Dem Morgenrot entgegen
(Lied der Jugend)
Aus rechtlichen Gründen geben wir nur die
erste Zeile dieses Liedes wieder, da der Autor oder ein Verlag noch
Rechte darauf hat, wir aber den Rechteinhaber noch nicht ausfindig
machen konnten. Bei der Darstellung des Liedes geht es um einen Betrag
zum Verständnis der politischen Bedingungen in der Zeit der
Weimarer Republik Dazu gehören Personen und Organisationen in
ihrem kulturellen und politischen Zusammenhang in jener Phase. Wir
möchten, dass das Leben bzw. die Lebensumstände dieser Zeit
möglichst authentisch nachvollziehbar werden, soweit das heute
möglich ist. Trotzdem bzw. gerade deswegen möchten wir das
ganze Lied veröffentlichen, müssen aber erst die Erlaubnis
einholen. Dazu ist es nötig, dass wir mehr Informationen über
die Personen bekommen und einen eventuellen Rechteinhaber kennen
lernen, sollte das notwendig sein. Natürlich kann die Quelle in
unserem Archiv eingesehen werden.
Siehe auch die Zusammenfassung zur Liedkultur der
sozialdemokratischen Arbeiterjugend in der Weimarer Republik von Werner
Hinze.
Inhaltlich richtet sich das Lied an alle
„Kampfgenossen“ (wer immer das auch sein mag). Auf
jedenfall werden sie bald siegen (wie auch immer wird nicht
erwähnt). Auf jedenfall wird die Arbeiterjugend angesprochn, die
als „die junge Garde des Proletariats“ tituliert wird.
Die Erfahrungen der „Frongewalt“ der
Abeit, wurde schon „in düst’ren Kinderjahren“
gemacht. Bereits zu jener Zeit habe eine Kette „an unserm
Fuß geklirrt“.
Leicht ins Mystische erscheint der Begriff
„Arbeit“ wie eine Person, die „uns lehren“ kann
, sie lehrte uns „die Kraft“, „Den Reichtum zu
vermehren, der unsre Armut“ schaffen würde und gleichzeitig
eine „starke Waffe“ sei.
In der vierten Strophe reicht man sich die
Hände „zum Bund“. Doch der Kampf sei erst zu Ende ehe
nicht „Der Arbeit freies Volk gesiegt“ habe und jeder
„Feind am Boden“ leigen würde.
Der Original-Text ist natürlich in unserem
Archiv einsehbar.
Geschichte / Kommentar:
Das Lied schrieb 1907 Heinrich Eildermann unter
dem Pseudonym Heinrich Arnolf. Der Lehrer gehörte der linken
Bremer Sozialdemokraten an und war Förderer der
Arbeiterjugendbewegung jener Phase und musste in der restriktiven
Kaiserzeit politisch vorsichtig sein.
Über die Entstehung des Liedes schrieb er
„Kampflieder, immer wieder Kampflieder … Öfter aber
wurde das Bedürfnis rege nach einem eigentlichen Lied der
Arbeiterjugend. ÄWir sind die Arbeitsmänner, das
Proletariat’ mußte ersetzt werden durch ‚Die junge
Garde des Proletariats’. Eines Morgens, bevor ich aufstand, war
das Lied fertig …“1
1910 wurde es erstmalig in der Berliner Zeitung
„Arbeiterjugend“.
Die Melodie wurde von dem im 19. Jahrhundert sehr
bekannten Andreas-Hofer-Liedes (Zu Mantua in Banden) übernommen,
das in der Version von Johann Mosts „Arbeitsmänner“
(Wer schafft das Gold zutage) bereits musikalischer Teil der
Arbeiterbewegung geworden war.
Auch Eildermanns „Lied der Jugend“
fand über die Grenzen Deutschlands hinaus Verbreitung und wurde
laut Inge Lammel „in einer überarbeiteten Fassung zu einem
der ersten Lieder des Sowjetischen Komsomol.“
1 Hier nach Inge Lammel, die das Zitat der
„Sächsischen Zeitung“, Dresden vom 14.12.1949
entnommen hat.
Quellen:
SPD
F31 – Die Falken singen. Eine Auswahl
unserer Lieder, Herausgegeben von der Reichsarbeitsgemeinschaft der
Kinderfreunde Deutschlands, Berlin SW 68, Lindenstraße 3, o. J.
(ca. 1931) Nr. 12.
Die politischen Lieder von KPD, KJVD und RFB
Kampflieder. FSJ, Verlag Junge Garde (1) 1919, Nr.
3, S. 7f. (19a)
Proletarier singe. Kampf- und Volkslieder, HH Juli
1919 (3 Versch. Tit, S. 21. (19b)
Kampflieder. FSJ, Verlag Junge Garde (21.-40.
Tsd.) 1920, Nr. 7, S. 14f. (20a)
Kampfgesang. Proletarische Freiheitslieder, Berlin
(KAPD), 1920 + 21 Nr. 5, S. 16. (20b)
Kampfgesang. Proletarische Freiheitslieder, Berlin
(KAPD), 1921. S. 14.
Gesang wird gekämpft’!, 1922, S. 19.
Kampflieder, KPD und KJ, VIVA, 1923, Nr. 24, S. 50
(23a)
Kampflieder, VIVA, 1923, Nr. 25, S. 52. (23b)
Mit Gesang wird gekämpft’!, 1924, 21.
bis 30. Tausend, Verlag „Junge Garde“ Berlin O 17, Nr. 8,
S. 11.
Rot Front. Neues Kampf-Liederbuch, Berlin 1925,
Nr. 17, S. 27
Zum roten Sturm voran. Kampfliederbuch, Berlin
1926, Nr. 17, S. 27.
Rot Front. Das neue Liederbuch mit Noten, 1927
(Verlag Junge Garde, Berlin) Nr. 25, S. 48.
Front Kämpfer Liederbuch, 21.-40. Tausend,
Berlin 1928/29, S. 6.
Mit Lenin. 50 Kampflieder, 21.-40. Tausend (ca.
1928/29), Nr. 10, S. 6.
Mit Gesang wird gekämpft’!, 1928, Nr.
15, S. 8.
Arbeiter-Lieder (ca. 1929), Eine Sammlung
proletarischer Kampflieder, Wander-, Volks- und heiterer Lieder.
– Wien: Grünberg, 94 S. [Lammel, Biblio. Nr. 4040, S. 67
[wie Nr. 359 ] S. 14.
Arbeiter-Kampfliederbuch. (Paul Schmidt), Berlin
Ca. 1930, S. 7.
Arbeiter-Lieder (ca. 1930), KJVD, Verlag Junge
Garde: Hermann Remmele, Berlin, Nr. 14, S. 8.
Arbeiterlieder. Unter roten Fahnen. Kampflieder,
ca. 1930 (Lammel Nr. 428), S. 17.
Inge Lammel, Lieder der Partei, Berlin 1961, Nr.
11, S. 28.
Lammel/Andert, Und weil der Mensch ein mensch ist,
Dortmund 1986, S. 111, Nr. 76:
Inge Lammel, Lieder der Partei, Berlin 1961, Das
Lied im Kampf geboren Heft 10, Nr. 11, S. 28f.