Richard Dehmel
(1863-1920)
Richard Fedor Leopold Dehmel wurde am 18. November 1863 als Kind des Revier- und
Stadtförster Fedor Dehmel (1835-1932) in Hirschberg und bei
Kremmen (Mark). und dessen Ehefrau Louise
Fließschmidt (1829–1905)
in Hermsdorf bei Wendisch Buchholz, Provinz Brandenburg (heute Ortsteil
der Gemeinde Münchehofe) geboren.
Richard Dehmel ging in Kremmen zur Schule. 1872
war er kurzzeitig auf dem Sophien-Gymnasium in Berlin, wechselte aber
nach einer Auseinandersetzung mit dem Direktor an das städtische
Gymnasium in Danzig. Nach seinem Abitur 1882 studierte er in Berlin
Naturwissenschaften, Nationalökonomie und Philosophie. 1887 wurde
er zu einem Thema aus der Versicherungswirtschaft promoviert. 1882
wurde er Mitglied der Burschenschaft Hevellia Berlin. Er arbeitete als
Sekretär im Verband der Privaten
Deutschen Versicherungsgesellschaften in
Berlin. 1889 heiratete er die Märchendichterin Paula Oppenheimer
(1862–1918), eine Tochter des Rabbiners der jüdischen
Reformgemeinde Berlin Julius Oppenheimer. Sie hatten zusammen einen
Sohn und zwei Töchter sowie einen Adoptivsohn.
Um 1890 verfasste er Kinderbücher; seine
ersten Gedichtbände erschienen 1891 (Erlösungen) und 1893 (Aber die Liebe). Ab 1894 konnte er als freier Schriftsteller arbeiten.
Dehmel war auch Mitbegründer der Zeitschrift PAN. 1896 kam es zu einem Skandal,
der ihn deutlich bekannter machte. Sein Gedicht Venus Consolatrix
(Gedichtband „Weib und Welt“) trug ihm eine Verurteilung
wegen „Verletzung religiöser und sittlicher
Gefühle“ bei.
Nach der Scheidung von seiner ersten Frau Paula
1899 unternahm Dehmel mit seiner späteren zweiten Frau
(Hochzeit 1901), Ida, geborene Coblenz, verheiratete Auerbach, kennen. Ida Auerbach
(1870–1942) weite Reisen durch Europa. 1901 zog er nach Hamburg
in die Nähe zu seinem Freund Detlev von Liliencron, und er
heiratete Ida Auerbach. 1912 zog er nach Blankenese. 1914 meldete
Dehmel sich freiwillig zum Militäreinsatz (Infanterie-Regiment
„Graf Bose“ (1. Thüringisches) Nr. 31) und diente bis
1916. Dehmel starb am 8. Februar 1920 in Blankenese an einer
Venenentzündung, die er sich im Krieg zugezogenen hatte.
Dehmel galt vor dem Ersten Weltkrieg mit seiner
oft sinnlichen bis erotischen Lyrik als einer der bedeutendsten
deutschsprachigen Lyriker und hatte einen enormen Einfluss auf die
jungen Dichter seiner Zeit. Doch er motivierte auch eine lange Reihe
von Komponisten. Zu ihnen gehörten Richard Strauss, Jean Sibelius,
Hans Pfitzner, Max Reger, Arnold Schönberg, Heinrich Kaspar
Schmid, Anton Webern, Karol Szymanowski, Jan van Gilse und Kurt Weill.
Lieder:
Aus dem Buch „Arbeiter-Fest-Tage“ der
österreichischen Arbeiterbewegung stammen die ersten vier Gedicht
zum Ersten Mai von Richard Dehmel:
Maifeierlied
Es war wohl einst am ersten Mai,
viel Kinder tanzten in einer Reih,
arme mit reichen, und hatten die gleichen
vielen Stunden zur Freude frei.
Es ist auch heute erster Mai,
viel Männer schreiten in einer Reih,
dumpf schallt ihr Marschgestampf,
heut hat man ohne Kampf
keine Stunde zur Freude frei.
3. Doch wohl kommt einst einerster Mai,
da tritt alles Volk in eine Reih,
mit einem Schlage hats alle Tage
ein paar Stunden zur Freude frei.
Aus: Arbeiterfesttage, Wien 1928 (2. Aufl. 6.-9.
Tsd.), S. 3
Aus: Arbeiterfesttage, Wien 1928 (2. Aufl. 6.-9.
Tsd.), S. 3f.
Mit Noten aus Guttmann, Männerchor 1929, Nr.
11, S. 44ff. Hier!
Erntelied
Es steht ein goldnes Garbenfeld,
das geht bis an den Rand der Welt.
Mahle, Mühle, mahle!
Es stockt der Wind im weiten Land,
viel Mühlen stehn am Himmelsrand.
Mahle, Mühle, mahle!
Es kommt ein dunkles Abendrot,
viel arme Leute schrein nach Brot.
Mahle, Mühle, mahle!
Es hält die Nacht den Sturm im Schoß,
und morgen geht die Arbeit los.
Mahle, Mühle, mahle!
Es fegt der Sturm die Felder rein,
es wird kein Mensch mehr Hunger schrein.
Mahle, Mühle, mahle!
Aus: Arbeiterfesttage, Wien 1928 (2. Aufl. 6.-9.
Tsd.), S. 4.
Zu seinen Werken siehe u.a. bei Wikipedia.