Heraus (Herbei) zum Kampf
Heraus zum Kampf ihr Knechte der Maschinen
und Front gemacht der Sklavenkolonie.
Hört ihr denn nicht die Stimme des Gewissens,
den Sturm, der es euch in die Ohren schrie?
:,: Ja, aufwärts der Sonne entgegen,
mit uns zieht die neue Zeit.
Wenn alle versagen, die Fäuste geballt.
Wir sind ja zum letzten bereit:
:,: Und höher, und höher , und
höher,
wir steigen trotz Haß und Verbot.
Und jeder SA.-Mann ruft mutig „Heil
Hitler“,
wir stürzen den jüdischen Thron. :,:
Geschichte / Kommentar:
Dieses antisemitische Lied eines unbekannten
Autors der Nationalsozialisten offenbart mehrere Aspekte der
NS-Propaganda. So benutzt es nicht nur die Zeile der Sozialdemokratie
„mit uns zieht die neuen Zeit“ (die allerdings in den
1920er Jahren zu einem geflügelten Wort geworden war), sondern
richtet sich auch explizit an die Arbeiter (In der zweiten Strophe
heißt es „Prolet, kämpf’ mit für Freiheit
und für Brot“). Da wir über die Herkunft des Liedes
leider nichts sagen können, können wir auch nicht beurteilen,
ob dahinter tatsächlich „Arbeiter“ stehen, oder ob es
einen Plan gab, diese speziell anzusprechen. Wir ersparen uns und allen
Lesern die weiteren antisemitischen Ausfälle und lassen die
Strophen zwei und drei weg. Nur soviel sei gesagt, dass sich das Lied
auch als Teil einer Arbeiterbewegung verstehen kann und sich daher auch
gegen „Bonzen“ ausspricht, die „nicht länger
mehr … prassen“ dürften.
Die Melodie geht teilweise auf ein Lied aus dem
russischen Bürgerkrieg um 1920 zurück, die auch von den
Kommunisten für ihr „Lied
der Roten Luftflotte“ oder das „Rote Flieger“-Lied mit dem
Liedanfang „Wir sind geboren Taten zu vollbringen“ benutzt
wurde. Welche Wege die Melodie also genau gegangen ist, können wir
nicht mit Sicherheit sagen (und Unterstellungen bringen da gar nichts).
Der Refrain heißt dort:
Drum höher, und höher, und höher
Wir steigen trotz Haß und Hohn
Ein jeder Propeller singt surrend:
Wir schützen die Sowjetunion!
Quellen:
Hans Bajer, Was der Deutsche singt. Deutsche
Kampf- und Freiheitslieder und andere, Berlin 1932 (1.-10. Tsd.) Nr. 61
S. 26.
NSDAP 33: Hans Bajer (im Auftrag der Parteileitung
hrsg.), Liederbuch der Nationalsozialistischen Deutschen
Arbeiterpartei, München 1933, S. 28f. mit Noten
Sturm- und Kampf-Lieder-Buch. Hrsg durch
Propagandaleiter Hochmuth, Berlin-Schöneberg 1933. Nr. 30
NSBO Kampfliederbuch, hrsgg v. Pg. Hermann
Roesler, Berlin o.J. (ca. 1932), S. 8.
siehe auch:
Hans Bajer, „Vebotene Lieder der
Bewegung in der Kampfzeit“, in: Die Musik XXX/12 September 1938,
S. 804.