Die Kapelle
1. Droben stehet die Kapelle,
schauet still ins Thal hinab;
drunten singt bei Wies’ und Quelle
froh und hell der Hirtenknab’.
2. Traurig tönt das glöcklein nieder,
Schauerlich der Leichenchor;
Stille sind die frohen Lieder,
Und der Knabe lauscht empor.
3. Droben bringt man sie zu Grabe,
Die sich freuten in dem Thal;
Hirtenknabe, Hirtenknabe!
Dir auch singt man dort einmal!
Geschichte / Kommentar:
Zu dem Lied schreibt Böhme:
„Gedicht von L. Uhland 1805. – Als
Melodie dazu eignet sich sehr gut die beigesetzte: „O wie ist es
kalt geworden“. Die schöne, mehrstimmige Compostionen von E.
Kreutzer op. 24, Heft II Nr. 5 und Heft III Str. 2, sind hier nicht zu
verwerthen. Eine Melodie von Rungenhagen giebt Fink’s
Hausschatz.“
Parodien:
Wolfgang Steinitz erwähnt außerdem eine
andere Fassung aus der Zeit des Weltkriegs (Bd. 2, Nr. 268, S. 395ef.
nach DVA A 107 260):
Herr vom Stabe, dich entlaust man auch einmal
1. Droben steht am Scherenfernrohr
im Unterstand ein Herr vom Stab,
Ihn auch nennt man Lause-Leo …
2 … / Herr vom Stabe, feiner Knabe,
Dich entlaust man auch einmal!
Schumacher, Soldatenlied, S. 173, schreibt zu dem
von ihm abgedruckten Bruchstück: „Eine im Sommer 1916 in
Aachen gesungene boshafte Umdichtung von ‚Droben steht die Kapelle’
blieb meines Wissens mehr örtlich beschränkt“. –
Zu „Droben stehet die Kapelle“ (Text von L. Uhland) s.
Böhme, Volkstüml. Lieder, S. 212:
1. Droben stehet die Kapelle
Schauet still ins Tal hinab.
Drunten singt bei Wies’ und Quelle
Froh und hell der Hirtenknap’.
3. Droben bringt man sie zu Grabe,
Die sich freuten in dem Tal.
Hirtenknabe, Hirtenknabe,
Dir auch singt man dort einmal.
Quellen:
Franz Magnus Böhme, Volksthümliche
Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert, Leipzig Schumacher,
Soldatenlied, S. 173
Walther Werckmeister, Deutsches Lautenlied, Berlin
1928, S. 674 Nr. 648. Erkl.: Ludwig Uhland, 1787-1862 / Volksweise