Des Landwehrmanns Abschied.
1. Heute scheid’ ich, heute wand’r
ich,
keine Seele weint um mich!
Sinds nicht diese, sind’s doch andre,
die da trauern, wenn ich wandere,
holder Schatz, ich denk an dich!
2. Auf den Bachstrom hängen Weiden,
In den Tälern liegt der Schnee –
Trautes Kind, daß ich muß scheiden,
Muss nun unsre Heimat meiden,
Tief im Herzen tut mir’s weh.
3. Hunderttausend Kugeln pfeifen
Über meinem Haupte hin.
Wo ich fall’, scharrt man mich nieder,
Ohne Klang und ohne Lieder,
Niemand fraget, wer ich bin.
4. Du allein wirst um mich weinen,
Siehst du meinen Todesschein;
Trautes Kind, sollt’ er erscheinen,
Tu im Stillen um mich weinen
Und gedenk auch immer mein!
5. Heb’ zum Himmel unsern Kleinen,
Schluchz’ nun: Tod der Vater dein!
Lehr ihn beten, gib ihm Segen,
Reich ihm seines Vaters Degen,
Mag die Welt sein Vater sein.
6. Hörst? die Trommel ruft zu scheiden,
Drück ich dir die weiße Hand,
Still’ die Tränen – lass mich
scheiden,
Muss nun um die Erde streiten,
Streiten für das Vaterland.
7. Sollt ich unterm freien Himmel
Schlafen in der Feldschlacht ein,
Soll aus meinem Grabe blühen,
Soll auf meinem Grabe glühen
Blümchen süß: Vergissnichtmein.
Geschichte / Kommentar:
Die Soldatenklage wurden vom Maler Friedrich
Müller gedichtet. Sie standen zuerst in dessen Balladen, Mannheim
1776, S. 52. Da sie gleichzeitig auch in „Dan Schubart’s
Deutscher Chronik für 1776“ im 95. Stück standen, wurde
irrtümlich das Lied auch Schubart zugeschrieben. Böhme
zufolge wurde 1892 die 5. Strophe „längst nicht mehr
gesungen und nicht mehr gedruckt“.
Die schöne Melodie stammt von Franz Ernst
Fesca (1822), sie wurde sehr häufig gesungen und auf andere Lieder
übertragen. Die besten Beispiele sind:
Quelle:
Ludwig Erk, Franz M. Böhme Deutscher
Liederhort, Leipzig 1925, Bd. III, Nr. 1376, S. 245.
Friedrich Silcher u. Friedrich Erk, Allgemeines
Deutsches Commersbuch, Lahr 1919, Nr. 556, S. 511. (Singw.: An der
Saale hellem Strande)
Dr. Karl Reisert, Deutsches Kommersbuch, Freiburg
1896, S. 186.