Die kühnen Forscher
1. Die kühnen Forscher sollen leben,
Die spüren und sinnieren und studieren Tag
und Nacht,
Bis, was es giebt und hat gegeben,
Ergründet und verkündet und ans Licht
gebracht!
Und ist es noch so tief versteckt,
Es muß hervor, es wird entdeckt!
Und ist es noch so weit und hoch,
Sie kriegen’s doch!
2. Was in des Meeres dämmergrünen
Gründen
Mit Kribbeln und mit Krabbeln und mit Kriechen nur
sich regt,
Was in der Erde moderigsten Schlünden
Im Dunkel mit Gemunkel für Gewürme sich
bewegt,
Man spürt ihm nach, es muß hervor,
Die Wissenschaft nimmt es beim Ohr
Und sperret alles groß und klein
In ihr System hinein!
3. Es sauset der Komete durch den Aether
Zur Sonne seiner Wonne und verschwindet dann im
All.
Gleich wird der Astronome zum Verräter
Mit Spüren, Integrieren an dem lust’gen
Weltenball.
Kommt er nach Jahren dann ans Licht
Und denkt er dann, man kennt ihn nicht:
„Wir kennen dich!“ so hört er
schrein,
„Kometelein!“
4. Trichinchen trieb sich froh und munter
spiralisch, kannibalisch in dem Muskelfleisch
herum,
Sie trieb es bunt und trieb es immer bunter
Und bracht so ganz sachte viele Menschenkinder um.
Da nahm die Wissenschaft das Glas
Und sprach: „Haha, das kommt von das!“
Da hatte sie dich gleich beim Bein,
Trichinelein!
5. Wo in der Urzeit allerfernstem Dunkel
In Wischwasch und in Mischmasch die Geschichte
sich verliert,
Wo in des Chaos wühlendem Gemunkel
Des Laien Auge rat- und that- und pfadlos sich
verirrt
Da zünden sie ein Licht uns an,
Daß man es deutlich schauen kann,
So war es einst, so sah es aus
Im Erdenhaus!
6. Sie lesen in den Eingeweiden
Der Erde ohn’ Beschwerde, wie in Urzeit sie
es trieb,
Als sie in jenen jugendlichen Zeiten
Mit Lias, Trias, Kreide sich ihr Tagebuch noch
schrieb,
Und was sie alles durchgemacht,
Bis sie es dann so weit gebracht,
Daß man gemächlich ohn’
Beschwer’
Drauf geht umher.
7. Wie unter riesenhohen Palmen
Behaglich ging spazieren noch das Mastedon,
Wie’s mächtig rauschte in den
Schachtelhalmen,
Und noch die Welt nichts wußte von der
Kreideformation.
Wie all das Vorweltsteufelsvieh
Vergnüglich lebt’ und fraß und
schrie,
Bis dann das Unglück es betroff
Und es versoff!“
8. Wie dann der biedre Pfahlgenosse
Behaglich in dem Pfahlbau seinen
Torfschweinschinken aß
Und lustig lebt in seinem Pfahlbauschlosse,
Bis endlich ihm die Bronzezeit versalzte seinen
Spaß.
Wie darauf dann das Eisen kam,
Und die Kultur ’nen Fortschritt nahm,
Und wie wir’s seit der Affenzeit doch
brachten weit!
9. Es lebe die Naturgeschichte!
Es leben, die ihr Leben und Bestreben ihr geweiht,
Die sie entzündet gleich dem Lichte,
Der Wahrheit helle Klarheit zu verkünden weit
und breit!
Auf, stoßet eure Gläser an!
Und rief alle Mann für Mann:
„Es blühe stets in neuer Kraft
Die Wissenschaft!“