Brüder, zur Sonne zur Freiheit (3)
Nach einem Gedicht von erich Mühsam.
Musik: Siegfried Köhler
Erkl.: 1958 druckt die Zeitung "Junge
Welt" als Beitrag zur Vorbereitung des 40. Jahrestages der
November-revolution den "Rotgardistenmarsch" von Erich
Mühsam ab, den er in der Festung Ansbach im Januar 1920
verfaßt hatte Siegfried Köhler verarbeitete einen Teil der
Verse in seinem Lied.
Ein neuer Text auf die Melodie „Brüder,
zur Sonne" stammte z.B. von Max Bernsdorf mit dem Lied der
Proleten („Orgesch, vor euren Gewehren").
Die Praxis in den Liederbüchern der rechten,
völkischen Szene
Auf Seiten der völkischen Rechten wurde das
Lied erstaunlich vielfach genutzt. So gab es vier verschiedene
Liedtypen, die auf die Melodie gesungen wurden.
V1 = Brüder, zur Sonne, zur Freiheit! (4
Str.)
V2 = Brüder in Zechen und Gruben (6 Str.)
V3 = Brüder, formiert die Kolonnen!
V4 = Wir tragen das Banner der Freiheit (3 Str.)
Das Ausgangslied „Brüder, zur Sonne zur
Freiheit ist von den 40 vorliegenden Liederbüchern aus dieser
Szene 7-mal in den Jahren 1932-36 enthalten. 3-mal hat es
„nur“ die drei Strophen der Standartversion von Scherchen
übernommen und vier mit einer vierten Strophe:
4. Brecht das Joch der Tyrannen,
die euch so endlos gequält!
Schwenkt die Hakenkreuzfahne
über dem Arbeiterstaat.
Deutlich an der Spitze steht „Brüder,
in Zechen und Gruben“ (20-mal). Allerdings mit einem Stamm an
Strophen und einigen unterschiedlichen Erweiterungen. Die erste Version
erschien in dem Liederbuch „Kampflieder“
„Die Autorschaft an der Nachdichtung des
russischen Liedtextes wird 1921 in der frühesten bekannten
Publikation dieser Umdichtung, in dem Liederbuch
„Kampflieder“ (Hrsg. Kommunistische Jugend Deutschlands.
Berlin: Junge Garde, S. 2f. (Nr. 1) dem Schriftsteller Max Barthel
(1893–1975) zugeschrieben.
Version 2: Brüder in Zechen und Gruben
Diese Version variiert.
1. Das Stahlhelm Liederbuch, vermutlich vor 1930
erschienen, zeigt zwei entscheidende Änderungen. So ist die zweite
Strophe an die dritte Stelle verschoben und die dritte an die zweite
mit dem folgenden, auf den Stahlhelm abzielenden Text verändert.
Das gleiche vollzieht sich in der sechsten Strophe:
2. Einmal, da kommt unser Führer;
Ihn lockt nicht gold’ner Sold,
der von den jüdischen Thronen
vor seine Füße rollt!
6. Seldte treu ergeben,
treu bis in den Tod.
Seldte wird uns führen
einst aus dieser Not!.
Im Liederbuch „Deutsche Lieder im Wehr und
Arbeitsdienst, Hamburg 1933, S. 4f. heißen die Strophen zwei und
sechs:
2. Seldte ist unser Führer;
Ihn lockt nicht gold’ner Sold,
der von den jüdischen Thronen
vor seine Füße rollt!
6. Seldte treu ergeben,
treu bis in den Tod.
Seldte wird uns führen
einst aus dieser Not!.
2. Das SA-Liederbuch von Röhm fügt eine
siebte Strophe an:
7a. Einst war’n wir Kommunisten,
Stahlhelm und S.P.D.
heute Nationalsozialisten,
Kämpfer der N.S.D.A.P.
Diese Strophe findet sich auch im HJ-Liederbuch
„Unser Lied“ aus Hamburg. Dort wurden allerdings
zusätzlich die zweite Strophe fortgelassen und die fünfte und
sechste vertauscht.
Die zweite Strophe gänzlich entfalle
ließen fünf Herausgeber.
Das „Liederbuch“ der
„Gaupropagandaleitung der NSDAP. Gau Essen“ (o.J.)
vermutlich von 1933 hat zusätzlich zu den Strophen 1 bis 6 drei
weitere dokumentiert:
Gau Essen plus:
7. Wir sind die Schmiede der Wahrheit
wir hämmern bei Tag und Nacht,
den Erdball, den soll es umdröhnen,
wir, ja wir sind erwacht.
8. Hitler, führ’ uns zum Siege,
führ’ uns zu Kampf oder Tod,
führ’ uns zur Hakenkreuzfahne,
der heiligen Fahne der Not!
9. Hakenkreuz am Arme,
blutig-rot das Band,
Nationalsozialisten
Werden wir genannt.
Zweimal kommt eine Strophe hinzu, die an das
Barthel’sche „Brüder ergreift die Gewehre“
erinnert:
7b. Ladet die blanken Gewehre,
ladet mit Pulver und mit Blei!
Schießt auf die Vaterlandsverräter,
nieder mit der Judentyrannei!