Beharrlichkeit
(Deutscher Hochgesang)
(eine Annäherung zur Geschichte des Liedes)
1. O Deutschland, hoch in Ehren, du heil’ges
Land der Treu’,
stets leuchtet deines Ruhmes Glanz in Ost und West
aufs neu’!
Du stehst wie deine Berge fest gen Feindes Macht
und Trug,
und wie des Adlers Flug vom Nest geht deines
Geistes Zug.
Haltet aus, haltet aus, lasset hoch das Banner
weh’n;
zeiget ihm, zeigt dem Feind, daß wir treu
zusammensteh’n;
daß sich unsre alte Kraft erprobt, wenn der
Schlachtruf uns entgegentobt,
:,: haltet aus im Sturmgebraus! :,:
2. Gedenket eurer Väter, gedenkt der
großen Zeit,
wo Deutschlands gutes Ritterschwert gesiegt in
jedem Streit!
Das sind die alten Schwerter noch, das ist das
deutsche Herz;
die schlagt ihr nimmermehr ins Joch, sie dauern
fest wie Erz,
Haltet aus, haltet aus, lasset hoch das Banner
weh’n;
zeiget stolz, zeigt der Welt, daß wir treu
zusammensteh’n,
daß sich alte deutsche Kraft erprobt, ob uns
Friede strahlt, ob Krieg umtobt,
:,: Haltet aus im Sturmgebraus! :,:
3. Zum Herrn erhebt die Hände, er
schirm’ es immerdar,
das schöne Land vor jedem Feind; hoch steige,
deutscher Aar!
Dem teuren Lande Schirm und Schutz sei deutscher
Arm bereit,
wir bieten jedem Feinde Trutz und scheuen keinen
Streit!
Haltet aus, haltet aus, lasset hoch das Banner
weh’n,
lasset uns treu und kühn mit den ersten
Völkern geh’n!
Daß sich deutscher Geist voll Kraft erprobt,
wenn das Ungewitter uns umtobt,
:,: haltet aus im Sturmgebraus! :,:
Geschichte / Kommentar:
Das Lied O Deutschland
hoch in Ehren entstand durch die
Bekanntschaft von Ludwig Bauer (1832–1910), der 1859 den Text verfasste und Henry Hugo Pierson, der die
Melodie bereits auf das patriotische Lied Ye
mariners of England von Thomas Campbell
geschrieben hatte. Der ursprüngliche Engländer Pierson war
als Henry Hugh Pearson nach Deutschland eingewandert und hatte seinen Namen
eingedeutscht. Bauern hatte Pierson kennengelernt und gebeten auf seine
Melodie einen neuen, deutschen Text zu schreiben.
Johannes Trüper zufolge war Ludwig Bauer am
19. Mai 1832 im unterfränkischen Dorfe Ingolstadt bei
Würzburg geboren und hatte die ersten zehn Jahre dort verbracht.
Sein Vater, ein Dorfschullehrer habe ihn unterrichtet. Nach dessen Tod
1842 besuchte er in Würzburg das Gymnasium, später die
Universität, mit Wechsel nach München. Nach dem Studium der
Philosophie und Philologie war er mehrere Jahre Hauslehrer in
aristokratischen Häusern. Mit 21 Jahren wurde er Studienlehrer an
der Lateinschule zu Miltenberg am Main, dann nach Kitzingen und 1872
kam er als Stadtschulrat nach Augsburg, wo er 29 Jahre lang auch als
Organisator des Volksschulwesens tätig war. 1901 ging er in den
Ruhestand. Am 2. August 1910 ist er in Augsburg gestorben. Gedichtet
habe er bereits im Gymnasium. Später veröffentlichte er in
sieben Sammlungen, von denen Trüper zwei besonders hervorhob:
„Gedichte“, 1860 (in zweiter Auflage 1864) erschienen, und
„Fliegender Sommer“ 1875. Die erste Gedichtsammlung von
1860 war dem Komponisten Heinrich Hugo Pierson gewidmet, dessen
Stieftochter Dora Burmester-Lyser er im Jahre 1861 heiratete.
Zurück zum Lied: Bauer schrieb 1859 wie von
Pierson gewünscht einen deutschen Text auf die in England
erfolgreiche Melodie zu dem Liede: „The mariners of
England“.
Haltet aus im Sturmgebraus!
Die Wolke kommt gezogen, im Westen droht der
Sturm,
Der Wächter läßt den Feuerruf
erschallen hoch vom Turm.
Auf! Schwinge dich zum Wolkensitz vom Nest, du
deutscher Aar,
Laß leuchten deines Auges Blitz der Treuen
Schar!
Haltet aus, haltet aus, lasset hoch das Banner
wehn!
Zeiget ihm, zeigt dem Feind, daß wir treu
zusammenstehn,
Daß er unsre alte Kraft erprobt,
Wenn der Schlachtruf uns entgegentobt!
Haltet aus im Sturmgebraus!
Bei dem „Sturm“, der von Westen kommt,
dürfte es sich um Napoleons III. Plan in Gemeinschaft mit Viktor
Emanuel gegen Österreich Krieg zu führen. Diese Stimmung, die
dadurch in deutschen Landen herrschte, dürfte für den Erfolg,
den der Text in Zusammenhang mit Piersons Komposition – einen
gemischten Chor mit Orchester – am 16. April 1859 im akademischen
Musiksaale in Würzburg hatte, mit verantwortlich gewesen sein. Es
erschien auch ein Druck bei dem Musikalienhändler Röser zu
Würzburg. Vom Erfolg getrieben, änderte Bauer den Text und
beide beschlossen, das Werk als „Deutsche Volkshymne“ zu
betiteln. Das patriotische Lied begann nun:
Beharrlich. (Deutsche Volkshymne)
O Deutschland hoch in Ehren, du heilges Land der
Treu!
Stets leuchtet deines Ruhmes Glanz in Ost und West
aufs neu’!
Du stehst wie deine Berge fest gen Feindes Macht
und Trug,
Und wo des Adlers Flug vom Nest, geht deines
Geistes Flug.
Haltet aus. haltet aus, lasset hoch das Banner
wehn,
Zeiget ihm, zeigt dem Feind, wie wir treu
zusammenstehn;
Daß sich unsre alte Kraft erprobt,
Wenn der Schlachtruf uns entgegentobt!
Haltet aus im Sturmgebraus!
Bauer hat das Lied nicht in seine Gedichtsammlung
aufgenommen, Pierson hat es als Im Druck im Jahre 1860 bei Schubert
& Co. in Leipzig als Piersons op. 30 veröffentlicht.
Das Lied spielte in den Siebziger- und
Achtizigerjahren wohl nur in Turnerkreisen eine gewisse Rolle. Dort sei
es viel gesungen worden, wie Johannes Trüper schreibt. Belegbar
sind zwei Parodien aus der Szene der Arbeiter-Turner-Bewegung.
„Die Freiheit hoch in Ehren" und „Ihr Männer all
zum Turnen" (Freie Turnerschaft) (siehe unten).
Unseren Quellen zufolge spielte "O
Deutschland hoch in Ehren" zum Ende des 19. Jahrhunderts trotzdem
nur eine kleine Rolle. In den meisten Liederbüchern hält das
Lied nur langsam Einzug. Der Erfolg des Liedes hängt unmittelbar
mit dem Ersten Weltkrieg zusammen. Bereits im Vorfeld hält das
Lied anfänglich langsam Einzug in die Liederbücher. Besonders
bei der Schwämme von Liederbücher des Weltkriegs ist es fast
immer vorhanden.
Das vollständige Originallied verfügt
über einen Titel, einen Untertitel, drei Strophen und eine
untypische Veränderung der dritten Zeile des
„Refrains“ als da wären:
daß er unsre alte Kraft erprobt, wenn der
Schlachtruf uns entgegentobt,
daß sich alte deutsche Kraft erprobt, ob uns
Friede strahlt, ob Krieg umtobt,
Daß sich deutscher Geist voll Kraft erprobt,
wenn das Ungewitter uns umtobt,
Einmal haben wir eine Version mit drei
Originalstrophen und dem Untertitel. Ansonsten gibt es unterschiedliche
Verteilungen der Strophen (siehe unten) Häufig sind es lediglich
zwei Strophen, dabei ist es meistens die Strophe 1 und 3. Die
Differenzierung des Refrains findet in der Regel nicht statt.