Das Märchen vom Ringlein.
1. Bald gras ich am Neckar, bald gras ich am
Rhein,
bald hab ich ein Schätzel, bald hab ich auch
kein’s.
2. Was batt* mich mein Grafen, wann d’Sichel
nit schneid?
Was batt mich mein Schätzel, wenns bei mir
nit bleibt?
- - -
3. Und soll ich dann grasen am Neckar, am Rhein,
So werf ich mein schönes Goldringlein hinein.
4. Es fließet im Necker, es fließet im
Rhein;
Soll schwimmen hinunter ins riefe Meer
’nein.
5. Und schwimmt es das Ringlein, so frisst es ein
Fisch;
Das Fischlein soll kommen aufs König
sein’n Tisch.
6. Der König thät fragen, wem’s
Ringleich soll sein?
Da thät mein Schatz sagen: „Das
Ringlein ghört mein!“
7. Mein Schätzlein thät springen bergauf
und bergein,
Thät wiederum bringen das Goldringlein fein.
8. „Kannst grasen am Neckar, kannst grasen
am Rhein,
Wirf du mir nur immer dein Ringlein hinein!“
Geschichte / Kommentar:
Der Text wurde zuerst im Wunderhorn II. 1808, S.
15 (u. A. 18) veröffentlicht, wie Erk/Böhme mitteilen,
„durch Frau von Plattberg an Arnim mitgetheilt“. Danach
wurde es in viele Liederbücher übernommen. Strophe eins und
zwei gelten in ihrem Ursprung als süddeutsche Schnadahüfl,
die aus dem ältern Tanzreim hervorgegangen sind:
„Bald Gras ich am Acker, bald gras ich am
Rain,
bald hab ich ein Schätzle, bald bin ich
allein.“
Strophe drei bis acht sind hinzugedichtet. diese
Kunstdichtungen und „bilden eine Romanze vom Schicksal des
Ringes“ (EB2).
Die Melodie mit obigem Text steht zuerst gedruckt
in Gerig’s Auswahl etc. Lpz. 1830, S. 393. Genau so zu einem
andern Texte in „Quodlibet, oder komische Lieder und Gesänge
vom Wiener Theater.“ Hamb. bei A. Cranz (um 1825). Anfang:
„Wenn schon ich ein Schatz möchte,
müßts ein anderer sein,
Und so frisch wie ein Hecht, nicht z’
groß und nicht z’ klein.“ –
„Erk gibt sie streng nach dem Original 1830
(wie hier) in seiner Germania 162. Im Liederhort Nr. 87 hat er noch die
Mel. „Kimmt a Vogerl geflogen“ vorangestellt.“ (EB2)
¶ 2,1 batten, helfen, nützen; als: Was
hilft mir etc. -
Erk/Böhme dokumentieren außerdem unter
der Überschrift „Süddeutsche Tanzreime“ die
folgenden Strophen [Noten hier]:
1. Bald gras ich am Neckar, bald gras ich am
Rhein,
bald hab ich schön Schatzel, bald bin ich
allein.
Joidi, joidi, vallerallera rallerallera, joidi,
joidi, rallerallerallera
2. Was batt mich das Grase, wann’s Sichel
net schneidt:
Was bnatt mich schön Schätzel, wanns bei
mir net bleibt?
3. Da drüben bin ich rüber, wo’s
kaiserlich is:
Mein Schatz is mer lieber, als Gedl auf dem Tisch.
4. Das Geld auf dem Tisch und das Glas in der Hand:
Wo bleibt denn mein Schätzerl? die Zeit ward
mer lang.
Das Liedchen mit seiner schönen Weise von
einem Schmiede im Odenwald gesungen, stammt offenbar (wie Str. 3
verrätz) aus Oesterreich.
Aus der Lahngegen 1880 folgen noch zwei
Scherzreime, die nach der allbekannten Melodie „Bald gras
ich“ gesungen wurden.
Mei Dinal hat d’ Nas’n schö
mitten im Gesicht,
Darf sakrisch acht gebn daß’s Herfdt
nöt wegbricht.
2. Mei Dinal hat Zahnerl, so weiß wie a
Schnee,
Sind all zusamm eing’setzt, drum thuns ihr
nöt weh.
Auf die Melodie wurde geschrieben:
Quelle:
Ludwig Erk u. Franz Magnus Böhme, Deutscher
Liederhort, Bd.2, Leipzig 1925, Nr. 1048, S. 788f.
Friedrich Silcher u. Friedrich Erk, Allgemeines
Deutsches Commersbuch, Lahr 1919, S. 514.