Amol es gewen a Maisse

Amol is gewen a Maisse,
die Maisse is gornit freilach,
die Maisse hejbt sich onet
mit a jidischen Mejlach.

Ljulinke main Vejgele,
ljulinke main Kind,
’ch hob angeworen asa Liebe,
wejh is mir un wind.
 
2. Amol is gewen a Mejlach,
Der Mejlach hot gehat a Malke,
Die Malke hot gehat a Waingorten.
Ljulinke, mein Kind!

Ljulinke main Vejgele, ...

3. Der Waingorten hat gehat a Bejm,
Der Beim hot gehat a Zwaig,
Der Zwaig ho gehat a Nestele.
Ljulinke, main Kind!

Ljulinke main Vejgele, ...
 
4. Der Nest hot gehat a Vejgele,
die Vejgele hot gehat a Fligele,
die Fligele hot gehat a Federl,
Ljulinke, main Kind!

Ljulinke main Vejgele, ...
 
5. Der Feder’l hot gehat a Kischele,
der Kischele hot gehat a Mejlach,
der Meilach hot gehat a Malke.
Ljulinke, main Kind!

Ljulinke main Vejgele, ...
 
6. Der Mejlach is opgestorben,
die Malke is geworen vardorben;
der Bejm is opgebrochen,
die Vejgele vun Nestl antlofen.

Ljulinke main Vejgele, ...
 
7. Wu nehmt men asa Lejter,
Lang toisend Ejlen?
Wu nehmt men asa Chochom,
Wos soll kennen die Steren zejhlen?

Ljulinke main Vejgele, ...
 
8. Wu nehmt men asa Chochom,
Wos soll kennen maine Wunden zejhlen?
Wu nehmt man asa Dokter,
Wos soll kennen main Harz hejlen?

Ljulinke main Vejgele, ...

Es war einmal ein Märlein

Es war einmal ein Märlein,
Das Märlein ist gar nicht fröhlich;
das Märlein, das hebt an
mit einem jüdischen König,

Schlafe süß, mein Vöglein,
Schlafe süß, mein Kind!
Ich verlor das Liebst,
Weh ist mir und wind!
 
2. Es war einmal ein König,
der hatt’ eine Königin,
die Königin hatt’ einen Weingarten -
schlafe süß, mein Kind!

Schlafe süß, mein Vöglein, ...

3. Der Weingarten hatt’ einen Baum,
der Baum hatt’ einen Zweig,
der Zweig hatt’ ein Nestchen -
schlafe süß, mein Kind!

Schlafe süß, mein Vöglein, ...
 
4. Das Nest hatt’ ein Vögelein,
das Vöglein hatt’ ein Flügelchen,
das Flügelchen hatt’ ein Federchen.
Schlafe süß, mein Kind!

Schlafe süß, mein Vöglein, ...
 
5. Das Federchen hatt’ ein Kissen,
das Kissen hatt’ einen König,
der König hatt’ eine Königin.
Schlafe süß, mein Kind!

Schlafe süß, mein Vöglein, ...
 
6. Der König ist gesorben,
die Königin verdorben,
der Baum ist umgebrochen,
das Vöglein ist entflogen.

Schlafe süß, mein Vöglein, ...
 
7. Wo nimmt man eine Leiter,
die tausend Ellen hält?
Wu nehmt men asa Chochom,
wos soll kennen die Steren zejhlen?

Schlafe süß, mein Vöglein, ...
 
8. Wo nimmt man einen Weisen,
der mir zählt jede Wund?
Wo nimmt man einen Arzt her,
der’s Herz mir macht gesund?

Schlafe süß, mein Vöglein, ...


Andere Titel:
Text: unbekannt (trad.)
Melodie: unbekannt (trad.)
Noten:
Vorlage:
Kategorie: Jüdisches Lied,
Zeit: 1918,
Geschichte / Kommentar: 

Das Lied haben wir der Liedersammlung „Ostjüdische Volkslieder“ von Alexander Eliasberg übernommen, der dazu folgenden Kommentar abgibt:

G. & M. Nr. 83. Kowno.


Worterklärung von Eliasberg:
Str. 1, Z. 1: Maisse (h) = Geschichte. Z. 4: Mejlach (h) = König. Z. 5: Ljudinke (p) = eiapopeia.
Z. 7: engeworen von onweren (d) (ohne werden?) = verlieren.
Str. 2, Z. 2: Malke (h) = Königin.
Str. 5: Die Beziehungen zwischen Feder, Kissen und König sind unklar.
Str. 7, Z. 3: Chochom (h) = Weiter.

Kaufmann, der nur die Srophen 1-4 und 6 dokumentiert, schreibt dazu:

Es gibt einige etwas redselige Erweiterungen des Liedes; die hierher gestellte ganz konzise Fassung beansprucht ein unsentimentales und doch liebliches Singen


Quelle:
Alexander Eliasberg, Ostjüdische Volkslieder, München 1918, Nr. 15, S. 60f. und S. 224.
Kaufmann, Fritz Mordechai (Hrsg.). Die schönsten Lieder der Ostjuden, Berlin 1935 (1920), Nr. 17, S. 36, 5 Str. / 2/4-Takt a-moll
Peter Roland (ohne Erklärung)
Lin Jaldati / Eberhard Rebling, Es brennt, Brüder, es brennt, Berlin (DDR) 1985 (1. Aufl., 310 S.), (Strophen 1, 2, 6, 7, 8)
Hai und Topsy Frankl, Jiddische Lieder, 1998, S. 34
Hai und Topsy Frankl, Wenn der Rabbi singt. Jiddische Lieder, 1998, S. 33 (keine Erläuterungen)


Disco:
Peter Roland, Lieder der Ostjuden 1, Edition PR bertsch 67


 
 
 
 
 
 
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