Der Trinker im Keller.
1. Im kühlen Keller sitz’ ich hier
auf einem Faß voll Reben,
bin frohen Muths und lasse mir
vom allerbesten geben.
Der Küper zieht den Heber voll,
gehorsam meinem Winke,
reicht mir das Glas,
ich halt’s empor und trinke, trinke, trinke.
2. Mich plagt ein Dämon, Durst genannt;
Doch um ihn zu verscheuchen,
Nehm’ ich mein Deckelglas zur Hand
Und laß mir Rheinwein reichen.
Die ganze Welt erscheint mir nun
In rosenrother Schminke;
Ich könnte niemand Leide thun,
Ich trinke, trinke, trinke.
3. Allein mein Durst vermehrt sich nur
Bei jedem vollen Becher;
Dies ist die leidige Natur
Der ächten Rheinweinzecher!
Doch tröst’ ich mich, wenn ich zuletzt
Vom Faß zu Boden sinke;
Ich habe keine Pflicht verletzt:
Denn ich trinke, trinke, trinke.
Geschichte / Kommentar:
Das Gedicht von Karl Müchler (1764-1857) aus
dem Jahr 1802 vertonte der berühmte Bassist an der Oper in Berlin
Ludwig Fischer (1745-1825) im gleichen Jahr.
Hoffmann von Fallersleben zufolge steht das Lied
zuerst gedruckt in: „Der Kritikaster und der Trinker. Ein
Wechselgesang v K Müchler. In Musik gesetzt von L. Fischer“
(Volksgesangbuch 1848, Nr. 97).
„Die Melodie ist dort durch Coloratur
ausgeschmückt wie sie Friedländers Commersbuch
wiederholt“ (Böhme). Etwas verwirrend ist dann die Auskunft
von Böhme: „Nach Zeitungsberichten von 1889 soll das Lied
aus Dorpat von Studenten stammen“.
Manchmal beginnt das Lied auch: „Im tiefen
Keller...“.
Quelle:
Der Sänger. Neuestes und vollständigstes
Liederbuch für das deutsche Volk, Verlag und Druck von F. W.
Rietak, Neue Friedrichs-Str. 34, Berlin o.J. (ca. 1850) Nr. 232, S. 156:
Weinlied (3 Str. wie oben)
Th. Täglichsbeck, Deutsche Liederhalle. Alte
und neue Lieder für Freunde des mehrstimmigen Gesanges und
für häusliche und gesellige Kreise, Stuttgart 1848. S. 320.
Hoffmann von Fallersleben, Deutsches
Volksgesangbuch, Verlag v. Wilh. Engelmann, Leipzig 1848, Nr. 97
Karl Hermann Prahl (Hrsg), Unsere
Volkstümlichen Lieder von Hoffmann von Fallersleben (4. Aufl.)
Leipzig 1900, Nr. 707, S. 150.
Carl Alexander Schmitt, Postliederbuch. Eine
Liedersammlung zum Gebrauche bei geselligen Vereinigungen und in
Familienkreisen der Deutschen Post- und Telegraphenbeamten, Frankfurt
a.M. 1886 (Druck und Verlag von Mahlau & Waldschmidt)
Heinrich-Scherrer, Studentenlieder zur Gitarre,
Leipzig 1914, S. 153.