Gott sei allein die Ehre
1. Gott sei allein die Ehre,
dem Bergmann Jesu Christ!
Das will ich euch beweisen,
wie es beschaffen ist
in Gold- und Silbergruben,
wie auch die Schmelzerei.
Das kann ich euch beweisen,
daß es die Wahrheit sei.
2. Mit Schlägel und mit Eisen
muß mancher gewinnen sein Brot,
das kann ich euch beweisen,
viele tausend bleiben tot;
gar mancher wird blessieret
am Arm oder am Bein,
wenn wir mit Pulver schießen,
zersprengen das Gestein.
3. Und wenn der Bergman früh aufsteht
und sein Gebet verricht,
sein Grubenlicht anzündet,
damit ist er verpflicht.
„Behüt euch Gott, meine Kinder,
dich auch, mein liebes Weib!
Meine Reise muß ich vollbringen,
Gott weiß es, wo ich bleib“.
4. Wir Bergleut allzusammen
müssen alle gehen schwarz,
schwarze Kittel und schwarz Leder
das ist die Bergmannsart;
schwarz müssen wir uns tragen,
trauern bei Lebenszeit,
weil mancher wird erschlagen,
gar tot in der Gruben bleibt.
5. Wir Bergoffizier müssen tragen
von Samt ein grünen Hut,
mit Gold ist er beschlagen,
tragen Kaisers Waffen gut,
Zundelfeuerzeug in der Taschen,
Stahl, Schwefel und auch Stein,
damit wir können schlagen
ein Licht in schneller Eil.
6. Der Zwitter rin dem Kübel,
das Malwerk auf dem Rost,
das bringt uns viele Freuden
und macht uns auch viel Trost.
Das Bauen zu lassen
keine Meinung gar nicht hab,
die letzte Mordengrupe
die soll ja sein mein Grab.
7. Jetzt wollen wir beschließen
den edeln Berggesang;
wir fallen Gott zu Füßen,
dem obersten Bergmann.
Wir danken für seine Gaben,
die er uns hat beschert,
auf daß wir können sagen:
Gott gehört allein die Ehr!
Geschichte / Kommentar:
Das weit verbretete Lied haben wir aus dem
Liederbuch von Reinhold Köhler, der dazu vermerkt:
Aus drei Liederbüchern. Die 6te Strophe hatte
nur ein Liederbuch. Döring hat das Lied aus Johanngeorgenstadt
(II, S. 16). Die wichtigeren Abweichungen dieses Textes sind:
Str. 1. Z. 3, 4, 6, 7. mit Wunderzeichen zu sehen
wie das beschaffen sei.
Str. 2. 2, 1ff. Mein Schlegel und das Eisen, das
muß gewinnens Brot, wir alle könnens beweisen… Z. 10.
so sprenget das Gestein.
Str. 3. Z. 1ff. Wenn die Bergleut früh
aufstehen und ihr Gebet verricht’t, das Grubenglöcklein
erhören, und dazu ein jeder verpflicht’t…
[Außerdem sind Str. 2 und 3 umgestellt.]
Str. 4. Z. 1. Wir freien Berggesellen Z. 5ff.
Schwarz müßen alle gehen. Wir trauern lebenslang, ein
mancher kommt oft ums Leben, wol gar vor Orte bleibt.
Str. 5. Z. 1. Der Bergoffcir darf. Z. 3ff. und
darauf darf er ja tragen des Fürsten Wappen gut. Feuerzeug in der
Tasche, Schwamm, Schwefel, Stahl und Stein, damit wir Feuer können
machen, sobald wir fahren ein.
Str. 6. fehlt.
Str. 7. Z. 4. dem edlen Bergmanns Mann. Z. 8, 9.
wir wollen ferner ihn loben, Gott sei allein
S. 33
die Ehr.
Str. 6, 2. Zwitter ist mit Zinnstein versetztes
Gestein. Ob das „Malwerk auf dem Rost“ und „die
letzten Morgengrube“ richtig sind und was sie bedeuten,
weiß ich nicht. Die zweite Hälfte der 6ten Strophe
vergleiche man mit der Strophe eines Johanngeorgenstädter Liedes
(Döring II, S. 100):
Ei nun, so will ich mich denn ewig bemühen
auf immer und ewig das Bergwerk zu lieben,
das Bauen nicht lassen in meinen jungen Jahren,
die allerletzte Grube soll sein mein Grab. [gesperrt]
Weder Köhler, noch Erk/Böhme geben eine
Melodie an. Heilfurth zufolge sei sie dem Typus „Die
Sonne sank im Westen" vergleichbar. Eine Melodie nach Heilfurth dokumentieren
wir. Sie ist aus Johanngeorgenstadt nach Mittler / Erzgebirg 1828-39.
Quelle:
Reinhold Köhler, alte Bergmannslieder, Weimar
1858, Nr. IX, S. 29ff.
Ludwig Erk u. Franz Magnus Böhme, Deutscher
Liederhort, Bd. 3, Leipzig 1925, Nr. 1515, S. 360.
Gerhard Heilfurth, Das Bergmannslied. Wesen /
Leben / Funktion. Ein Beitrag zur Erhellung von Bestand und Wandlung
der sozialkulturellen Elemente im Aufbau der industriellen
Gesellschaft, Kassel und Basel 1954