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Arbeiterliedarchiv
Lancken
im e.V.
Musik von unten
Es marschierten drei Regimenter

1. :,: Es marschierten drei Regimenter wol über den Rhein, :,:
ein Regiment zu Fuß, ein Regiment zu Pferd,
und ein Regiment Dragoner.

2. Bei einer Frau Wirthin da kehrten sie ein, :,:
Die hatt’ ein schwarzbrauns Mägdelein,
Die schlief wohl ganz alleine.

3. Und als das schwarzbraun Mädel vom Schlaf erwacht, :,:
Vom Schlaf erwacht und sich bedacht,
da fing sie an zu weinen.

4. ‚Ach schönste Madmoiselle’, warum weinet weinet sie so sehr?’
„Ein junger Offizier von eurer Compagnie
hat mir die Ehr genommen.“

5. Der Hauptmann das war gar ein zorniger Mann, :,:
Die Trommel ließ er rühr’n, die Trommel ließ er rühr’n,
den Feldmarsch ließ er schlagen.

6. Er ließ sie aufmarschieren zu Zweien und zu Drein,
Zu Dreien und zu Vieren, zu Vieren und Zwein,
daß sie ihn sollt erkennen.

7. ‚Ach schönste Madmoiselle, ach kennt sie ihn nicht?’
„Da vorn thut er reiten, der Dritte in dem Ritt,
der jetzt die Fahne thut schwenken.“

8. Der Hauptmann der war gar ein zorniger Mann,
eine Galgen ließ er baun, gar weit zu schaun,
den Fähnrich dran zu hängen.

9. ‚„Ach liebe Kameraden, um was ich euch noch bitt:
So jeman nach mir fragt, daß ihr hm sagt,
ich wär mit Ehr’n erschossen.“’

10. Des andern Morgens früh kam Fähnrichs seine Frau:
„“Ach Gott, wo ist mein Mann? ach Gott, wo ist mein Mann?
Wo mag er sein geblieben““

11. „Ach schönste beste Frau, eur Mann der ist nun todt! :,:
Da draußen vor dem Thor, da draußen vor dem Thor
Hab’n ihn zwei Spanier erschossen.“

[12. So geht es in der Welt, wenn man verheirath’ ist,
So geht es in der Welt, so geht es in der Welt,
Muß eins das andre lassen.]
Andere Titel: 
Text: unbekannt,
Melodie: unbekannt,
Noten:
EB1-132
Vorlage:
Kategorie: Soldatenlied,
Zeit: 1688, 1721; 17. Jh. 18. Jh, 19. Jh.,



Verweis nach: Es zog ein Regiment vom Ungarland herauf; Es zog ein Regiment vom Oberland herauf;
Geschichte / Kommentar:

Das Lied über die Vergewaltigung eines Mädchens von einem Militär (Offizier, Fähndrich vom Dragoner Regiment usw.) wird in dieser Fassung am umfangreichsten erzählt. Das Thema findet sich auch in:

a. Es zog ein Regiment vom Ungarland herauf
b. Es zog ein Regiment vom Oberland herauf
c. Es zogen drei Regimenter wohl über den Rhein.
d. Es marschierten drei Regimenter wol über den Rhein

Gleiche Melodie haben a und das Frontkämpfer- (Soldatenkampflied) „Es zog ein Regiment von Sowjetrußland her“

Am längsten hielt sich in der Überlieferung das Lied „Es zog ein Regiment vom Ungarland herauf“. Es findet sich in Liederbüchern nationalistisch orientierter Herausgeber (z. B. Weckmeister) und solcher, die dem Nationalsozialismus nahe standen (z. B. Was der Deutsche singt, 1932; SA-Liederbuch, 1933; Liederbuch der NSDAP, 1933 usw.) letztere in der Fassung „Es zog ein Regiment vom Oberland herauf“), hier allerdings mit nur vier Strophe und ohne den „zornigen Hauptmann“ und vor allen Dingen ohne die Bestrafung.

Doch zurück zu unserem Lied, das Erk/Böhme „Der bestrafte Fähnrich“ betiteln. Über die mutmaßlich historische Geschichte heißt es da:

„Ueber den Ursprung dieses Liedes schreibt ein Sachkundiger, der Kapitän v. R… zu Wiesbaden, in der Frankf. Zeitung 1884 Nr. 37 wie folgt:

‘Das Volkslied ‚Es marschierten drei Regimenter wohl über den Rhein’ ist ein bei den Hessen-Casselschen Truppen im Jahr 1688 in den Niederlanden entstandenes Soldatenlied, das aber zum deutschen Volkslied geworden, und noch jetzt nicht allein am Rhein und im Bergischen sondern in allen Gauen Deutschlands gesungen wird. In Folge eines vom Landgrafen Car 1 von Hessen-Cassel mit den holländischen Generalsaaten abgeschlossenen Traktats, marschierten im Jahr 1688 drei Regimenter wohl über den Rhein. Es waren dieses, genau wie es im Volkslied heißt: ein Regiment zu Fuß, das von dem Landgrafen für seinen Erbprinzen Friedrich (der 1720 König von Schweden und 1730 zugleich Landgraf von Hessen wurde) errichtetet und nach ihm benannte Regiment, welches 1721 den Namen Königs-Regiment und später wieder andere Namen führte; - ferner ein Regiment zu Pferd, unter dem Oberst von Kärsenbruch, gebildet aus einem Theile des Leibregiments zu Pferde und aus dem 1687 errichteten Regimentern Nassau-Weilburg und Hessen-Rotenburg; - und ein Regiment Dragoner, das 1683 errichetet und 1697 wieder eingegangene Lippische Regiment Dragoner. Sämmtliche Truppen hatten eine Stärke von 3400 Mann. – Ein fähndrich vom Dragoner Regiment muß im Quartier in den Niederlanden eine Vergewaltigung verübt haben. Der rasch verhängte, harten – in den Augen der Mannschaft ungerechten – Strafe verdankt dieses Lied seinen Ursprung.

Das Lied beurkundet also die sehr strenge, oft sehr harte und unerbittliche Disciplin, die im vormaligen Hessischen Armeekorps vorherrschend war und ohne Nachsicht geübt wurde. Im Lande Hessen hatte sich bis zur westfälischen Zeit selbst der Name des Hauptmanns in der Tradition erhalten, von dem das Lied singt „der Hauptmann der war ein zorniger Mann, der fing gleich zu wetter, und fluchen an.“ – Bei den hessischen Truppen war das Lied zu singen verboten. In der Neuzeit aber wird dasselbe namentlich in hessischen Spinnstuben und Wirthshäusern noch immer flott und häufig exekutirt.’ - - -

Das hier angegebene Alter des Liedes mag richtig sein, kann sich aber nicht auf unsern Text, sondern auf einen ältern beziehen. Denn wäre unser Lied bald nach 1688 entstanden, so müsste es auffallen, warum es mit seiner hübschen Mel. nicht schon im 18. Jahrh. auftaucht; weder geschrieben noch gedruckt ist von unserm Liede vor 1820 eine Spur zu finden. Wohl aber giebt es ein älteres Lied gleichen Inhalts, sogar vielfach im Wortlaut gleich, aber mit anderem Versbau, das nach einem fl. Bl. im Wunderhorn I, 1806 S. 359 steht. Dieser alte Text war Grundlage zu unserem Liede, darum wir ihn hier geben:

1. Marschiert, ihr Regiment / Nun in das Feld,
in aller Welt / viel Krieg ist heuer zu finden.

2. Bei der Frau Wirthin Nachts / sie kehrten ein:
‚Wollen lustig sein, / das Mädchen schläft allein.

3. Und als das Mädchen nun / vom Schlaf erwacht.
Und sich bedacht, / da fing sie an zu weinen.

4. „Ei, schwarzbraun Mädchen sagt, / was weint ihr hier!“
„‚ Ein schöner Offizier / hat mir genommmen mein Ehr!“’

5. Der Hauptmann, ein braver Mann, / Die Trommeln rührt,
Die Trommeln rührt, / Den Feldmarsch läßt er schlagen.

6. Er ließ marschieren sie / zu zwei und drei,
zu drei und zwei. / Auf daß sie ihn erkenne.

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