Donaustrudel
1. Als wir jüngst in Regensburg waren,
Sind wir über den Strudel gefahren,
Da waren viele Holden, die mitfahren wollten:
Schwäbische bairische Dirndel juchhe!
muß der Schiffmann führen.
2. Und ein Mädel von zwölf Jahren
Ist mit über den Strudel gefahren;
Weil sie noch nicht lieben kunnt’,
Fuhr sie sicher über Strudels Grund.
Schwäbische, Bairische Mädel etc.
3. Und vom hohen Bergesschlosse
Kam auf stolzem schwarzen Rosse
Adlig Fräulein Kunigund,
Wollt mitfahr’n über’s Strudels
Grund.
Schwäbische, Bairische Mädel etc.
4. ‚Schiffsmann, lieber Schiffsmann mein,
Sollt’s denn so gefährlich sein?
Schiffsmann, sags mir ehrlich,
Ists denn so gefährlich?’
Schwäbische, Bairische Mädel etc.
5. „Wenn der Myrthenkranz geblieben,
Landet froh und sicher drüben;
Wer ihn hat verloren,
Ist dem Tod erkoren.“
Schwäbische, Bairische Mädel etc.
6. als sie auf die Mitt’ gekommen,
Kam ein großer Nix geschwommen,
Nahm das Fräulein Kunigund,
Fuhr mit ihr in des Strudels Grund.
Geschichte / Kommentar:
Das bayerische Volkslied war mit der gleichen
Melodie im 19. Jh. in „fast in allen Commersbüchern“
vertreten (EB1 Nr. 136) Aber auch in den meisten deutschen
Landesteilen. Pröhle, Volksl. aus dem Harz, Nr. 14. Pröhle
nennt EB zufolge: die Melodie „höchst naiv und malerisch,
gleichsam das Erstaunen über die ungeheurliche Wirkung der Liebe
ausdrückend.
Ein andres Lied über dasselbe Thema mit
folgender Anfangsstrophe (Ditfurth, Volks- und Gesellschaftslieder, Nr.
25 :
Ging ich einstmal auf der Au
Durch den Wald spazieren
Kommt ein Schiffmann von Passau,
Wollte mich vexiren. Und als ich kam
an’s Schiff dahin,
Da saßen nichts als Mädels drin:
Schwäbisch, bairische Dirndel, juchhe!
Muß der Schiffmann führen. etc.
Noch älter ist das Passauer Schifferlied aus
Oesterreich bei Kretzschmer II, 323 mit anderer Melodie:
1. Geh i halt wohl’ in den Wald
In den Wald spazieren,
Kommt ein Schiff von Passau an,
Wollte mich vexieren 2. Und als ich kam
an’s Schiff dahin,
Saßen nichts als Mädel drin:
Schwäbische, bayrische Dirnl, juchhe!
Muß der Schiffmann führen. (5 Str.)
EB schreiben weiter:: „Das Lied vom
Donauschiffer soll seit 1750 bekannt sein und wird noch heute von
Studenten und vom Volke gesungen; überall hat es wesentlich
dieselbe Melodie und seinen unveränderten Kehrreim.“ Ein
Vorgänger ist bislang nicht bekannt. EB nennen aber noch ein
Jüngeres, gekürztes Lied.
‚Ei, du fein lieber Schiffsmann mein, / Obs
noch weit bis zum Strudel mag sein?’ / Aber gesteh mirs auch
ehrlich, ob’s mit sei gefährlich?’ / Schwäbische,
bairische Dirndel juchhe! / muß der Schiffsmann führen.
2. „Wer noch nie geliebt hat, / Fürchte
nicht des Strudels Kraft; / Doch wer die Lieb schon erfahren / Mag sich
wohl bewahren!“ / Schwäbische, Bairische etc.
3. Und ein Dirndel von sechzehn Jahren / Ist mit
über den Strudel gefahren; / Aber sie ist auch geblieben, / Weil
sie schon thät lieben, / Schwäbische, Bairische etc.
(Liederbuch für Künstler. Berlin 1833 Nr. 180 (mit
Mel.).
Quellen:
Erk/Böhme, Deutscher Liederhort Bd. 1, Nr.
136, S. 459f.