Es marschierten drei Regimenter
1. :,: Es marschierten drei Regimenter wol
über den Rhein, :,:
ein Regiment zu Fuß, ein Regiment zu Pferd,
und ein Regiment Dragoner.
2. Bei einer Frau Wirthin da kehrten sie ein, :,:
Die hatt’ ein schwarzbrauns Mägdelein,
Die schlief wohl ganz alleine.
3. Und als das schwarzbraun Mädel vom Schlaf
erwacht, :,:
Vom Schlaf erwacht und sich bedacht,
da fing sie an zu weinen.
4. ‚Ach schönste Madmoiselle’,
warum weinet weinet sie so sehr?’
„Ein junger Offizier von eurer Compagnie
hat mir die Ehr genommen.“
5. Der Hauptmann das war gar ein zorniger Mann, :,:
Die Trommel ließ er rühr’n, die
Trommel ließ er rühr’n,
den Feldmarsch ließ er schlagen.
6. Er ließ sie aufmarschieren zu Zweien und
zu Drein,
Zu Dreien und zu Vieren, zu Vieren und Zwein,
daß sie ihn sollt erkennen.
7. ‚Ach schönste Madmoiselle, ach kennt
sie ihn nicht?’
„Da vorn thut er reiten, der Dritte in dem
Ritt,
der jetzt die Fahne thut schwenken.“
8. Der Hauptmann der war gar ein zorniger Mann,
eine Galgen ließ er baun, gar weit zu
schaun,
den Fähnrich dran zu hängen.
9. ‚„Ach liebe Kameraden, um was ich
euch noch bitt:
So jeman nach mir fragt, daß ihr hm sagt,
ich wär mit Ehr’n
erschossen.“’
10. Des andern Morgens früh kam
Fähnrichs seine Frau:
„“Ach Gott, wo ist mein Mann? ach
Gott, wo ist mein Mann?
Wo mag er sein geblieben““
11. „Ach schönste beste Frau, eur Mann
der ist nun todt! :,:
Da draußen vor dem Thor, da draußen
vor dem Thor
Hab’n ihn zwei Spanier erschossen.“
[12. So geht es in der Welt, wenn man
verheirath’ ist,
So geht es in der Welt, so geht es in der Welt,
Muß eins das andre lassen.]
Geschichte / Kommentar:
Das Lied über die Vergewaltigung eines
Mädchens von einem Militär (Offizier, Fähndrich vom
Dragoner Regiment usw.) wird in dieser Fassung am umfangreichsten
erzählt. Das Thema findet sich auch in:
a. Es zog ein Regiment vom Ungarland herauf
b. Es zog ein Regiment vom Oberland herauf
c. Es zogen drei Regimenter wohl über den
Rhein.
d. Es marschierten drei Regimenter wol über
den Rhein
Gleiche Melodie haben a und das Frontkämpfer-
(Soldatenkampflied) „Es zog ein Regiment von Sowjetrußland
her“
Am längsten hielt sich in der
Überlieferung das Lied „Es zog
ein Regiment vom Ungarland herauf“. Es findet sich in Liederbüchern
nationalistisch orientierter Herausgeber (z. B. Weckmeister) und
solcher, die dem Nationalsozialismus nahe standen (z. B. Was der
Deutsche singt, 1932; SA-Liederbuch, 1933; Liederbuch der NSDAP, 1933
usw.) letztere in der Fassung „Es zog
ein Regiment vom Oberland herauf“), hier allerdings mit nur vier Strophe und ohne
den „zornigen Hauptmann“ und vor allen Dingen ohne die
Bestrafung.
Doch zurück zu unserem Lied, das
Erk/Böhme „Der bestrafte Fähnrich“ betiteln.
Über die mutmaßlich historische Geschichte heißt es da:
„Ueber den Ursprung dieses Liedes schreibt
ein Sachkundiger, der Kapitän v. R… zu Wiesbaden, in der
Frankf. Zeitung 1884 Nr. 37 wie folgt:
‘Das Volkslied ‚Es marschierten drei
Regimenter wohl über den Rhein’ ist ein bei den
Hessen-Casselschen Truppen im Jahr 1688 in den Niederlanden
entstandenes Soldatenlied, das aber zum deutschen Volkslied geworden,
und noch jetzt nicht allein am Rhein und im Bergischen sondern in allen
Gauen Deutschlands gesungen wird. In Folge eines vom Landgrafen Car 1
von Hessen-Cassel mit den holländischen Generalsaaten
abgeschlossenen Traktats, marschierten im Jahr 1688 drei Regimenter
wohl über den Rhein. Es waren dieses, genau wie es im Volkslied
heißt: ein Regiment zu Fuß, das von dem Landgrafen für
seinen Erbprinzen Friedrich (der 1720 König von Schweden und 1730
zugleich Landgraf von Hessen wurde) errichtetet und nach ihm benannte
Regiment, welches 1721 den Namen Königs-Regiment und später
wieder andere Namen führte; - ferner ein Regiment zu Pferd, unter
dem Oberst von Kärsenbruch, gebildet aus einem Theile des
Leibregiments zu Pferde und aus dem 1687 errichteten Regimentern
Nassau-Weilburg und Hessen-Rotenburg; - und ein Regiment Dragoner, das
1683 errichetet und 1697 wieder eingegangene Lippische Regiment
Dragoner. Sämmtliche Truppen hatten eine Stärke von 3400
Mann. – Ein fähndrich vom Dragoner Regiment muß im
Quartier in den Niederlanden eine Vergewaltigung verübt haben. Der
rasch verhängte, harten – in den Augen der Mannschaft
ungerechten – Strafe verdankt dieses Lied seinen Ursprung.
Das Lied beurkundet also die sehr strenge, oft
sehr harte und unerbittliche Disciplin, die im vormaligen Hessischen
Armeekorps vorherrschend war und ohne Nachsicht geübt wurde. Im
Lande Hessen hatte sich bis zur westfälischen Zeit selbst der Name
des Hauptmanns in der Tradition erhalten, von dem das Lied singt
„der Hauptmann der war ein zorniger Mann, der fing gleich zu
wetter, und fluchen an.“ – Bei den hessischen Truppen war
das Lied zu singen verboten. In der Neuzeit aber wird dasselbe
namentlich in hessischen Spinnstuben und Wirthshäusern noch immer
flott und häufig exekutirt.’ - - -
Das hier angegebene Alter des Liedes mag richtig
sein, kann sich aber nicht auf unsern Text, sondern auf einen
ältern beziehen. Denn wäre unser Lied bald nach 1688
entstanden, so müsste es auffallen, warum es mit seiner
hübschen Mel. nicht schon im 18. Jahrh. auftaucht; weder
geschrieben noch gedruckt ist von unserm Liede vor 1820 eine Spur zu
finden. Wohl aber giebt es ein älteres Lied gleichen Inhalts,
sogar vielfach im Wortlaut gleich, aber mit anderem Versbau, das nach
einem fl. Bl. im Wunderhorn I, 1806 S. 359 steht. Dieser alte Text war
Grundlage zu unserem Liede, darum wir ihn hier geben:
1. Marschiert, ihr Regiment / Nun in das Feld,
in aller Welt / viel Krieg ist heuer zu finden.
2. Bei der Frau Wirthin Nachts / sie kehrten ein:
‚Wollen lustig sein, / das Mädchen
schläft allein.
3. Und als das Mädchen nun / vom Schlaf
erwacht.
Und sich bedacht, / da fing sie an zu weinen.
4. „Ei, schwarzbraun Mädchen sagt, /
was weint ihr hier!“
„‚ Ein schöner Offizier / hat mir
genommmen mein Ehr!“’
5. Der Hauptmann, ein braver Mann, / Die Trommeln
rührt,
Die Trommeln rührt, / Den Feldmarsch
läßt er schlagen.
6. Er ließ marschieren sie / zu zwei und
drei,
zu drei und zwei. / Auf daß sie ihn erkenne.