Der Papst lebt herrlich in der Welt
Der Papst lebt herrlich in der Welt,
er lebt von seinem Ablaßgeld,
er trinkt den allerbesten Wein,
drum möcht’ ich auch der Papst wohl
sein,
er trinkt den allerbesten Wein,
drum möcht’ ich auch der Papst wohl
sein.
2. Doch nein, er ist ein armer Wicht,
ein holdes Mädchen küßt ihn nicht,
/: er schläft in seinem Bett allein;
ich möchte doch der Papst nicht sein, :/
3. Der Sultan lebt in Saus und Braus,
er wohnt in einem großen Haus
/: voll wunderschöner Mägdelein,
drum möcht’ ich wohl der Sultan sein, :
/
4. Doch nein, er ist ein armer Mann,
er lebt nach seinem Alkoran,
/: er trinkt nicht einen Tropfen Wein;
ich möchte doch nicht Sultan sein, :/
5. Getrennt veracht ich beider Glück
und kehr’ in meinen Stand zurück,
/: doch das geh ich mit Freuden ein:
Bald Papst, bald Sultan möcht ich sein, :/
6. Drum, Mädchen, gib mir einen Kuß,
denn jetzt bin ich der Sultanus.
/: Ihr trauten Brüder, schenket ein,
damit ich auch der Papst kann sein, :/
Anders bei Böhme:
1/2: es fehlt ihm nie an Ablaßgeld,
Geschichte / Kommentar:
Franz Magnus Böhme zufolge stammt der Text
von C. G. L. Noack (Christian Ludwig, 1767-1821). Es findet sich zuerst
in: „Lektüre beim Kaffee. Ein Modebüchlein.“
Leipg. 1789, S. 143ff.; „daselbst unterzeichnet C. G. L. Noack,
von dem auch die andern Gedichte dieses Büchleins sind“.
Noack soll in Pirna oder Leipzig als Privatgelehrter gelebt haben. Das
Gedicht wurde auch übernommen in: „Hamburger
Briefträger. Eine Wochenschrift für Freunde und Feinde v. A.
F. Bonaventura.“ Hamb. 29. Aug. 1795, S. 657, ohne Namen des
Verf. Abdr. dieses Hamb. Textes bei Hoffmann, Volksth. L. S. 176.
–
Die Melodie hat Böhme als jene des
patriotischen Liedes von J. D. Symansky aus dem Jahre 1817 ausgemacht:
„Den Mann den halt’ ich ehrenwerth, des starke Hand das
deutsche Schwert schwingt über seines Feindes Haupt, der Freiheit
ihm und Ehre raubt.“
Die Beliebtheit des Liedes lässt sich anhand
der Parodien festmachen und das sind folgende:
Parodien:
Du bist nicht klug, du bist nicht dumm,
Ein schwarz und weißer Vollblutstier,
Ihr singt und trinkt in muntrer Hast,
Arbeiter Turner:
Wer war denn wohl der erste Mann (Alte Turner)
Quellen:
Franz Magnus Böhme, Volkstümliche Lieder
der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert, Nr. 705, S. 529f.
Heinrich-Scherrer, Studentenlieder zur Gitarre,
Leipzig 1914, S. 58f.
Zupfgeigenhansel, Es woll ein Bauer früh
aufstehn, S. 116f. (7 Str.), S. 178