Bienen
Bienen ziehen durch mein Hemd,
gestern und auch heute.
Ziehe kleines Bienchen hin
zieh’ hinaus ins Weite.
Zieh’ hinaus bis an das Haus,
Wo die Winden sprießen,
Wenn du einen Kunden schaust,
Sag ich laß ihn grüßen.
Biene = Laus, Kleiderlaus, Ungeziefer
Winde = Arbeitshaus; Haus; Krankenhaus; Tor,
Türflügel.
Geschichte / Kommentar:
Dieses Lied über den ständigen Begleiter
der Kunden, die Laus, versprüht eine seltsame Mischung aus Klage,
lyrischen Ausdruck und grotesker Wehmut. Seine Bienen sollen in
„das Haus wo die Winden sprießen“ - eine
faszinierende Umschreibung für das „Arbeitshaus“ -
einen anderen Kunden grüßen. Geschrieben wurde es auf
Heinrich Heines „Leise zieht durch mein Gemüth“, auf
das Felix Mendelssohn-Bartholdy die Melodie schrieb. Das Lied war vor
1914 sehr beliebt und findet sich in vielen Liederbüchern.
Steinitz dokumentierte eine weiter Parodie aus dem Jahr 1916. Diese
wurde in den Schützengräben in Rußland viel gesungen.
Dort heißt es in der ersten Strophe u.a. „Klinge, kleines
Friedenslied, kling hinaus ins Weite“.
Quellen:
Hans Ostwald, Lieder aus dem Rinnstein, Leipzig
und Berlin 1904, Bd. 2, S. 91 (2.5.50) Erkl.: von A. H. mitgeteilt.
Wolfgang Steinitz, Dt. Volkslieder demokratischen
Charakters aus sechs Jahrhunderten, Berlin (Ost) Bd. 2 Nr. 274, S.
406f.