Nachtgesang
1. Liebes Mädchen, hör’ mir zu,
öffne leis’ das Gitter,
denn mein Herz hat keine Ruh’,
keine Ruh’ die Zither;
halten Klostermauern dich
noch so streng gebunden,
haben meine Lieder sich
doch zu dir gefunden.
2. Wenn es dämmert im Revier,
Abendnebel sanken,
Schwing’ ich mich empor zu dir
An den blätterranken.
Dann, du schöne Dulderin,
Neig’ dich zu mir nieder,
Und trotz Pfaff’ und Priorin
Lohn’ mir meine Lieder!
Geschichte / Kommentar:
Version 2
1. Liebes Mädchen, hör’ mir zu,
Laß dir doch was sagen,
Dann wünsch’ ich dir gute Ruh’,
Will dich nicht mehr plagen.
Du sollst dich des Lebens freun,
Schmachtest doch in Ketten.
Gerne möchte’ ich dich befrein,
Wollte dich schon retten.
2. Glaub’ mir, schöne Dulderin,
Deinem Vielgetreuen,
Lang’ schon dacht’ ich her und hin,
Dich einst zu befreien.
Nach und stille wär’ es nun
Bei des Mondes Schimmer:
Wirst du heut bedenklich thun,
so geschieht es nimmer.
3. Hier, wo düstre Schwermuth wohnt
Hinter öden Mauern,
wo kein Freudenstrahl sich sonnt,
Wirst du’s eins bedauern.
Komm! Was auch der alte sagt,
Laß ihn poltern, schreien!
Wenn er morgen nach dir fragt,
Bis du schon im Freien.
Franz Magnus Böhme schreibt zu diesem Lied:
Textverfasser unbekannt. Die Melodie, angeblich
von J. Haydn steht hier nach Reinhold’s Melodienbuch 1838. Zu
dieser um 1810-30 viel gesungenen Melodie giebt’s auch noch einen
anderen Text gleichen Anfangs, der nach fl. Bll. (wohl Berlin,
Zürngebl um 1820) und nach Bernhard’s
„Liederlexikon“ 1846 folgende Fassung hat:
Im Liederbuch der Mitglieder des
Feuerwerks-Personals ist es mit „Serenade“ betitelt.
Quelle:
Franz Magnus Böhme, Volksthümliche
Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert, Leipzig 1895, Nr. 410,
S. 313.
Liederbuch für die ehemaligen Mitglieder des
Feuerwerks-Personals, Berlin 1901.Nr. 20, S. 30f.