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Arbeiterliedarchiv
Lancken
im e.V.
Musik von unten
Arbeiter-Loos

1. Der alte Wirth von Lancashire,
Der zapft ein jämmerliches Bier,
Er zapft es gestern, zapft es heut,
Er zapft es nur für arme Leut’.

2. Die armen Leut’ von Lancashire,
Die gehen oft durch seine Thür;
Sie geh’n in Schuhen, die entzwei
Sie geh’n in Röcken, die nicht neu.

3. Der erste von dem armen Pack,
Das ist der bleiche, stille Jack;
Der spricht: „Wie auch die Händ’ ich rührt,
Zum Glücke hat’s noch nicht geführt§.

4. Und Tom begann: „Schon manches Jahr
Spann ich die Fäden fein und klar;
Das woll’ne Kleid war Manchem lieb,
Und doch ich selb er dürstig blieb.“

5. Und Bill darauf: „Mitr treuer Hand
Führt’ ich den Pflug durch britisch Land,
Die Saaten sah ich lustig stehn,
Doch hunrig mußt’ zu Bett ich gehen’§.

6. Und weiter schallt’s: „Aus tiefem Schacht
Hat Bem manch’ Fuder Kohlen bracht;
Doch als sein Weib ein Kind gebor –
Goddam, das Weib und Kind erfror.

7. Und Jack und Tom und Bill und Bem –
Sie riefen allesammt „Goddam“ –
Uns selbe Nacht auf weichem Flaum
Ein Reicher lag im sanften Trau.
Andere Titel: 
Text: Georg Weerth,
Melodie: Steh’ ich in finst’rer Mitternacht!,
Noten: Der Freie Turner 1923
Vorlage:
Kategorie:
Zeit: 1845, 1848, 1872,
Geschichte / Kommentar: 

Das Lied schrieb Georg Weerth auf die Melodie von „Steh’ ich in finst’rer Mitternacht!“. Friedrich Engels zufolge war er der erste und bedeutendste Dichter des deutschen Proletariats, so berichten Lammel und Andert. In seinen 1845 entstandenen-Liedern geht er ausführlich und direkt auf die schlechte Lage drs englischen Arbeiter ein. „Der alte Wirt“ befindet sich, meistens mit obiger Melodieangabe uhd leicht abgewandeltem Text, in vielen Liedern der organisierten Arbeiterbewegung seit 1872 auf.




Quellen: 
Gustaf LInke, Zeitgemäße Volkslieder und Gedichte, Dresden 1872. (Laut Inge Lammel, Bibliographie der deutschen Arbeiterliederbücher 1833-1945, S. 32 Nr. 154 wurde das Buch am 1.2.1872 verboten. Eine andere Aufl. erschien 1878.), Nr. 18, S. 27
Sozialdemokratisches Liederbuch. 8. veränderte Aufl., Zürich, Verlag der Volks-Buchhandlung, 1885, Nr. 21,
Sozialdemokratisches Liederbuch. Sammlung revolutionärer Gesänge, 12. Auflage, German Printing and Publishing Co., London 1889, Nr. 26,
Max Kegel’s Sozialdemokratisches Liederbuch, Stuttgart 1891 (3. Aufl.), Nr. 34, S.
Schlüter, Arb-Ldb, Chicago 1906, Nr. 43, S. 71f.
Liederbuch. Der freie Turner. 7. neubearb. und vermehrte Aufl. Mit in den Text eingedruckten Singnoten, hrsgg vom Arbeiter-Turnerbund, Leipzig 1905, Verlag des Arbeiter-Turnerbundes (Franz Siedersleben) S. 108
Lieder-Buch des Turn-Vereins "Fichte". Mitglied des Arbeiter-Turn- und -Sportbundes, Selbstverlag des Vereins, Berlin 1920, 5. Aufl. S. 86.
Liederbuch. Der freie Turner. Mit in den Text eingedruckten Singnoten, Leipzig 1923, Arbeiter-Turnverlag  A.-G., Leipzig, S. 110.
Fichte Liederbuch ca. 1927, S. 183.


spätere Würdigungen:
Lammel/Andert, Und weil der Mensch ein mensch ist. 200 Arbeiterlieder, Dortmund 1986, Nr. 55, S. 86



 
 
 
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