Abschied von Berlin
1. O Berlin, ich muß dich lassen,
o du wunderschöne Stadt!
Und darinnen muß ich lassen
meinem auserwählten Schatz.
2. Schönster Schatz, du thust mich
kränken
Tausendmal in einer Stund;
Wenn ich nur das Glück könnt lenken
Dir zu küssen deinen Mund!
3. Ich bin zwar noch jung von Jahren
Und das Reisen mir gefällt,
Etwas Neues zu erfahren,
wie es zugeht in der Welt.
4. O ihr Wolken, gebet Wasser,
Daß ich weinen kann genug;
Meine Äuglelein sind nasser,
Nasser als der Donaufluß.
5. Liebster Schatz, wenn du willst schreiben,
Schreibe mir ein Briefelein,
Daß du mir getreu willst bleiben,
Drücke auch dein Herzchen ein!
Böhme (Erk-Böhme Bd. 3 Nr. 1599) bringt
die obigen fünf Strophen nach Erk 1856 ergänzt aber, dass
dieser zwei Strophen nicht dokumentierte, „nämlich vor 4.
Strophe:
‚Wir haben oft beisammen gesessen
manche schöne halbe Nacht,
manchen Schlaf hab’n wir vergessen
und die Zeit so zugebracht’.
Schluß:
‚Jetzt spann ich mein zwei Pistolen,
thu vor Freuden zwei, drei Schuß,
Meim Feinsliebchen zu Gefallen,
weil ich von ihr scheiden muß’.
–
Geschichte / Kommentar:
Ein Abschiedslied aus der Zeit zwischen 1750 und
1800. Es wurde vielfach auf Fliegenden Blättern, aber auch
mündlich verbreitet. Der Ursprung ist vermutlich aus
Handwerkskreisen. Das Lied wurde allerdings im Laufe der Zeit mit
unterschiedlichen Motiven angereichert.
Böhme (Erk-Böhme Bd. 3 Nr. 1599) bringt
die obigen fünf Strophen nach Erk 1856 ergänzt aber, dass
dieser zwei Strophen nicht dokumentierte, „nämlich vor 4.
Strophe:
‚Wir haben oft beisammen gesessen
manche schöne halbe Nacht,
manchen Schlaf hab’n wir vergessen
und die Zeit so zugebracht’.
und den Schluss:
‚Jetzt spann ich mein zwei Pistolen,
thu vor Freuden zwei, drei Schuß,
Meim Feinsliebchen zu Gefallen,
weil ich von ihr scheiden muß’.
–
Die alternative vierte Strophe erwähnt
Hoffmann von Fallersleben in seinen Schlesischen Lieder noch etwas
deutlicher:
4) 1. Ach, wie manche liebe Stunde,
Ach, wie manche schöne Nacht
Haben wir uns lassen gehn zu Grunde
Und mit Liebe zugebracht.
Mit sieben Strophen finden wir das Lied auch in
anderen Sammlungen, so beispielsweise in „Der Saenger“ (ca.
1850). Wo allerdings die Pistole plötzlich herkommt ist nicht
überliefert und mit einem Handwerksburschen dürfte das auch
nichts zu tun haben.
Handwerksburschen Abschiedslied
Der Sänger. Berlin o.J. Nr. 991, S. 648f.
1. O Berlin, ich muß dich lassen, o du
wunderschöne Stadt!
und darinnen muß ich lassen meinen
auserwählten Schatz.
2. Schönster Schatz, du thust mich
kränken tausendmal in einer Stund’,
wenn ich nur das Glück könnt’
haben, dir zu küssen deinen Mund!
3. Zwar bin ich noch jung an Jahren, mir das
Reisen wohlgefällt,
etwas Neues zu erfahren, wie es zugeht in der
Welt.
4. Wir haben oft beisammen g’sessen manchen
schöne halbe Nacht,
manchen Schlaft zusamm’ vergessen, und die
Zeit so zugebracht.
5. O ihr Wolken, gebet Wasser, daß ich
weinen kann genug,
meine Auegeleitn sind nasser, nasser als der
Donaufluß.
6. Mein Schatz, wenn du mir willst schreiben,
schreibe mir ein Briefelein!
In den Brief, den du willst schreiben, drücke
auch dein Herzchen ein.
7. Jetzt spann’ ich mein’ zwei
Pistolen, thu` vor Freuden zwei, drei Schuß,
mein’m Feinsliebchen zu gefallen, weil ich
dich verlassen muß.
Kretzschmer bringt in seinem ersten Band das
folgende dreistrophige Lied aus Baden:
1. Aus dem Karlsruh muß ich reisen, aus der
allerschönsten Stadnt,
muß auch alles drin verlassen was mein Herz
geliebet hat.
2. Rosmarin und Maieblümlein Geb ich dir zu
guter Letzt,
Das soll seyn mein letzter Gedanken, Das soll seyn
mein letztes Wort.
3. Wenn ich über die Gassen gehe, Schauen
mich die Leute an,
Herzlich, Schätzel, thut mir’s wehe,
Weil ich dein nicht werden kann.