Radler-Schneid.
1. Ein jeder Mensch hat auf der Welt an einem Ding
sein' Freud', -
Der rudert und ein andrer turnt, der dritte wieder
reit't. -
Lawn Tennis, Fechten ist beliebt, die Alten
dreschen Scat, -
Doch wer zwei stramme Beine hat, der fährt am
liebsten Rad. -
:,: La-la-la-la-la-la-la-la-la-la-la. :,:
2. Gar mancher sitzt auf seinem Gaul g'rad wie ein
Hafersack, -
Lackirte Stulpen hat er an und seinen Chapeau
Claque. -
Da plötzlich kriegt vor einem Spatz die
Rosinant' 'nen Schreck, -
Macht übern Graben einen Satz, der Reiter
fliegt in'n Dreck. [4]
3. Das Wasser hat, wie allbekannt, nicht Balken,
das ist wahr, -
Was nützt's beim Turnen, dreht man sich am
Reck auch tausendmal, -
Beim Lawn Tennis, da fliegt sehr oft der Ball dir
uf de Nos', -
Beim Fechten einmal falsch parirt, so wirft dich
um der Stoß.
4. Beim Scat, da ist die faul' Geschicht',
daß man kann viel verlier'n -
Denn nicht bei jedem Geben hat man einen Grand mit
vier'n, -
Und liegt der Wenzel erst im Scat, dann ist's der
wahre Graus, -
Du kommst trotz deinem Aß und Zehn nicht aus
dem Schneider 'raus.
5. Da sind wir Radler anders dran, es ist doch
sonnenklar, -
Wir eilen froh durch alle Welt hindurch das ganze
Jahr, -
Will einer hindern uns im Weg, und stellt sich in
die Mitt', -
Der kriegt eins mit der Peitsche drauf und
obendrein 'nen Tritt!
6. Mit Wind und Schwalben um die Wett', selbst mit
der Eisenbahn -
Fahr'n wir, und bald geht's wohl ganz nett noch
durch den Ocean. -
Ein Bicyclist ist kombinirt aus Kraft, dann Durst
und Witz, -
Sein Wahlspruch ist: "nur stets voran"
und hurtig wie der Blitz!
7. Steht wo 'ne Kneipe grad' am Weg, im
Sturmschritt geht's hinein, -
Mit heißa - hußa - Sang und Klang, als
wär's der Rodenstein, -
Was Küch' und Keller bergen kann, das
muß herbei fürbaß, -
Wir trinken jeden Keller aus, bis auf das letzte
Faß!
8. Kreuzt mal ein Mägdlein unsern Pfad, dem
Radler wird's nicht bang, -
Ein Kuß schnell auf den rothen Mund, den Arm
die Hüft entlang. -
Es ist nicht klar, wie Potiphar den Joseph
schrecken konnt', -
Uns jagt' ne Maid kein'n Schrecken ein, ob schwarz
sie oder blond.
9. Und ruft einmal das Vaterland: "ihr
Schaaren eilt herbei, -
Es gilt zu kämpfen um den Rhein", wir
Radler sind dabei, -
Der sehn'ge Arm, ob Rad, ob Schwert, er beide
lenken kann, -
Auf Rennbahn, wie im Schlachtgewühl, sind
immer wir voran!
10. Drum ruft All Heil der Radlerei, es bleibt der
schönste Sport, -
Ein Bein von Stahl, 'ne sich're Hand, ein echtes
deutsches Wort! -
Ein Mägdlein und ein schnelles Rad und einen
g'sunden Durst, -
Was and'res in der Welt passirt, das bleibt uns
Fahrern Wurst!
Nach dem Refrain La-la-la etc. ist die
Refrain-Melodie noch zwei Mal zu spielen. Das 1. Mal wird dieselbe
durch Schlagen mit Messern etc. an Gläser, Teller etc.
taktmäßig begleitet. Das 2. Mal wird dazu gepfiffen. Beide
Male nicht singen.
Geschichte / Kommentar:
Bei dem obigen Lied steht in dem Liederbuch des
Radfahrer Bundes Rostock um 1900 als Autor Fritz W. Tersch, Frankfurt
a. M.
Eine kürzere und teilweise abweichende
Version des Liedes befindet sich im Wander-Liederbuch des Verbandes
deutscher Post- und telegraphen-Assistenten aus dem Jahr 1898. Zu
singen sind die sechs Strlphen nach den beiden folgenden Melodien:
Spreewaltzer oder:
Wenn ich am Amboß steh'
Radfahrer-Lieder
Ein jeder Mensch hat auf der Welt An Einem seine
Lust,
Man reitet, rudert, schwimmt und turnt, Singt auch
aus voller Brust;
Man fährt, man schwimmt, politisirt - Die
Alten dreschen Skat,
Doch wer zwei stramme Beine hat Der fährt am
liebsten Rad.
2. Gar mancher sitzt auf seinem Gaul G'rad wie ein
Hafersack,
Lackirte Stulpen hat er an, Trägt einen
Chapeau Claque.
Da plötzlich krieg vor einem Spatz Die
Rosiant 'nen Schreck,
Mach über'n Graben einen Satz Der Reiter
liegt im D …
3. Wir aber fahren flott dahin, Schnell wie die
Eisenbahn,
Mit Wind und Schwalben um die Wett' Bis an den
Ozean.
Ein Radler sich zusammensetzt Aus Kraft und Durst
und Witz,
Sein Wahlspruch ist: "Allzeit voran" Und:
"hurtig wie der Blitz!"
4. Steht wo 'ne Kneipe g'rad' am Weg, Gar eilig
geht's hinein,
Mit heissa - hussa - Sang und Klang. As wär's
der Rodenstein.
Was Küch' und Keller geben kann, Gilt uns als
lockend Ziel,
Wir trinken jeden Keller aus Doch nimmermehr zu
viel.
5. Kreuzt mal ein Mägd'lein unser'n Pfad, Den
Radlern wird's nicht bang',
Ein Kuß schnell auf den rothen Mund, Den Arm
die Häft' entlang.
Es ist nicht klar, wir Potiphar dem Joseph
schrecken konnt',
Uns jagt 'ne Maid nicht Schrecken ein, Ob schwarz
sie oder blond.
6. Und ruft dereinst das Vaterland, Ihr
Söhne, eilt herbei,
zu kämpfen gilt's für Haus und Heerd! -
Wir Radler sind dabei.
Der sehn'ge Arm wohl Rad und Schwert Gar wacker
lenken kann,
Beim Wettspiel, wie im Schlachtgebraus Sind immer
wir voran.
Quelle:
Liederbuch des Gau 19 Rostock des Deutschen
Radfahrer-Bundes. Rostock, ca. 1900, Nr. 4.
Verband deutscher Post- und
telegraphen-Assistenten, Wander-Liederbuch, o.O. o.J. [Berlin ca.
1898], S. 71ff.