei,
Einlief’rungsschein wird gleich ertheilt,
wenn alles franko, frei:
mit Schick, ein Blick vom Schalterfenster her
verheißt dir Glück und leise dir
Gewähr.
3. Ruhst du im sichern Werthgelaß – in
Liebchens Herzensschrein,
wo nie Verräther – Gott sei Dank
– und Diebe brechen ein,
und giebt die Theure dir alsdann den
süßen Postauftrag:
„Ach, sprechen Sie doch mit Papa!“
– Dein Glück ist’s ohne Frag’;
denn wollt’ und sollt’ er das Accept
verweigern fest,
getrost’, die Post erhebt sofort Protest.
4. Mit Rücksicht doch behandle stets,
„Drucksachen unter Band“,
laß nie den Vorwurf treffen dich, du seiest
nicht galant,
dann trifft auch sicher vom Papa die Postanweisung
ein;
den Fahrschein für den Ehestand vertritt das
Ringelein.
Fahr’ zu in Ruh’ mit ihr vereint
durch’s Leben hier,
nue meid’ gescheit den blinden Passagier.
5. Gebühren will die Post sofort, das merke
noch zum Schluß;
als Franko halt’ drum jederzeit bereit den
schönsten Kuß –
mit gleicher Münze zahlt die Post! –
Drauf hebt die Gläser all’
und stimmet jubelnd mit mir ein, daß
weiß hin es erschall’,
die Hauptpost hoch! die uns befördert
lieberwärts.
Ja, dreimal hoch das liebe Frauenherz!
Aus der Liedersammlung des Vereins
„Franko“ (Cöln).
Quelle:
Schmitt, Postliederbuch, FfM. 1886, Nr. 54, S. 58.
55. (S. 59) Die Abreise – keine Noten
Da fahr’ ich im Wagen, du bist so weit von
mir,
wohin er mich mag tragen, ich bleibe doch bei dir.
2. Da fliegen Wälder, Lüfte und
scöne Thäler tief,
und Lerchen hoch in Lüsten, als ob
dein’ Stimme rief.
3. Die Sonne lustig scheinet weit übe das
Revier,
ich bin so froh verweinet, und singe still in mir.
4. Vom Berge geht’s hinuntern, das Posthorn
schallt im Grund,
mein Seel’ wird mir so munte,
grüß’ dich aus Herzensgrund.
Joseph Freiherr von Eichendorff.
56. (S. 59f.) Der alte Postillon.
Das ist der alte Postillon, der dort mit de rohen
Nasen,
der an die vierzig Jahr’ nun schon das Horn
so trefflich geblasen.
Er blies es im Lenz und zur Sommerzeit,
wenn bunt sich färbte des Herbstes Kleid,
wenn fußhoch lag der Winterschnee –
und die rothe Nase, o weh,
ja, ja, die rothe Nasen,
die hat er sich richtig erblasen.