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Arbeiterliedarchiv
Lancken
Die Regimentstochter

1. O Regiment mein Vaterland,
mein Mutter hab ich nie gekannt;
mein Vater starb schon früh als Held,
ich steh allein auf dieser Welt.

2. Marie Marie, so heißt mein Nam,
Den ich vom Regiment bekam.
Mein ganzes Leben lasse ich
Fürs Regiment, da sterbe ich.

3. Wenns Regiment früh ausmarschiert,
Der Tambour seine Trommel führt
Tausch ich mit keiner Fürstin nicht,
Sie lebt nicht glücklicher als ich.

4. Ein Offizier den mag ich nicht,
Weil er den Mädchen viel verspricht,
Ein Musketier der soll es sein,
Für den schlägt nur mein Herz allein.

5. So kommt denn alle her zu mir
Sei’s Musketier, sei’s Füselier;
Ich reich ei’m Jeden meine Hand
Und sterb allein fürs Vaterland.

Andere Titel:  „Die Regimentstochter“ (EB3), „Die Marketenderin“ (Weltkr.), „Mein Regiment“ (Weltkr.), Die Regimentsmarie“,
Text: unbekannt,
Melodie: Mel. aus dem Elsaß und Hessen-Nassau. 1880-90
Noten:
[EB3-257-1389-f-A]
Vorlage: Donizetti’s Opernarie in dessen „Regimentstochter“:
Kategorie: Soldatenlied, Erotik,

Zeit: 1880-1914, 1933-38,
Geschichte / Kommentar: 

Das Lied beginnt auch mit „Mein Regiment, mein Vaterland“ oder „Mein Sachsenland, mein Vaterland“
Die Titel lauten: „Die Regimentstochter“ (EB3), „Die Marketenderin“ (Weltkr.), „Mein Regiment“ (Weltkr.), Die Regimentsmarie“ (Künzig) oder einfach die Anfangszeile.

Das Lied der „Regimentstochter“ bzw. „Marketenderin“ wurde seit den 1880er Jahre mehrfach aufgezeichnet, seinen Höhepunk aber hatte das Lied in der Zeit des Ersten Weltkriegs.

Den Ursprung vermuten Erk/Böhme in der textlichen Nachbildung von Donizetti's (1797-1848) Opernarie in dessen „Regimentstochter“: „Heil dir, mein Vaterland“. (Uraufführung der französischen Fassung 11. Februar 1840 und der italienischen am 3. Oktober 1840)

Das Lied „Mein Regiment“ wurde aber „vermuthlich schon vor den Kriegsjahren 1870-1871 gesungen“. Künzig bestätigt diese Vermutung und ergänzt nach Marriage S. 226, dass das Lied „auf Dorbühnen sogar in die Oper eingelegt“ würde.

Die frühesten uns vorliegenden Belege sind von Lewalter (1890) und Erk/Böhme (1894). EB verweisen auf die Regionen „Hessen-Nassau, Straßburg, Dresden, Kassel“, das Elsaß und die „Lahngegend“ oder das sächs. Erzgebirge. Schon da sind die Strophenfolge nicht überall gleich.

1917 macht Kutscher bereits deutlich, dass gerade die Kriegssituation den männlichen Teilnehmern Raum für Phantasien gab. So dokumentiert er eine weitere Strophe zwischen der dritten und der vierten:

Marrie, Marie nimm dich in acht,
daß man dich nicht zum Trommler macht
und hängt dir eine Trommel an,
und du Marie kriegst keinen Mann.

Die verschiedenen Versionen haben vielfach geringfügige Änderungen. Erwähnenswert sind beispielsweise die erste Strophe und der Vater, der „im Feld“ (Lewalter) oder als „Held“ (EB) starb.
In der vierten oder fünften Strophe (je nach Aufbau) wird der Mann, den die Marketenderin nicht will. Das ist am häufigsten der Offizier. Die Person, die der gewünschten Gruppe zugehörig ist, sind: Musketier und Füsilier, „Ein stolzer zweier“ (DVA 119), „ein stolzer Einser“ aber kein Artillerist  (DVA 162), „Ein M.-G.-Schütze“ (Weltkriegsliedersmlg), „ein Kanonier“ (DVA 259) oder „Grenadier“ (DVA 400) sollte es sein.

Einmal allerdings heißt es gar:

4: So kommet alle her zu mir,
Gemeiner und auch Unteroffizier,
Ich reiche jedem meine Hand
Und sterbe für mein Vaterland;

Etwas Besonderes enthält noch die Inschrift auf ihrem Grabstein.

4,2: Dann setzt mir einen Grabstein hin;
4,3: Auf diesem soll geschrieben sein:;
4,4: Hier liegt Marie, so ganz allein. (DVA 101)

oder
5. Und wenn ich einst gestorben bin,
So schreibt auf meinen Grabstein hin;
Hier ruht in Frieden die Marie,
So war der Stolz der Kompagnie! (DVA 446)

Am drastischsten wurde die Männerphantasie in der Quelle DVA 259:

5: Und wenn ich einst gestorben bin,
Dann schreibt auf meinen Grabstein hin:
Sie war das Mädchen von der Artillerie,
Die ließ sich ficken von der Infanterie.

(1953 drehte Georg C. Klaren nach Donizettis Motiven eine Oper Die Regimentstochter" als Heimatfilm. Uraufführung am 25. September 1953 in Innsbruck; Erstaufführung in der DDR am 31. Dezember 1953 in Ost-Berlin und in der BRD am 18. März 1954)

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