Es zog ein Regiment
von Sowjetrußland her
1. Es zog ein Regiment von Sowjetrußland
her,
es zog ein Regiment von Sowjetrußland her.
|: Ein Regiment zu Fuß und ein Regiment zu
Pferd,
ein Bataillon Kommunisten. :|
2. In Deutschland, da kehrten sie einstmals ein,
in Deutschland, da kehrten sie einstmals ein.
|: Da kehrten sie ein, ja die kehrten sie ein
mit purpurroten Fahnen. :|
3. Der Hindenburg ergreift schon die Flucht,
der Hindenburg ergreift schon die Flucht.
|: Dann wird hineingesprengt und die Bande
aufgehängt
von unsrer Roten Jungfront. :|
Vorbild:
Es zog ein Regiment von Ungarn herauf
1. Es zog ein Regiment von Ungarn herauf,
es zog ein Regiment von Ungarn herauf
Ein Regiment zu Fuß, ein Regiment zu Pferd,
ein Bataillon Deutschmeister
2. Bei einer Frau Wirtin, da kehrten sie ein,
beim schwarzbraun Mägdelein.
3. Und als das Mädchen vom Schlaf erwacht,
da fing es an zu weinen.
4. Ach Mägdlein, warum weinst du so sehr?
Ein Unteroffizier von der zweiten Kompagnie
hat mir mein Herz gestohlen.
5. Der Hauptmann, der war ein gestrenger Mann
Die Trommeln ließ er rühren, ein'n
Galgen ließ er bau'n,
Den Fähnrich ließ er henken
6 wie 1. Es zog ein Regiment vom Ungarland heraus
ein Regiment zu Fuß, ein Regiment zu Pferd,
ein Bataillon Deutschmeister
Geschichte / Kommentar:
Das Lied war bei den Mitgliedern der Roten
Jungfront (RJF) sehr populär. Es ist eine Textparodie auf ein
altes Soldatenlied und liegt in zahlreichen Varianten vor. So z. B.
„Es zogen einst Soldaten von
Sowjetrußland aus“ und
„Es zog ein Regiment von Sachsenland
herauf“.
Berger / Lammel zufolge wurde besonders die dritte
Strophe wurde häufig umgeformt. So sangen die Roten Jungfrontler
z. B. „…von unserm Roten Frontbund“ oder
„… von unsern Rotgardisten“ und statt Hindenburg
wurden auch Ludendorff oder Hitler genannt.
Nach 1945 ist das „alte Soldatenlied“
im „Liederbuch für Soldaten“, Wolfenbüttel 1956,
S. 16) mit dem Vermerkt „Volkslied aus Österreich“
abgedruckt. Im Vorwort heißt es dort u. a.: „In
verhältnismäßig kleinem Umfang wird hier eine
Liedersammlung zur praktischen Erprobung in den ersten Lehr-Einheiten
der neuen deutschen Streitkräfte vorgelegt.“
Vorbild: Es zog ein Regiment von Ungarn herauf
Die Vorgeschichte zum Lied können wir in der
Fassung „Es marschierten drei Regimenter wol
über den Rhein“ lesen. Wie diese Variante zum österreichischen
„Deutschmeister-Regiment“ gekommen ist, können wir
zurzeit noch nicht nachvollziehen. Das
„Deutschmeister-Regiment“ war das berühmte
Freiwilligen-Regiment in Österreich.
Während des Ersten Weltkrieges wurde es aber
offentsichtlich von deutschen Soldaten gesungen. Reinhard Olt
dokumentiert eine Fassung in seinen „Untersuchungen zu deutschen
„Soldatenlieder des Ersten Weltkrieg“
131 Es zogen drei Regimenter wohl über den
Rhein
1. Es zogen drei Regimenter wohl über den
Rhein.
Ein Regiment zu Pferd’ ein Regiment zu
Fuß,
ein Regiment Artilleristen.
2. Bei einer Frau Wirtin da kehrten sie ein,
ein schwarzbraunes Mädchen schlief ganz
allein.
3. Und als das schwarzbraune Mädchen vom
Schlafe erwaqcht’,
da fing sie an zu weinen.
4. Was weinst du, holde Mademoiselle?
Ein junger, stolzer Kanonier der ersten
Blitzbatterie
hat mir mein’ Ehre genommen.
5. Unser Herr Hauptmann, das ist ein zorniger
Mann.
Der läßt Batterien formieren,
geschützweise aufrmarschier’n
das schwarzbraune Mädchen stand ganz allein
Gewährsmann: Wilhelm Scheuren 1./FARgt 44
DVA 259 vom 22.7.1916
Werckmeister bezeichnet das Lied 1928 „als
österreichische Volksweise“ und meint, es sei „Von
deutschen Frontsoldaten während des großen Krieges 1914-18
aus Österreich mitgebracht“ worden.
Die Kerngeschichte des Liedes ist die
Vergewaltigung eines Mädchens durch einen Soldaten (Offizier,
Fähndrich vom Dragoner Regiment usw.) und dessen Bestrafung duch
den Hauptmann. Das markante in der Fortführung des Liedes ist, die
Streichung Strophen, die von der Bestrafung sprechen. Das passiert
nicht nur bei den Liederbüchern, deren Herausgeber der
nationalistischen bis nationalsozialistischen Ideologie angehören,
sondern – erschreckender Weise – auch den
Liederbüchern der Bundeswehr.
In NS-Liederbüchern befindet sich eine
weitere Variante. Darin „zog ein Regiment „vom Oberland“
herauf“ darunter „ein Batalion
vom Hitler“. Hier ist der
Vergewaltiger „nur“ ein harmloser Offizier, der dem
„schwerzbraune Mädchen“ das „Herz gestohlen!“ hat.
Quellen:
KPD-Liederbücher:
Mit Gesang wird gekämpft’!, 1928, Nr.
26, S. 13.
Front Kämpfer Liederbuch, 21.-40. Tausend,
Berlin 1928/29, Nr. 17 S. 10
Mit Lenin. 50 Kampflieder, 21.-40. Tausend (ca.
1928/29), Nr. 15, S. 9
Spätere Sammlungen:
Elfriede Berger und Inge Lammel, Lieder des Roten
Frontkämpferbundes. Das Lied im Kampf geboren Heft 8, Leipzig
1961, S. 61f. (3 str. mit Noten)